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Bayonetta (eShop)

von

Marco Lipke

Die Reise von Bayonetta“ war sicherlich eine der überraschendsten in der Videospielgeschichte. Die Hexe feierte ihr Debüt auf PlayStation 3 und Xbox 360, doch trotz der großartigen Kritiken waren die Verkaufszahlen nicht hoch genug, um einen Nachfolger zu finanzieren. Zumindest nicht für Sega, denn Nintendo ergriff die Chance und brachte uns nicht nur „Bayonetta 2“, sondern auch den Vorgänger auf die Wii U. Um auf den kommenden dritten Teil vorzubereiten, darf die Dame nun auch auf Nintendo Switch den Engeln zeigen, wer der Boss ist. Ob die Portierung allerdings auch gut geworden ist, haben wir für euch herausgefunden.

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Bayonettas konfuse Reise

Die Geschichte des Hexen-Debüts dreht sich ganz um den Konflikt der Hexe Bayonetta mit den göttlichen Kreaturen. Die Dame ist nämlich scheinbar die letzte ihrer Art und widmet ihr Leben dem Kampf gegen die Engel. An ihre Vergangenheit kann sie sich allerdings nicht erinnern, und als ihre Feinde verstärkt auftreten, die mysteriöse Jeanne sie aufsucht und eine Stimme aus dem Nichts mit ihr spricht, beginnt eine konfuse Reihe, bei der sie auch auf ein kleines Mädchen trifft. Präsentiert wird das durch einen Mix aus Standbildern und animierten Zwischensequenzen. Selbst die einfachen Bilder sind jedoch wunderbar in Szene gesetzt, sodass man nie gelangweilt werden sollte.

Die Handlung ist das reinste Chaos und ergibt manchmal wenig Sinn. Schlimm ist das aber nicht, da die Handlung von den einzelnen Unterhaltungen sowie den bunten Charakteren lebt. Bayonetta selbst hat immer den richtigen Spruch auf Lager und macht jedem klar, dass ihr keiner das Wasser reichen kann. Ihr dämonischer Freund Rodin ist die Coolness in Person, während Enzo ein dermaßen übertriebener Versager ist, dass man die Absurdität des Ensembles einfach lieben muss. Der rote Faden gerät dabei leider zu oft in den Hintergrund, doch einige Schlüsselszenen sowie Offenbarungen machen Spaß und können durch die Inszenierung durchweg überzeugen. Extremer Humor sowie sexuelle Anspielungen sind ebenfalls stets präsent und verleihen dem Abenteuer einen besonderen Charme.

Rasant und präzise

Das Kampfsystem in „Bayonetta“ ist schnell, rasant und gehört zu dem Besten, was das Genre zu bieten hat. Das Kombo-System ist auf den ersten Blick sehr simpel, denn für die meisten Angriffe benötigt man nur zwei Knöpfe. Auf den leichten Schwierigkeitsstufen kann man damit auch gut das Ende erreichen; mit der Zeit lernt man jedoch ausführlichere Kombos, die die Profis auch benötigen. Dadurch werden sowohl Neulinge als auch Langzeitspieler angesprochen und dürfen genau das Erlebnis erhalten, das sie sich wünschen. Das Spielgefühl dabei ist unglaublich, denn selbst leichte Angriffe sehen fantastisch aus und werden mit so einer Wucht ausgeführt, dass man einfach nur in den nächsten Kampf gelangen will. Der daraus resultierende Spielfluss macht regelrecht süchtig und wird jeden Genre-Fan einfangen.

Die mit Abstand beste Mechanik ist jedoch die Hexenzeit. Weicht Bayonetta kurz vor einem feindlichen Schlag aus, wird für einige Sekunden die Zeitlupe aktiviert, während der man sich im normalen Tempo bewegt. Das macht den Spieler noch mächtiger, ist aber auch keine Garantie für einen Sieg. Die richtige Mischung aus Angriffen und Hexenzeit zu finden, ist das wahre Ziel der Reise und bereitet dabei noch eine Menge Spaß. Lediglich die Kamera zickt mitunter in Kämpfen mit mehreren Feinden, diese Augenblicke lassen sich allerdings verschmerzen.

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Himmlisches Grauen

Die Engel, die man regelrecht exekutiert, sind wunderbar vielfältig. Neben den geflügelten Kreaturen gibt es Köpfe, Räder und weitere Monstrositäten, die vielfältige Angriffe ausführen können. Besonders spannend sind deshalb die Kämpfe gegen mehrere verschiedene Engel, da man ständig seinen Spielstil anpassen muss. Das Design ist derweil wunderbar, denn der Heiligenschein bedeutet keineswegs, dass hier keine Monster präsentiert werden. Es macht Spaß, die Kreaturen zu bestaunen, während man ihnen ausweicht und sie auf brutale Weise vernichtet.

