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Aragami: Shadow Edition

von

Marco Lipke

Bereits 2016 erschien mit Aragami“ ein durchaus interessantes Stealth-Spiel, das durch seine simplen und dennoch spaßig umgesetzten Mechaniken unterhalten konnte. Im vergangenen Jahr folgte dann die Erweiterung, die zwar deutlich kürzer als das Hauptspiel ausfiel, dafür insbesondere in Punkto Leveldesign diverse Kritikpunkte in Angriff nahm. Das komplette Paket erscheint nun für Nintendo Switch, weshalb wir uns in den Schatten versteckt haben um euch zu verraten, ob die Portierung gelungen ist.

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Komplettpaket

Im Hauptmenü angekommen, stehen dem Spieler gleich mehrere Optionen zur Verfügung. Neben dem Hauptspiel ist nämlich auch die Erweiterung sofort auswählbar, und beide Komponenten können sowohl solo als auch im Mehrspieler-Modus online bestritten werden. Leider war es uns im Test-Zeitraum nicht möglich, die kooperativen Schleichmissionen anzugehen. Sollte es zu keinen Verbindungsproblemen kommen, haben allerdings die bisherigen Umsetzungen bewiesen, dass der Trip für zwei Spieler sehr gute Unterhaltung bietet, insbesondere in den größeren Leveln.

Aus gleich mehreren Gründen sollten Neulinge zuerst die Hauptgeschichte von „Aragami“ in Angriff nehmen, schließlich werden hier nicht nur die grundlegenden Mechaniken eingeführt, sondern die Level sind auch anfangs kleiner sowie linearer. Zudem benötigt die Vorgeschichte entsprechendes Wissen über die Welt, allerdings ist die Handlung zugleich eine der größten Schwächen des Spieles. Als Rachegeist wird der Hauptcharakter beschworen, um dem Mädchen Yamiko zu helfen, aus der besetzten Stadt Kyuryu zu fliehen. Durch Rückblenden erfahren Protagonist und Spieler mehr über das vorherige Leben des Geistes, und obwohl es durchaus interessante Momente gibt, bleibt die Geschichte flach und verkommt zum Beiwerk. Das liegt auch an der Präsentation, denn statt gesprochenen Dialogen gibt es nur Gebrabbel in einer Fantasiesprache, die furchtbar klingt, während sich die Texte regelrecht belanglos lesen.

Leise durch die Schatten

Die wahre Stärke des Spieles liegt im Gameplay. Aragami ist nämlich ein überaus schwacher Charakter und bereits ein Treffer der Feinde sorgt für das Ableben des Protagonisten. Glücklicherweise besitzt der Held die Fähigkeit sich zu teleportieren, vorausgesetzt das Ziel liegt im Schatten. Dadurch muss der Spieler nicht langsam von Punkt A nach B laufen, sondern kann sich blitzschnell durch die Areale bewegen, Vorsicht ist natürlich dennoch geboten. Einerseits entziehen Lichtquellen dem Aragami Energie, die er für das Ausführen der Fähigkeiten benötigt, andersrum laufen überall Wachen rum. Diese kann man ebenfalls mit nur einem Knopfdruck ausschalten, da die Patrouillen selten alleine daher kommen, wird es zur Herausforderung, die Ziele zu erreichen und dabei unentdeckt zu bleiben. 

Die Grundmechanik funktioniert wunderbar und auch, wenn das Zielen per Controller etwas ungenau sein kann, ist das nur eine Gewöhnungssache. Viel zu spannend sind die freischaltbaren Fähigkeiten, darunter Schatten zu erzeugen und sogar Dämonen aus dem Boden zu beschwören. Über die Dauer der 13 Kapitel werden immer mehr Möglichkeiten eingeführt, Feinde aus dem Weg zu schaffen. Leider sind diese meist offensiver Natur und wer versucht, ohne Opfer durch die Areale zu schleichen, sollte sich mit den grundlegenden Hilfsmitteln zufrieden geben. Ebenfalls ein schöner Umstand ist das UI, das komplett auf den Hauptcharakter verlagert wurde. Statt Anzeigen gibt die Farbe des Helden sowie seines Umhangs an, wann Fähigkeiten angewandt werden können und wie sichtbar man für die Gegner ist.

