Man sollte Spiele vor der Veröffentlichung niemals verurteilen. Sicherlich klingt es wenig spannend, mit realistischen Lastwagen über Rennstrecken zu rasen, schließlich handelt es sich dabei um langsamere Fahrzeuge, bei denen Crashes verboten sind. Auf den zweiten Blick scheint FIA European Truck Racing Championship“ daraus etwas spannendes zu machen, denn mit einer schwerfälligen Fahrphysik sowie taktischen Elementen werden durchaus motivierende Anreize geboten. Der dritte Blick ist aber derart erschreckend, dass kein vierter mehr notwendig ist.

Ein grausamer Unfall
Normalerweise zählt die Devise: Spielspaß über Technik. Leider ist letztere bei „FIA European Truck Racing Championship“ derart verhunzt, dass das gesamte Spiel darunter leidet. Das beginnt bereits bei der Grafik, denn jede Streckenumgebung sieht derart fürchterlich aus, dass man sich niemals umschauen möchte. Matschige Texturen, heftiges Kantenflimmern und sichtbar fehlende Details verhindern jegliche Atmosphäre, auch wenn die Trucks selbst recht detailliert daherkommen. Auch die Soundkulisse klingt stark komprimiert, wodurch die eigentlichen Renngeräusche völlig untergehen.
Das größte Problem liegt aber in der Bildrate, die sichtbar nie flüssig ist und nicht einmal das Niveau von 30 Bildern pro Sekunde erreicht. Das sorgt bereits am TV für ruckelige Rennen, die aber ehrlicherweise gerade noch in den akzeptablen Bereich fallen. Grausam wird es derweil im Handheld-Modus, in dem die Kombination aus ruckeligen Szenen sowie häufigen Drehungen für waschechte Übelkeit gesorgt hat. Wer hier den Splitscreen-Modus nutzt, ist selbst schuld.
Gute Ansätze
Das ist überaus ärgerlich, denn die richtige Zielgruppe könnte durchaus Spaß mit den Trucks haben. Die eigentliche Fahrphysik ist nämlich ein gelungener Mix aus Simulation und Arcade, die die Schwerfälligkeit der Fahrzeuge bestens verkörpert. Die Lernkurve ist recht angenehm, denn während die meisten in der ersten Kurve eine komplette Drehung vollziehen werden, dürfte es bereits gegen Ende des Tutorial-Rennens zu ersten Erfolgen kommen. Leider leidet die Nintendo Switch-Version einmal mehr unter den fehlenden analogen Schultertasten, während die Gummiband-KI mitunter recht aggressiv reagiert.
Insgesamt sind die Rennen unterhaltsam, vorausgesetzt man fährt sie am TV. Der Spieler muss sogar die Kühlung der Reifen manuell vornehmen, was zwar per Knopfdruck geschieht, den Rennen aber auch eine strategische Ebene hinzufügt. Leider sind die Strafen sehr hartnäckig, da es für das Rammen anderer Trucks gleich fünf Sekunden drauf gibt. Das ist insbesondere deshalb ärgerlich, weil die KI gerne direkt vor den Spieler fährt, um solche Situationen zu provozieren.

Fehlende Langzeitmotivation
Glücklicherweise gibt es gleich zwei verschiedene Arten von Trucks. Während die europäischen sehr schwerfällig agieren, gibt es für das Weltturnier kleinere, die deutlich agiler sind. Allerdings werden sie dafür auch nicht so schnell, Neulinge werden sich deshalb vor allen in solchen Rennen schnell an das Fahrgefühl gewöhnen.
Ansonsten fällt der Inhalt sehr gewohnt aus. Es gibt die klassische Karriere, die den Spieler durch diverse Turniere führt, gleichzeitig ein wenig Vielfalt und Abwechslung bietet. Interessanterweise muss sich der Spieler aber mehr bemühen als in ähnlichen Rennspielen, denn wer nicht häufig genug gewinnt, kann aus seinem Vertrag entlassen werden. Auch Reparaturen müssen eingeplant werden, sodass wenigstens für etwas Beschäftigung gesorgt ist. Leider ist nichts davon sonderlich komplex oder geht über simple Menüs hinaus. Schnelle sowie Zeit-Rennen dürfen derweil auch nicht fehlen, während lokale Mehrspieler-Modi den Rennspaß mit Freunden erlauben.
Leere Strecke
Leider ist der Inhalt ein weiteres Problem an „FIA European Truck Racing Championship“, denn dieser ist viel zu gering ausgefallen. Es gibt zwar zahlreiche Fahrzeuge, die sogar in einem gesonderten Modus betrachtet werden können, und auch die Streckenzahl kann sich sehen lassen. In Sachen spielerischen Ziele wird aber nichts geboten, was die notwendige Motivation bewirken könnte, sich mit den Spielmechaniken intensiver zu beschäftigen. Zudem kann die Streckenvielfalt nur bedingt überzeugen, schließlich sieht jede einzelne davon grauenvoll aus.
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