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Grand Theft Auto: The Trilogy - The Definitive Edition

von

Martin Schuhmacher

Nachdem wir bereits kurz nach Release einen technischen Ersteindruck zur sogenannten Definitive Edition“ dieser drei hochkarätigen Klassiker verfasst haben, soll nun gezeigt werden, was die drei Titel insgesamt zu bieten haben und ob wir für die hier getestete Switch-Version eventuell doch noch eine Empfehlung aussprechen können.

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Definitive Klassiker

„Grand Theft Auto: The Trilogy - The Definitive Edition“ ist eine Kollektion der Titel „Grand Theft Auto 3“ (erschienen 2001), „Grand Theft Auto: Vice City“ (2002) und „Grand Theft Auto: San Andreas“ (2004). Alle drei Titel wurden in der Vergangenheit bereits auf andere Plattformen gebracht und erhielten damit auch kleinere Anpassungen. Mit der Definitive Edition erhielten alle drei Titel nun jedoch ein komplettes grafisches Makeover, inklusive einzelner spielerischer Veränderungen und sogar Touchscreen-Support für Nintendo Switch.

So sollte die teils nicht mehr zeitgemäße Steuerung der Klassiker an den Standard von „Grand Theft Auto V“ angepasst werden. Das ganze beinhaltete dann aber tatsächlich nur eine minimale Anpassung der Gamepad-Belegung. Elemente aus „GTA V“ wie das Ducken oder in Deckung gehen finden sich weiterhin nicht in den drei Titeln der Kollektion. Was jedoch in der Switch-Version durch Verzögerungen bei grafisch anspruchsvollen Szenen – hierzu später mehr – ohnehin kaum zum Tragen käme, so dass man hier gerade als Kenner der Originale eher das Gefühl hat, dass früher vielleicht doch einiges besser war.

Switch-Features mit Einschränkungen

Auch die im Handheld-Modus verfügbare Touchscreen-Steuerung ist bestenfalls als „nette Dreingabe“ einzustufen, da diese innerhalb des Spiels nur dazu dient die Karte aufzurufen und dort dann Wegpunkte zu setzen oder die Gebiete schneller zu überfliegen, als es mit der normalen Steuerung möglich ist. Die eingebaute Bewegungssteuerung findet nur im Zielen-Modus Ihren Vorteil, sollte jedoch nicht gegen die verfügbare Auto-Zielen-Funktion ausgetauscht werden, da Kämpfe gegen hektische Gegner sonst schnell im eigenen Ableben enden. Falls in der freien Welt jedoch – ohne eventuelle automatisch anvisierte Ziele in der Nähe – ein spezielles Objekt anvisiert werden soll, kann hier die Bewegungssteuerung durchaus hilfreich sein. Die Szenarien und Momente, in denen dies hilfreich ist, sind jedoch sehr rar gesät. 

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Unvollständige Definitive Edition

Leider mussten wir auch feststellen, dass beispielsweise die vielfältigen Kameraperspektiven der Originale nicht ihren Weg in die Definitive Edition gefunden haben. So war damals die Vogelperspektive eine schöne Möglichkeit den „klassischen“ Stil zu erleben und die Action-Kamera in verschiedenen Positionen unterhalb oder außerhalb des Autos war zwar nicht geeignet um effizient zu spielen, hat jedoch immer wieder für schöne Actionszenen gesorgt, die man sich gern erneut angeschaut hat. Leider haben es weder die Vogelperspektive noch die Action-Kamera in einen der drei Teile geschafft. Hier gibt es nur die Ego-Perspektive beim Fahren sowie verschiedene Entfernungs-Abstufungen hinter den Personen beziehungsweise Autos auszuwählen.

Videospielgeschichte in Höchstform

Inhaltlich kann man der „Definitive Edition“ wenig vorwerfen. Selbstverständlich wäre es für Veteranen der Serie schön gewesen weiteren Content einzubauen, jedoch ist man hier mit den drei umfangreichen Klassikern sehr gut bedient. Mit dem ersten 3D-GTA in Form von „Grand Theft Auto 3“ bis hin zum 80er Jahre–Fest „GTA: Vice City“ und dem Fan-Favorit „GTA: San Andreas“ haben alle drei Titel großen Einfluss auf ihr Genre gehabt und bieten bis zum heutigen Tag großen Spielspaß mit den ernst gemeinten Szenarien – die sich dann doch immer wieder selbst ironisch durch den Kakao ziehen – und gesellschaftlichen Kritiken gepaart mit völlig überdrehten Dialogen. Auch wenn das Mission-Design heutzutage keine Preise mehr gewinnt, ist die Abwechslung dennoch ein großer Spaßgarant. Dies trifft auf die Switch-Version des Titels allerdings nur insofern zu, als das man bereit ist die Kombination der vielen kleinen Probleme zu akzeptieren oder übersehen.

