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FAST Racing NEO Future Pack

von

Dr. Tobias Schmitz

FAST Racing NEO“. Was für ein steriler Name. Ein „F-Zero“-Abklatsch von einem deutschen Entwicklerstudio, dessen Belegschaft man an seinen Fingern abzählen kann. Was soll man da schon groß erwarten?

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Typisch deutsch: Kein Tempolimit!

Nun, die Jungs von Shin'en haben „FAST“ nicht grundlos in Großbuchstaben gesetzt. Bei atemberaubenden Durchschnittsgeschwindigkeiten von haarsträubenden 600 Meilen pro Stunde duellieren wir uns mit neun CPU-Gegnern um die Spitzenplätze. Noch schneller wird man mithilfe kurzer Turbo-Schübe, die einen Teil der dazugehörigen Leiste aufbrauchen, welche sich durch das Einsammeln von Turbo-Kugeln wieder füllt. Zudem sind auf den Strecken blaue und rote Felder verteilt. Per Tastendruck lässt sich die Phase des Gefährts wechseln, entweder blau oder rot, und stimmen Phase und Streifenfarbe überein, erhalten wir einen mächtigen Geschwindigkeitsschub. Schaltet man jedoch nicht richtig um, wird man ausgebremst.

Diese Spielmechanik klingt zunächst sehr simpel, doch wir versichern euch: Das ist sie ganz sicher nicht. „FAST Racing NEO“ hat selbst auf der niedrigsten Spielstufe einen derart rasanten Affenzahn drauf, dass sich schon diese simple Aufgabe als anspruchsvolle Herausforderung entpuppt. Den Dreh in der Steuerung bekommt man zwar recht flott heraus, und kompliziert ist das Ganze nicht; doch bis man das Neigen seiner Gleiter und das perfekte Kurvendriften richtig beherrscht, werden einige Stunden des Übens vergehen.

Nur der Harte kommt ins Karte

Vier Cups mit je vier Strecken gibt es, außerdem zehn Gleiter, die sich in den Werten Tempo, Beschleunigung und Gewicht unterscheiden. Um neue Cups, Gleiter und Modi freizuschalten, muss man unter die ersten Drei eines Cups kommen. Und das ist einfacher gesagt als getan, denn „FAST Racing NEO“ ist schon äußerst anspruchsvoll auf der niedrigsten Stufe Subsonic, also Unter-Schallgeschwindigkeit. Der Titel ist eine sehr intensive und fordernde Angelegenheit!

Ein Crash kommt schnell vor, kostet wertvolle Sekunden und bedeutet nicht selten eine Abstufung um viele Plätze. Nach unserem Geschmack spawnt man aber häufig viel zu weit hinten neu. Hier werden wirklich Nerven wie Drahtseile benötigt! Etwas schade ist dabei, dass die gegnerischen Fahrer absolut keine Identität haben, dafür ist die KI glaubwürdig umgesetzt.

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Keine Kinkerlitzchen, fehlender Firlefanz

Neben den Grand-Prix-Rennen gibt es Zeitrennen, einen lokalen Mehrspieler-Modus für bis zu vier Leute und sogar einen Online-Modus, in dem man mit bis zu acht Spielern antritt und entsprechend seiner Leistung Punkte erhält. Ferner bietet der Titel den extremen Hero-Mode, in dem die Turbo-Anzeige der eigenen Lebensenergie entspricht und jeder Crash den Tod mit sich führt. Viel Schnickschnack abseits des Wesentlichen bietet „FAST Racing NEO“ dabei nicht – keine Handlung, kein Missionsmodus, keine Siegeranimationen.

Daran merkt man am ehesten, dass hinter diesem Spiel keine AAA-Studio-Belegschaft steckt, sondern bloß eine Handvoll höchst begabter deutscher Programmierer. Ein Blick auf die Grafik und Performance des Spiels suggeriert jedoch das absolute Gegenteil. Was Shin'en hier mit einer stets butterweichen Rate von 60 Bildern pro Sekunde auf den Bildschirm zaubert, ist schlicht und ergreifend atemberaubend und muss sich absolut nicht vor Vollpreisproduktionen der Industrieriesen verstecken.

