Bereits im vergangenen Jahr lud uns Bow to Blood“ mir rasanten, abwechslungsreichen Flug-Schlachten in eine abgefahrene Reality-Show ein. Wieso ihr nichts davon gehört habt? Das Spiel erschien exklusiv für Besitzer von VR-Headsets. Da das Spielkonzept aber dermaßen gut war, wollten die Macher allen die Möglichkeit geben, Teil der Show zu werden. Deshalb erscheint nun „Bow to Blood: Last Captain Standing“ als erweiterte Fassung auch in einer konventionellen Version, weshalb auch Nintendo Switch bestückt werden kann. Ob das Spiel die Umwandlung auch ohne Schäden überstanden hat?

Mehr als nur Ballern
Die Geschichte von „Bow to Blood: Last Captain Standing“ verläuft nicht klassisch, denn der gesichtslose Spieler ist Teil einer TV-Sendung. In dieser treten acht Kontrahenten gegeneinander in verschiedenen Disziplinen an, um nach sieben Leveln zum Sieger gekürt zu werden. Dabei steuern sie stets eine Art Luftschiff durch verschiedene, zufällig generierte Arenen. Das bedeutet auch, dass jeder Durchlauf der Kampagne unterschiedlich ist – Rogue-like sei Dank. Einige Belohnungen und Sponsorship-Verträge dürfen natürlich nicht fehlen.
Die Disziplinen sind überraschend vielfältig geraten. Mal wird im engen Raum gekämpft, mal steht ein Rennen an und sogar Erkundungsmissionen stehen auf dem Plan. Besonders letztere sind spannend, denn der Spieler fliegt markierte Punkte an, um Aufgaben zu erledigen. Diese sind einerseits unterschiedlich genug, um nie zu langweilen, bieten allerdings auch mehrere Lösungsoptionen, Konkurrenz sei Dank.
Es kann nur einen geben!
Die Geschichte baut sich der Spieler selbst zusammen. Nach jedem Event müssen nämlich die beiden Letztplatzierten der Runde das sogenannte „The Culling“ überstehen. Dabei handelt es sich um eine simple Abstimmung, nach der der Verlierer die Show verlassen muss. Diese läuft nicht zufällig ab, was den wohl interessantesten Aspekt des Spieles in den Fokus rückt. Während sowie zwischen den Events kommt es regelmäßig zu Unterhaltungen mit den Mitstreitern. Es lohnt sich, Spielern in Not zu helfen, denn diese können einen mit ihrer Wahl retten. Das kommt zu einem Preis, denn manchmal lässt sich nur ein Mitstreiter unterstützen, und was passiert, wenn der Spieler in eine Falle gelockt wird? Die Intrigen halten jeden Durchlauf frisch und da auch die Charaktere durchwechseln, bringt die Unvorhersehbarkeit einen großen Nervenkitzel mit sich.
Dadurch hebt sich das Spiel von der Genre-Konkurrenz enorm ab. Die TV-Show-Ästhetik ist nicht nur eine optische Aufmachung, sondern bildet den Kern des Gameplays. Es mag ja schön sein, wenn man sich durch jede Mission kämpft und nicht auf seine Mitstreiter achtet, ein einziger Patzer kann allerdings das Aus herbeiführen, wenn man sich plötzlich im Culling wiederfindet. Zudem wird das Feld der Konkurrenz stets enger und die Tatsache, dass es eigentlich nur Feinde gibt, zahlt sich jedes Mal aufs Neue aus. Leider gibt es nur Charakterbilder und Texte, das lässt sich durch die schiere Vielfalt allerdings verzeihen.