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Der grafisch unsaubere Elefant im Raum

Die grafische Überarbeitung ist teilweise natürlich subjektiv zu bewerten. Wem der neue Comic-Stil jedoch gefällt, hat in den bisherigen Trailern tolle Einblicke in die bekannten Welten der Titel erhalten, die mit besseren Texturen und überarbeiteten Hauptcharakteren und NPCs sowie verbesserten Lichteffekten geglänzt haben.

Leider gab es offenbar auch Gründe, warum man vorab kein explizites Gameplay der Switch-Version gezeigt hat. Wo die Hauptcharaktere durchaus von der überarbeiteten Grafik profitieren, scheinen viele NPCs entweder in den Mixer oder deren Finger auf die Streckbank geraten zu sein. Wer sich mit der gewöhnungsbedürftigen Laufanimation einzelner Bewohner angefreundet hat, gerät spätestens beim Anblick deren teils zerlaufener Gesichter in blanke Panik und möchte einzelnen NPCs beispielsweise in San Andreas lieber nicht die Hand schütteln, wenn deren Finger länger sind als der eigene Kopf.

In besseres Licht gerückt

Wer sich nun auf die schönen Lichteffekte gefreut hat, darf diese zumindest in „Grand Theft Auto: Vice City“ noch am ehesten „genießen“. Die sowieso schon bunte Welt der 80er Jahre erscheint mit den überarbeiteten Grafiken und Effekten noch ein bisschen schriller und passt so wunderbar ins Setting. Leider kam dies in allen drei Spielen zu einem hohen Preis. So musste man um zumindest teilweise die Effekte der anderen Plattformen auch auf Nintendo Switch bereitzustellen, zur gewohnten dynamischen Auflösung greifen, was zunächst noch kein Problem ist, da diese auch in anderen Spielen gut genutzt wird. Allerdings hat man selten das Gefühl, dass diese auch nur ansatzweise die angestrebten 720p erreicht. Die meiste Zeit – vor allem in Szenen mit viel Action - bewegt man sich in einem matschigen Brei, der selbst die Auflösung der Klassiker noch in einem guten Licht dastehen lässt. Wer hier im Handheld-Modus spielt merkt dies bereits spürbar, kann sich eventuell aber noch auf den kleineren Bildschirm beziehen und dies verkraften. Völlig unvertretbar wird dies jedoch, sobald man in den TV-Modus wechselt und keinerlei Verständnis mehr für eine solche niedrig aufgelöste Darstellung haben kann. Zusätzlich kommen dann auch die neuen Effekte und Grafiken überhaupt nicht mehr zur Geltung. Das einzige, das stets konstant hochaufgelöst bleibt, sind die HUD-Anzeigen sowie die nun fest eingebaute In-Game-Karte und die Menüs – immerhin.

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Inakzeptable Performance

Wo die Ladezeiten für eine solche offene Welt eventuell noch vertretbar sind, kann man ähnliches leider nicht über die Bildraten sagen. Bereits in „GTA 3“ beginnt man die Flucht ins Versteck mit mehr Einbrüchen, als wir bis dahin überhaupt begehen konnten. Sobald es auf eine halbwegs befahrene Kreuzung geht oder man es auch nur wagt das Gaspedal eines Fahrzeugs zu betätigen, versucht es die Bildrate nicht einmal mehr die angestrebten 30 Bilder pro Sekunde zu halten, sondern bewegt sich schnell in die unteren 20er Bereiche. Auch der zugunsten der erhöhten Sichtweite entfernte Nebel scheint dem nicht in die Karten zu spielen. Leider zeigt sich dieses Verhalten auch abseits von Fahrzeugen und so sind ereignisreiche Szenen stets mit ein bisschen Hoffnung begleitet, dass einen die Bildrate nicht im Stich lässt. Wer sich an die Drohnen-Mission in Vice City erinnert, kann sich vorstellen wie schwer diese ohnehin knifflige Mission mit verzögerter Steuerung und kleinen Bildraten-Aussetzern zu bewältigen ist. Auch die Anfangsmission in San Andreas lässt uns die kleine Radtour in einem gemächlichen Tempo erleben, wie auch sonst könnten wir dem als nächstes besprochenen Problem aus dem Weg gehen.