Satter Sound und kleine Mängel

Wir wissen indes nicht, was energiegeladener ist: Das Spiel an sich oder die Musik. Durchgängig treibende Electro- und House-Beats mit wuchtigem Bass und flottem Tempo bilden den adäquat fetten Sound zum Spiel. Spiel, Grafik und Ton greifen so eng ineinander über; wer „FAST Racing NEO“ beherrscht, den versetzt das Spiel in einen Zustand der Trance, der Ekstase, des Rausches.

Negativ aufgefallen ist uns, dass es keine Karten der Rennstrecken gibt, keine Optionen und keine Rückspiegel-Perspektive. Andererseits hätten diese Elemente sich nicht gut ins enorme Spieltempo eingefügt. Bei knappen Kopf-an-Kopf-Situationen stimmt außerdem die angezeigte Platzierung häufig nicht, wie wir beobachten konnten. Auf GamePad-Spielereien wird komplett verzichtet, und auch die Rumble-Funktion wird dezent eingesetzt, was allerdings unserem Geschmack nach die Immersion etwas einschränkt. Dafür gibt es eine nette kleine Online-Rangliste – und einen Bewegungssteuerungsmodus, falls sich jemand unterfordert fühlen sollte.

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Latente Latenzen

Ferner fiel uns auf, dass ein Fernseher mit großer Latenz ein großes Hindernis darstellt, wo es hier doch immerhin auf blitzschnelle Reaktionen ankommt. In dem Falle empfiehlt es sich, auf dem GamePad zu spielen, wo „FAST Racing NEO“ in unseren Falle weitaus geschmeidiger zu spielen war und wir uns in den Rennen viel besser schlugen. Allerdings werden Bild- und Tonausgabe auf dem Nintendo-Tablet dem Werk absolut nicht gerecht. Wer also auf einem Fernseher mit hoher Latenz spielt, hat das Nachsehen – was wir natürlich nicht Shin'en zur Last legen.

NEO Future Pack

Am 30. September 2016 ist das DLC „NEO Future Pack“ für „FAST Racing NEO“ veröffentlicht worden, der unter anderem acht neue Strecken enthält. Diese sind qualitativ den älteren Spielen ebenbürtig und enthalten das ein oder andere neue Gimmick. Die DLC-Strecken sind zudem noch abgedrehter gestaltet worden – an den eskalativen Eindruck einiger der schon im Hauptspiel vorhandenen Rennpisten können sie unserer Meinung nach zwar nicht ganz anschließen, aber bei dem wahnsinnigen Geschwindigkeitsgefühl von „FAST Racing NEO“ ist das nicht allzu dramatisch. Neben Fahrzeug-Profilen für jeden der futuristischen Gleiter schaltet das DLC-Paket zudem einige neue Musikstücke frei. Der Umfang und die Qualität des Inhaltes rechtfertigen den Preis zweifelsohne. Es lohnt sich, knapp ein Jahr nach Release wieder in das Spiel reinzuschauen – oder sich aber die Disc-Version von „FAST Racing NEO“ zu besorgen, welche die DLC-Inhalte bereits enthält.

Allerdings herrscht seit der Veröffentlichung des DLCs ein seltsamer Bug vor: Selbst wenn man sie im Nintendo eShop erworben hat, sind die neuen Inhalte in „FAST Racing NEO“ noch nicht freigeschaltet. Doch keine Sorge, Shin'en hat euch nicht um eure fünf Euro gebracht; öffnet einfach über die Kaufaufforderung im Spiel den Nintendo eShop, kehrt danach direkt wieder zurück und sofort fällt dem Spiel ein, dass ihr den DLC ja bereits besitzt.

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Unsere Wertung

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Fazit

Das FAST“ im Namen mag zwar so treffend sein wie in kaum einem anderes Spiel. Dennoch ist „FAST Racing NEO“ ein schlechter Titel. Passender gewesen wäre „F-Zero“: Ein ungeheures Spieltempo mit einer atemberaubenden Grafik- und Soundwucht, ein großer Umfang, ein Online-Modus, nicht zuletzt eine große Motivation, weil das Freischalten aufgrund des knackigen Schwierigkeitsgrades noch wirkliche Anstrengung erfordert – Shin'en hat hier ein Magnus Opus auf die Wii U gezaubert, das sich in die Pole Position der Konsolenbibliothek katapultiert und gerade Genre-Fans Stunden voll ekstatischen Zuständen bescheren wird.