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Zu späte Freiheiten

Gerade in den ersten Stunden glänzt „Aragami“ nicht durch vielfältiges Leveldesign. Viele kleine Gebiete und lineare Wege dominieren die Schleichereien und erst in den späteren Kapiteln entfaltet sich das komplette Potential des Spieles. Sobald das passiert kommt dann auch Spielspaß auf, schließlich muss der Spieler die Fähigkeiten einsetzen, die Umgebung auskundschaften und die Feinde wahlweise eliminieren oder umgehen. Tode geschehen häufig und sind durch faire Rücksetzpunkte keine Motivationkiller. Die Abwechslung hält sich leider in Grenzen, was auch an den optisch stets ähnlichen Gebieten liegt. Das hat natürlich innerhalb der Geschichte seinen Sinn, führt aber leider zu einem recht monotonen Ablauf ohne große Abwechslung. 

Das Leveldesign selbst führt auch nicht genug spannende Elemente ein, um durchweg zu überzeugen. Besonders tragisch werden diese Probleme gerade weil das Gameplay eigentlich wunderbar unterhaltsam ist, die Macher daraus aber zu wenig gemacht haben. Erst, wenn man seine Erwartungen entsprechend angepasst hat und vielleicht auch mit einem Freund auf Meucheljagd geht, wird „Aragami“ zu einer sehr unterhaltsamen Zeit. Zudem werden durch drei Bosse dann doch abwechslungsreiche Highlights geboten, die die immer gleichen Klon-Gegner aber nicht verschmerzbar machen.

Konsequente Gameplay-Fortsetzung

„Aragami: Nightfall“ macht da weiter, wo das Hauptabenteuer aufgehört hat. Zumindest spielerisch, denn die Handlung ist vor den Ereignissen des Hauptspieles angesiedelt und bleibt auf einem ähnlich niedrigen Niveau. Dafür werden einige Kritikpunkte angegangen, denn die Level sind konsequent weitläufig und unterscheiden sich auch optisch voneinander. Vier neue Fähigkeiten sorgen zusätzlich für mehr Möglichkeiten, Gegner auszuschalten, und obwohl es gerne mehr hätten sein können, beweist das Spielprinzip einmal mehr seine Qualität. Der Umfang ist mit vier Kapiteln relativ gering ausgefallen, sodass nach drei Stunden bereits Schluss ist. Die großen Level mit interessantem Design sind dafür erstklassig und wenn man bedenkt, dass Nintendo Switch-Spieler sofort das ganze Paket erhalten, ist der Inhalt definitiv gelungen.

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Die Ruckler bleiben auch auf Switch

Der gewählte Cel Shading-Stil sieht extrem gut aus. Die Umgebungen wirken bunt und düster zugleich, was durch die Licht- und Schatten-Effekte, die auch spielerisch sehr wichtig sind, ein sehr stimmiges Gesamtbild ergibt. Der Hauptcharakter passt wunderbar in diese Kulisse, hebt sich aber genug von ihr ab, um stets für den Spieler sichtbar zu bleiben. Die Gegnermodelle überzeugen da schon weniger und fallen vor allem durch ihr generisches Design ohne jegliche Vielfalt auf. Dafür weiß der dezente Soundtrack die wunderbare Atmosphäre zu unterstützen. Auch die Soundeffekte passen zum Setting, dürften allerdings vielfältiger sein, insbesondere die Schritte klingen stets gleich, egal, auf welchem Untergrund sich die Feinde befinden.

Weniger stark ist die Bildrate, die sowohl im Handheld-Modus als auch am TV einige Aussetzer hat, ebenso wie bereits die vorherigen Umsetzungen. Das trübt das Gesamtbild enorm, auch weil die tollen Animationen und Effekte dadurch nie flüssig ablaufen können. Weiterhin ist die Kamera oftmals ein Problem und versteckt sich der Held an einer Wand, muss ordentlich nachjustiert werden, um den Überblick zu behalten.

Unsere Wertung

0/10

Fazit

Aragami: Shadow Edition“ ist auch auf Nintendo Switch ein unterhaltsamer Trip durch die Schatten. Das grundlegende Gameplay weiß zu überzeugen und wird durch die verschiedenen Fähigkeiten vielfältig genug, um über die Spiellänge zu unterhalten. Da „Nightfall“ ebenfalls im Paket ist, bleibt auch der Umfang gelungen und das manchmal zu lineare Level-Design wird geöffnet. Wenn die Online-Server mitmachen, sollte auch dem kooperativen Spaß nichts im Wege stehen. Leider bleibt die Handlung auf einem durchschnittlichen Niveau, und auch einige Level hätten vielfältiger sein dürfen. Technische Probleme zum Trotz wird das Spiel jeden unterhalten, der die Genre-Lücke auf Switch gefüllt sehen möchte.