You shall not pass!

Was sich nämlich ebenfalls durch alle drei Teile zieht sind die spontan auftauchenden Objekte. Egal ob Personen, Autos oder sogar die teils verspäteten Schatten, niemand scheint es auf der Switch besonders eilig zu haben. Sobald man sich in einem Fahrzeug in halbwegs schnellem Tempo bewegt, beginnen um den Spieler herum die Objekte aufzutauchen. Besonders bei schnellen Fahrten durch die Stadt ist man so weniger mit dem eigentlichen Ziel beschäftigt, als vielmehr damit, den spontan auftauchenden Hindernissen auszuweichen. Besonders in „GTA 3“ scheint es die KI ganz speziell auf den Spieler abgesehen zu haben. Viel zu oft tauchten um die nächste Ecke Fahrzeuge auf, die sich uns dann todesmutig in den Weg gestellt haben, um unser Opfer vor der Vollstreckung zu schützen – mit Erfolg.

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Ah sh**, here we go again

Was den Sound des Spiels angeht können wir zumindest ein wenig Entwarnung geben, lieber CJ. Größtenteils sind die Tracks der Klassiker erhalten geblieben, auch wenn es offenbar zum PC-Release noch ungeklärte Lizenz-Probleme gab. Interessanterweise scheinen die nicht gespielten Tracks sogar vorhanden zu sein, jedoch werden diese einfach nicht im Spiel abgespielt. Dies hat zumindest ein Nutzer auf Twitter zu „GTA: San Andreas“ herausgefunden. Leider nur weitere Fakten, die den ohnehin schon katastrophalen Release in ein noch schlechteres Licht rücken.

Die Talk-Radiosender versprühen dennoch heimische Emotionen mit den bekannten Dialogen von damals und lassen Kenner in einer wohlig kuscheligen Wolke aus Nostalgie zurück.

Dennoch konnten wir zumindest in San Andreas nicht ganz überhören, dass offenbar einzelne Zeilen neu eingesprochen wurden. In einem Gespräch mit Ryder und Sweet schauten wir etwas irritiert, als die Stimmen von einer Zeile auf die andere plötzlich deutlich anders klangen und danach wieder zur Original-Ausgabe zurück wechselten. 

Can it run GTA?

Um auf einem positiven Aspekt zu enden können wir zumindest sagen, dass bei den vielen Spielstunden keines der Spiele abgestürzt ist und das verbesserte Checkpoint-System nun die einzelnen Frust-Momente der Vergangenheit dort zurücklässt, da nun Missionen direkt neu gestartet werden können anstatt diese erst wieder neu annehmen zu müssen.

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Unsere Wertung

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Fazit

Wo bleiben wir nun also zurück nach diesem anscheinend vernichtenden Review zu Grand Theft Auto: The Trilogy - The Definitive Edition“ für Nintendo Switch? Sind die drei Teile der Kollektion wegen all dieser Fakten schlechte Spiele? Auf gar keinen Fall! Können wir die Switch-Version dieser Kollektion daher trotzdem empfehlen? Auf gar keinen Fall! Auch wenn die graphischen Updates vor allem für „GTA 3“ und „GTA: Vice City“ die offene Welt in ein moderneres Licht setzen und die Soundtracks weiterhin zu überzeugen wissen, können wir alle drei Spiele keinesfalls in diesem Zustand empfehlen. Kenner der Originale wünschen sich direkt zu den Klassikern zurück und Neulinge der Reihe werden sich fragen, was denn alle so toll an diesen Spielen fanden. Schlechte Bildraten, spontan auftauchende Objekte und Fahrzeuge, die das Spielgeschehen negativ beeinflussen, die schlechte Auflösung und eine Vielzahl von Grafik-Glitches und Audio-Auffälligkeiten stellen diese drei Meisterwerke in ein Licht, welches sie nicht verdient haben. Wer also die Wahl hat „Grand Theft Auto: The Trilogy - The Definitive Edition“ auf einer anderen Plattform zu spielen, sollte dies tun. Allen anderen bleibt wohl nur, auf einen Patch zu hoffen, der das ganze auf das wohl verdiente Niveau verbessert.