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Baldur's Gate and Baldur's Gate II: Enhanced Editions

von

Marco Lipke

BioWare zählt heute zu den berühmtesten Entwicklerstudios der Videospielgeschichte. Auch wenn sich die Spiele der vergangenen Jahre als herbe Enttäuschungen entpuppt haben, vergessen Fans niemals die goldenen Zeiten. Insbesondere das zweite Werk des Studios, Baldur’s Gate“, zählt für viele zu den Meilensteinen der Rollenspiele. Was für ein Glück, dass genau dieser Titel, inklusive des Nachfolgers, nun für Konsolen erhältlich ist!

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Zeitreise

Bevor man sich zum Kauf entscheidet, sollte man sich einer wichtigen Sache bewusst sein: Hierbei handelt es sich um zwei Spiele, die 1998, beziehungsweise 2000 erscheinen sind. Zwar gab es einige Anpassungen, etwa hübschere Charakterportraits, dafür hat sich spielerisch wenig bis nichts verändert. Dementsprechend muss man eine hohe Toleranz oder den entsprechenden Nostalgie-Faktor mitbringen, um von dem etwas eingerosteten Ablauf nicht direkt abgeschreckt zu werden.

Ist das einmal aus dem Weg geräumt, darf man sich über ein riesiges Paket freuen. In der Kollektion sind nicht nur die beiden Spiele in ihren „Enhanced Editions“ enthalten, sondern auch die zahlreichen Erweiterungen. Dazu zählt unter anderem „Siege of Dragonspear“, das erst 2016 erschienen ist und die beiden Teile miteinander verknüpft. Wer wirklich alles erleben möchte, darf also weit über die 100-Stunden-Marke hinaus gehen.

Nur aufbereitet

Da die Spiele vor einigen Jahren überarbeitet wurden, ähneln sie einander technisch sehr stark. Das soll aber nicht heißen, dass es sich hierbei um waschechte Remasters handelt, denn bis auf einige HD-Texturen sowie die aufgeräumte UI sieht man den Spielen ganz klar ihr Alter an. Die Hintergründe sind verwaschen, die Charaktermodelle sehen nicht gut aus und auch die Animationen sind sehr eingeschränkt. Gleichzeitig wird aber auch nichts anderes versprochen: Konsolenspieler erhalten schlichtweg die Möglichkeit, die Klassiker endlich nachzuholen.

Die Steuerung ist bei Rollenspielen dieser Art immer ein schwieriges Thema. Es ist möglich, einen Cursor per Stick zu steuern, doch glücklicherweise haben die Macher hier eine Menge Arbeit investiert, um dies nicht notwendig zu machen. So lässt sich die Heldentruppe mit dem Stick steuern und man kann sogar über die Schultertasten die Partymitglieder auswählen. Das funktioniert erstaunlich gut und spielt sich sogar flüssiger als auf dem PC. Passend dazu gibt es kontextsensitive Menüs, sodass es extrem einfach wird, mit Personen zu reden oder Gegenstände aufzunehmen. Obwohl das Paket sehr klassisch bleibt, wurde genau der richtige Schritt unternommen, um die Spiele auf Konsolen zu bringen.

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Mächtige Welt

Doch was macht „Baldur’s Gate“ eigentlich aus? Es handelt sich um „Dungeons & Dragons“-Spiele, die vor allem durch ihren Mix aus Kämpfen und Charakterinteraktionen berühmt geworden sind. Passenderweise beginnt alles mit der Charaktererstellung, die sehr umfangreich ausfällt – schließlich wollen Herkunft und Fähigkeiten geklärt werden, da NPCs dementsprechend andere Dialoge parat haben. Die Hauptgeschichte des ersten Teiles dreht sich um eine Verschwörung, die des zweiten um einen bösen Magier, viel interessanter ist aber die Welt selbst.

Der Spieler lernt Begleiter kennen, unterhält sich mit den zahlreichen Charakteren und erledigt Quests, was nicht immer durch Kämpfe geschieht. Moralische Entscheidungen lauern an jeder Ecke und beeinflussen auch die Handlung. Selbst Begleiter des Helden können sich von der Gruppe abwenden, wenn man einer Fraktion hilft, denen diese feindlich gestimmt sind. Hier wurde die Grundlage für komplexe Quests und spannende Nebengeschichten gelegt, und obwohl die Texte sehr spärlich präsentiert werden, kann die Qualität auch heute noch mit den Genre-Größen mithalten.

Sehr klassisch

Weniger überragend ist das eigentliche Spielprinzip. Wie gesagt: Man muss eine Toleranz für veraltete Spiele haben, um das Abenteuer genießen zu können. Die Kämpfe laufen nämlich langsam ab, müssen wohl überlegt werden und wer einen Fehler begeht, wird dafür meist abgestraft. Das wohl Problematischste für viele Spieler: Hier wird das „Dungeons & Dragons“-Regelwerk angewandt, im Spiel gibt es jedoch kaum Erklärungen. Deshalb ist insbesondere der Einstieg in den ersten Teil anstrengend, da man schon in den ersten Dungeons große Herausforderungen erhält, weil man sich die entsprechenden Fähigkeiten erarbeiten muss.

Glücklicherweise gibt es mehrere Schwierigkeitsstufen, von einer brutal schwierigen bis hin zum Story-Modus, in dem man keinen Kampf verlieren kann. Das ist perfekt für diejenigen, die lediglich der Geschichte folgen wollen, während Neulinge auf der leichten Stufe angenehm gefordert werden. Zwar ist man von „Pillars of Eternity“ oder auch „Torment: Tides of Numenera“ dynamischere und komplexere Kämpfe gewöhnt, doch wer sich intensiv mit den Mechaniken auseinandersetzt, kann auch in „Baldur’s Gate“ eine Menge Spaß haben.

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Dungeons & Dragons

Wie bereits erwähnt: Spielerisch ähneln sich die beiden Teile, und auch ihre Stärken sind identisch. Das gilt auch für die Welt, die durchweg interessant bleibt. Jedes Gespräch offenbart, wie die Leute in schwierigen Zeiten überleben, während das Design trotz veralteter Texturen durch einen schönen Stil überzeugt. Hier wird eine glaubwürdige Welt präsentiert, die man auskundschaften möchte. Die Welt zu erkunden, wird durch die überarbeitete Steuerung einfach, auch wenn die Texte größer hätten ausfallen dürfen.

Die Highlights sind aber die Charaktere, die sich dem Spieler anschließen. Die Begleiter sind nicht einfach nur Kämpfer, sondern dem Helden gleichwertig und greifen dementsprechend auch in Unterhaltungen ein. Zudem erzählen sie eigene Geschichten, und Spannungen innerhalb der Gruppe führen zu den besten Momenten der Reihe. Bis heute haben nur wenige Genre-Vertreter in dieser Hinsicht jene Qualität erreicht, die „Baldur’s Gate“ vorgegeben hat.

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Unsere Wertung

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Fazit

Ob man Baldur’s Gate I and II Enhanced Edition“ genießen wird, hängt stark von der eigenen Erwartungshaltung ab. Hierbei handelt es sich um Videospielgeschichte, deren Qualität auch heute noch überragend ist. Gleichzeitig wurde wenig überarbeitet, weshalb das Spiel sperrig daherkommt und optisch niemanden mehr überraschen wird. Wer das akzeptieren kann, erlebt eine fantastische Welt und Persönlichkeiten, die durch die eigenen Entscheidungen geformt werden.