In den letzten Jahren hat sich das Studio Inti Creates zu den Meistern der modernen Retro-Spiele gemausert. Während Mighty Gunvolt Burst“ und „Bloodstained: Curse of the Moon“ klar alten Spielen nachempfunden sind, haben die Macher verstanden, genau an den richtigen Stellen zu schrauben, um die Spiele auch heute noch spaßig zu gestalten. Das ist auch 2017 mit „Blaster Master Zero“ geschehen, das die Reihe wiederbelebte und jubelnd aufgenommen wurde. Völlig unerwartet ist nun der Nachfolger „Blaster Master Zero 2“ erschienen, der das Portfolio der Entwickler noch beeindruckender macht.

Mutiert
Die Geschichte beginnt nach den Ereignissen des ersten Teils. Noch immer steuern die Spieler Jason, seine Begleiterin Eve ist allerdings nach dem finalen Kampf mit einer Krankheit infiziert worden, die sie selbst mutieren lässt. Das Duo, zusammen mit Frosch Fred, glaubt die Lösung auf dem Heimatplaneten von Eve zu finden, weshalb sie sich auf den Weg in die Galaxie machen. Natürlich begegnen sie dabei zahlreichen Hürden, die die Reise erschweren.
Anfangs mag die Geschichte noch wenig spannend klingen, überraschenderweise ist es aber die Beziehung zwischen Jason und Eve, die immens fesselt. Zu sehen, wie es dem Mädchen immer schlechter geht, während Jason sein bestes gibt, um sie zu retten, weiß durch dramatische Situationen und Dialoge zu überzeugen. Zudem ereignen sich viele Überraschungen, und auch die neuen Charaktere erwecken die Welt noch stärker zum Leben als im Vorgänger. Man merkt, dass die Macher es sichtlich genossen haben, dass sie kein Remake schreiben, sondern eine eigene Geschichte, der keine Grenzen gesetzt sind.
Kleiner und größer zugleich
Auf den ersten Blick wirkt das Gameplay ähnlich im Vergleich zum Vorgänger. Im neuen Panzer Gaia-SOPHIA erkundet das Team die zweidimensionale Welt, schießt Gegner und überwindet Geschlicklichkeitspassagen ebenso wie kleine Rätsel. Dabei macht sich der Metroidvania-Aufbau schnell bemerkbar, schließlich gibt es zahlreiche Upgrades für das Fahrzeug. Seien es welche, die neue Bewegungen ermöglichen oder neue Waffen installieren, jeder Neuzugang ermöglicht es, weitere Teile der Welt zu erkunden.
Während der Vorgänger noch eine große Welt bot, gibt es nun sieben Planeten, die sich sowohl optisch als auch in ihren Level-Elementen unterscheiden. Zu klein sind sie definitiv nicht geraten und der neue Aufbau entfaltet schnell seine Vorteile. Langes Backtracking fällt weg und Abwechslung ist stets gegeben, dabei erhält man niemals das Gefühl, dem Spiel würde etwas im Vergleich zum Vorgänger fehlen. Vielmehr ist es spaßiger als jemals zuvor, alle Geheimnisse zu entdecken, denn man fühlt sich nie verloren. Kleine Planeten bieten derweil kurze Herausforderungen, können allerdings auch komplett ignoriert werden, selbst wenn die sich dort befindlichen Items durchaus nützlich sind.

Perspektivenwechsel
Natürlich bleibt Jason nicht stets in der Gaia-SOPHIA, sondern verlässt per Knopfdruck die Maschine. Dann ist er zwar viel schwächer und gebrechlicher, kann aber auch schmale Passagen durchqueren. Viel wichtiger sind die kleinen Dungeons, in der zur Vogelperspektive gewechselt wird und nahezu alle Spielmechaniken abgewandelt werden. Jason kann nämlich Upgrades sammeln und dadurch neue Waffen nutzen sowie die vorhandenen verstärken. Wird er allerdings von einem Gegner getroffen, verliert er einen Punkt der entsprechenden Leiste, vorsichtiges Spielen wird also mit umso mächtigeren Waffen belohnt.
All das ähnelt dem Vorgänger sehr, viel spannender ist dafür den Konter. Setzt ein Feind zum Angriff an, schießt Jason auf Knopfdruck ein mächtiges Projektil ab, für das der Spieler nicht einmal zielen muss. Besonders brenzlige Situationen können viel leichter überwunden werden und wer sich gut positioniert, kann dadurch sogar mehrere Feinde besiegen. Was sich simpel anhört, entpuppt sich als unfassbar befriedigende Spielmechanik, die einen wunderbaren Spielfluss ermöglicht und beweist, dass die Macher genau an den richtigen Stellen geschraubt haben, um den Titel zu perfektionieren. Zudem erhält auch Jason neue Waffen in Form von diversen Bomben, zwischen denen er jederzeit wechseln kann, was insbesondere bei den Bossen zu taktischer Vielfalt führt.
Knobeln für Anfänger
Die Rätsel sind nie sonderlich schwierig, dafür haben es einige Kämpfe in sich. Die Bosse sind stets kreativ gestaltet und obwohl sich einige Wiederholen, bieten fast alle einzigartige Kämpfe, in denen die perfekte Strategie entdeckt werden muss. Der Schwierigkeitsgrad macht sich an diesen Stellen bemerkbar, faire Checkpoints sorgen allerdings dafür, dass nie zu viel Fortschritt zurückgesetzt wird. Es kann diverse Versuche dauern, bis ein besonders starker Boss besiegt ist, das entsprechende Gefühl im Anschluss ist allerdings umso besser.

Action für Profis
Die Welt zu erkunden ist ebenso unterhaltsam wie auch schon im Vorgänger, „Blaster Master Zero 2“ führt allerdings für Gaia-SOPHIA eine kleine Mechanik ein, die die gesamte Fortbewegung verändert. Für Aktionen wie Schweben oder starke Waffen wird nämlich eine blaue Leiste verbraucht, die sich nicht nur durch Items auffüllt, sondern auch, wenn der Panzer auf den Boden fällt. Der Spieler sucht sich demnach bewusst Stellen mit einem sicheren, freien Fall, um stets die besten Manöver auszuführen. Die Macher haben effektiv den Fallschaden aus anderen Spielen in ein Vorteilssystem umgewandelt und somit den Spielfluss noch weiter verbessert. Selbst, wenn man in einer Geschicklichkeitspassage herunterfällt, wird man dennoch belohnt, sollte man nicht in einen Abgrund fallen. Sorgfältige Erkundung ist derweil dringend notwendig, denn wer das Ende gesehen hat, ist möglicherweise noch nicht mit dem Spiel durch. Es lohnt sich, jeden Winkel zu erkunden, um alles aus dem Titel herauszuholen, doch genauere Informationen darüber dürften bereits als Spoiler gelten.
Aufpolierte Nostalgie
Obwohl sich der grafische Stil nicht verändert hat, sehen die Planeten viel abwechslungsreicher aus als noch die Gebiete im Vorgänger. Passend dazu wird ein grandioser Soundtrack geboten, der die Action perfekter nicht untermalen könnte und auch noch nach dem Ende im Kopf hängen bleibt. Die Zwischensequenzen sind derweil wunderbar gestaltet und fangen den klassischen Charme mit einer bemerkenswerten Perfektion ein. Technische Probleme sind nie aufgetreten, und sogar die HD-Vibration fühlt sich fantastisch an, wenn der Panzer auf den Boden knallt.
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