Eine weitere Kernmechanik sind nämlich die Hinrichtungen, die man bei entsprechend gefüllter Leiste ausführen kann. Dann werden mit Maschinen Köpfe abgetrennt oder es wird eine Eiserne Jungfrau beschwört, um einen Feind direkt zu töten. Das ist zwar blutig, fügt sich aber wunderbar in den Spielfluss ein und verleiht den Kämpfen noch mehr Wucht. Sowieso sollte man brutale Szenen vertragen können, denn es ist keine Seltenheit, dass Gegner entzwei geteilt werden. Grandios sind vor allem die Bosse, die ständig größer werden und in anderen Kämpfen ein gutes Finale abgeben würden. Zwar werden in einigen Schlachten zu viele Quicktime-Events verwendet, jedoch darf man sich auf zahlreiche Spektakel freuen, die bombastischer kaum sein könnten.

Eine fremde Welt

Die Level sind relativ linear, bieten jedoch auch kleine Geheimnisse. Es lohnt sich, die Umgebung stets zu beobachten, um Halos – die Währung des Spiels – zu sammeln. Dadurch kann man weitere Techniken und Waffen kaufen, die Bayonetta dann im Kampf nutzen darf. Jedoch sind auch Herzen und Perlen versteckt, die die beiden Leisten für Leben und Hinrichtungen erweitern. Anstatt jedoch nur Korridore zu bieten, gibt es immer wieder kleine Plätze, die zwar nicht gerade Offenheit präsentieren, dafür das Sammeln der Gegenstände interessanter gestalten. Schön ist ebenso, dass man ständig von neuen Mechaniken überrascht wird, denn mal läuft man an Wänden entlang oder löst kleine Rätsel, die das Spiel auflockern. Besonders spannend sind Portale in das Reich Alfheim, wo man in einer kleinen Arena Feinde besiegen muss, dafür aber mal keine Hexenzeit nutzen kann oder andere Limitierungen beachten muss. Diese Portale lassen sich leider schwer finden und hätten gerne häufiger vorkommen können.

Leider ist es aber genau der Bereich Leveldesign, in dem „Bayonetta“ nicht perfekt ist. Einige Level sind zu abwechslungsarm und auch nicht immer optisch ansprechend. Die Krönung ist eine langweilige Motorrad-Szene, bei der man sich ein frühes Ende wünscht. Zwar erlebt man immer wieder Highlights, aber die Passagen dazwischen können nicht durchweg glänzen. Ebenso nervig sind viele Quicktime-Events, die man perfekt ausführen muss. Ein kleiner Fehler führt hier zum sofortigen Tod. Das nervt zwar dank zahlreicher Checkpoints nicht allzu sehr, stört aber den Spielfluss. Glücklicherweise hat in beiden Punkten „Bayonetta 2“ bewiesen, dass die Entwickler die Probleme erkannt haben.

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Bekanntes Spiel mit wenig Verbesserungen

Die gute Nachricht ist, dass „Bayonetta“ auf der Switch meist flüssig läuft, egal ob am TV oder unterwegs. Leider erhält man aber auch genau da Ruckler oder Slowdowns, wo sie auch schon in der Wii-U-Version aufgetreten sind. Hier wäre eine Überarbeitung wünschenswert gewesen, da diese Makel das Spieltempo beeinflussen und einigen aufregenderen Szenen nicht gerecht werden. Glücklicherweise stört das in den Kämpfen nicht; über acht Jahre nach Erstveröffentlichung wäre eine bessere Leistung jedoch wünschenswert gewesen. Zumindest sind die Ladezeiten kürzer als noch auf der vorherigen Konsole.

Auch die Texturen sind nicht die klarsten, doch dank des wunderbaren Artstils und allgemein düsteren Tons sieht das Spiel auch heutzutage noch gut aus. Etwas mehr Farbe hätte zwar einigen Kämpfen gut getan, doch das Design der Engel lässt das verschmerzen. Zudem sind auch die Kostüme aus der Wii-U-Fassung vorhanden, weshalb man etwa in Link-Robe Rubine sammeln kann oder als Prinzessin Bowser aus der Unterwelt beschwört.

Großartig ist auch die Musik, die fast nur aus Ohrwürmern besteht. Vor allem die Neuinterpretation von „Fly Me to the Moon“ gehört fest zur Action und untermalt die Kämpfe perfekt. Auch die Sprecher enttäuschen nie und fangen die Charaktere wunderbar ein. Es ist schon beinahe eine Sünde, keine Kopfhörer zu benutzen.

Unsere Wertung

0/10

Fazit

Selbst nach so vielen Jahren gehört Bayonetta“ noch immer zu den besten Spielen des Genres. Das rasante Kampfsystem mit seinen vielen Feinheiten sowie der Hexenzeit macht derart viel Spaß, dass man nach dem Ende gerne direkt den zweiten Durchgang angeht. Vor allem die Bosse punkten durch spektakuläre Kämpfe, die sich permanent selbst übertrumpfen. Schade ist neben einigen nervigen Passagen vor allem die technische Leistung, denn noch immer verläuft das Abenteuer nicht komplett flüssig. Wer das verschmerzen kann, darf sich aber über einen Genre-Meilenstein freuen, der nur von seinem Nachfolger übertrumpft wurde.