Son Goku, Vegeta, Piccolo und Co. sind nach über dreißig Jahren einfach nicht mehr wegzudenken. Die Zeiten als es auf dem Schulhof kein anderes Thema als Son Gokus letzten Kampf gab, liegen zwar schon lange zurück. Dennoch übt die Geschichte rund um die Dragon Balls nach wie vor Einfluss auf die Popkultur aus und wird regelmäßig um neue Geschichten und Interpretationen erweitert. So auch in Dragon Ball Fusions”, eines der neuesten Spiele, das für den 3DS erschienen ist.

Das größte Kampfturnier aller Zeiten
Die Ausgangslage für „Dragon Ball Fusions” ist schnell zusammengefasst: Der vom Spieler selbst erstellte Charakter und seinem Freund Pinich ist es gelungen alle Dragon Balls zu sammeln und den mächtigen Drachen Shenlong herbeizurufen. Daher steht ihnen ein Wunsch frei, den der Drache auch ohne Widerworte erfüllt: ein Kampfsport-Turnier, um den mächtigsten Kämpfer aller Zeiten zu finden.
Der Wunsch geht zwar in Erfüllung, aber anders wie von den beiden Rivalen erwartet. Shenlong erschafft kurzerhand eine eigene Dimension, in der die größten Kämpfer aus allen Universen und Zeitlinien aufeinandertreffen können. Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl müssen die Kämpfer sich für die Teilnahme in fünfer Teams zusammenschließen. Was für die beiden Hauptfiguren zu einer Rekrutierungssuche nach Teammitgliedern führt, ist für Fans eine nahezu perfekte Ausgangslage, da Charakteren aus allen Handlungssträngen ein Auftritt gestattet ist und in das eigene Team aufgenommen werden können.
In der riesigen Ansammlung von Charakteren liegt auch bereits die große Stärke von “Dragon Ball Fusions”, denn eine einfallsreiche und wendungsreiche Handlung braucht man nicht zu erwarten. Die Haupthandlung ist je nach Spielweise innerhalb von zehn bis fünfzehn Stunden abgehakt. Speziell Fans sollten sich aber die Zeit nehmen und die vielen Nebenmissionen angehen, in denen man nebst Spiel eigenen Charakteren auch auf bekannte Gesichter treffen kann. Das beste: Man kann die Figuren in Kämpfen auch für das eigene Team rekrutieren.

Verwirrend vielschichtiges Kampfsystem
Diese Kämpfe finden übrigens komplett rundenbasiert statt, wobei die Angriffsreihenfolge dynamisch über einen Zeitstrahl bestimmt wird. Nebst Standard-Attacken, beherrscht jeder Kämpfer auch drei Spezialangriffe, die man ausrüsten kann. Erscheint das Kampfsystem zunächst noch simpel, wird es Schritt für Schritt in Tutorials um weitere Kniffe erweitert. So kann man bestimmen aus welcher Richtung man einen Gegner angreift, um ihn aus der Arena zu schleudern. Gleichzeitig kann man aber auch den Schaden durch gegnerische Angriffe immens minimieren, indem man den Angriff aus der richtigen Richtung abblockt. Ein Schere-Stein-Papier-System darf ebenfalls nicht fehlen und entscheidet darüber, wie effektiv die Angriffe auf einen Feind sind. Da das Spiel zu Anfang immer wieder neue Mechaniken einführt, kann man schnell den Überblick über die vielen Möglichkeiten verlieren. Aufgrund der alles andere als anspruchsvollen Kämpfe, reicht es aber meist aus, sich auf seine stärksten Kämpfer und Spezial-Angriffe zu konzentrieren, um den Gegner platt zu machen.

Geduld benötigt
Das wäre aber einfacher gesagt als getan, wenn euch das Spiel nicht Steine in den Weg legen würde. Neue Fähigkeiten werden nicht etwa durch einen Level-Anstieg freigeschaltet, sondern müssen von gegnerischen Kämpfern erbeutet werden. Um an die Fähigkeiten zu gelangen reicht es aber nicht einen Gegner zu besiegen, sondern er muss mit dem finalen Schlag aus der Arena katapultiert werden. Wenn die Lebenspunkte des Gegners zwar schon weit genug reduziert sind, er sich aber nicht weit genug um Arena-Rand befindet, bleibt einem nichts anderes übrig als den Kampf unnötig in die Länge zu ziehen. Noch vertrackter wird es, wenn man einen gegnerischen Kämpfer rekrutieren möchte. Dazu muss man ihn mit einem sogenannten Zenkai-Angriff besiegen, die von einer Energie-Leiste abhängig sind. Diese Energieleiste allerdings zu füllen, erfordert viel Geduld und zahlreiche vorangehende Angriffe.
Das Gefühl von gestreckter Spielzeit schleppt sich wie eine lästige Erkältung durch den restlichen Teil des Spiels. Immer wieder wird die schon ohnehin dünne Handlung durch freizuschaltende Areale ins Stocken gebracht. Bevor man ein neues Gebiet betreten darf, muss man zunächst genügend Energie in der leider erschreckend leblosen Spielwelt sammeln. Diese erhält man durch Kämpfe gegen Teams einer der fünf verschiedenen Rassen. Jeder Sieg gegen eine der Rassen liefert Energie in einer anderen Farbe. Da man aber nur begrenzt viel Energie einer Farbe aufnehmen kann, wird man früher oder später dazu gezwungen weitere Kämpfer in sein Team aufzunehmen. Die dominierenden Kämpfe werden also schnell zur lästigen Spaßbremse.
Die titelgebenden Fusionen fallen dann leider auch ernüchternder aus als erhofft. Im Spielverlauf erhält man die Möglichkeit seine Kämpfer dauerhaft miteinander zu fusionieren. Das Resultat ist ein enormer Stärkeanstieg, während die Spezialangriffe kombiniert werden. Der Stärkeanstieg ist meist so enorm, dass man kein Bedürfnis danach hegt die Fusion wieder aufzulösen. Umfangreiches Ausprobieren der verschiedenen Fusions-Kombinationen, um möglichst starke Kämpfer zu erhalten, fällt somit auch weg. Einzig im Multiplayer-Modus, der sich wahlweise lokal oder online spielen lässt, können sich gut durchdachte Fusionen wirklich auszahlen.

Kamehameha
Optisch wirkt „Dragon Ball Fusions” auf dem 3DS beeindruckend und überrascht durch sagenhafte Kampfanimationen. Energiestrahlen reißen Schneisen durch die Landschaft, Fäuste schlagen wie Kanonenkugeln ein und Gegner krachen durch die Arena-Begrenzung. In für “„Dragon Ball“ gewohnt überdrehter und rasanter Art werden mächtige Kombinationen miteinander verkettet, sodass man für kurze Momente vergisst, dass hinter „Dragon Ball Fusions” noch immer ein Rollenspiel steckt.
In der Oberwelt fliegt man mit Höchstgeschwindigkeit durch die Dimension, wenn auch die Steuerung wegen fehlendem zweiten Analog-Stick zunächst gewöhnungsbedürftig, später aber zufriedenstellend ist. Die optische Pracht hat aber einen Preis: Wie schon bei anderen Spielen wird auf den 3D-Effekt verzichtet, um flüssige Animationen und detailreiche Charakter-Modelle zu gewährleisten. Das ist bei weitem nicht so tragisch, wie die große aber leblose Oberwelt. Bis auf die anderen Kämpfer in der Luft, trifft man hier auf kaum bis keine NPCs. Lediglich in den Gebäuden, die eigene Abschnitte darstellen, kommt es zu anderweitigen Begegnungen als Kampfherausforderungen.
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