Auch auf der anderen Seite taktisch
Bei all dem Drumherum vergisst man beinahe, dass auch das eigentliche Gameplay wunderbar ausgearbeitet wurde. An Bord des eigenen Schiffes befinden sich nämlich kleine Charaktere, die verschiedene Aufgaben übernehmen können. Zum Beispiel schießen sie automatisch Gegner ab, laden Schilde auf oder reparieren zerstörte Komponenten. Diese insgesamt fünf Aufgaben muss man ihnen allerdings erst zuweisen und dynamisch entscheiden, wo am meisten Hilfe benötigt wird. Das kann mitten in einem hektischen Schusswechsel sein und nur wer richtig plant und schnell reagiert wird die durchaus kniffeligen Situationen meistern.
Dieses Mikromanagement ist sogar noch komplexer, denn der Spieler muss auch aktiv auf Feinde zielen und sogar eine eigene Waffe nutzen, wenn Drohnen sich in direkter Nähe befinden. Zudem gibt es noch Spezialfähigkeiten wie einen Boost oder ein Schild, die mit Energiekernen betrieben werden. Davon gibt es nur eine begrenzte Anzahl und auch dieser Aspekt muss mitten im Gameplay angepasst werden. Das sorgt für Hektik, da diese Möglichkeiten aber stets übersichtlich bleiben, wird der Ablauf nie zu chaotisch. Vielmehr ist es ein unglaubliches Erfolgsgefühl, wenn man nach einem rasanten Event eine Pause einlegen kann und siegreich in die nächste Runde zieht.
Verbessert
Hier wurde nicht einfach nur die VR-Version portiert, sondern einige Neuerungen eingebracht. Dazu gehört unter anderem ein Hard-Modus, in dem die Gegner noch gnadenloser sind. Insbesondere nach einigen normalen Durchläufen wirft dieser einen dank einiger Überraschungen ordentlich aus der Bahn und erfordert wirkliche Experten des Mikromanagements, um zu überstehen. Zudem wurde das Spiel optisch angepasst, denn ohne VR-Hardware können mehr Effekte als zuvor dargestellt werden.

Nicht mehr mittendrin?
Natürlich hat die Umstellung auf die konventionelle Spielmethode ihren Preis. In VR war es noch unglaublich stark, mit dem Pointer die Charaktere zu ihren Stationen zu befördern, die Energieeinheiten selbst zu platzieren und hektisch zur Waffe zu greifen, um sie anschließend mit eigener Hand abzufeuern. All das geschieht nun durch den rechten Stick sowie Untermenüs. Das ist absolut spielbar und die Menüs selbst sind in Rädern aufgebaut, sodass schnelle Navigation überhaupt kein Problem ist. Dennoch ist der Spielablauf im direkten Vergleich etwas hakeliger und das grandiose Spielgefühl kann nur bedingt nachempfunden werden.
Gute Umsetzung
Optisch setzt der Titel auf eine Cartoon-Optik, was definitiv zum Vorteil wird. Die bunten Welten sehen schön aus und die Effekte bleiben stets ansehnlich. Vor allem die Charaktere auf dem eigenen Schiff werden zu Stars und es ist immer schön, zu schauen, woran sie gerade arbeiten, während sie lustige Unterhaltungen mit nützlichen Hinweisen verbinden. Die Bildrate selbst ist auch stabil, während die Wucht der Luftschiffe durch kleine Effekte, den passenden Sound sowie eine schwerfällige Steuerung wunderbar umgesetzt wurde.
Lediglich kleinere Kritikpunkte müssen noch ausgebessert werden. Dazu gehört eine manchmal unzureichende Kantenglättung, die dem Stil schadet. Zudem war es im Test unmöglich, den Pro Controller zu nutzen, denn trotz mehrfachen Neustart funktionierten die Sticks nicht, weshalb Navigation unmöglich wurde. Da das präzise Zielen mit JoyCon nicht optimal ist, muss hier Besserung folgen.
Eingebundene Inhalte externer Webseiten werden nicht ohne deine Zustimmung automatisch geladen und dargestellt.
Durch Aktivieren der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden können.
Mehr Informationen findest du in unseren Datenschutzbestimmungen.
Weitere Infos
