Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten haben Begriffe wie Fake News“ und „postfaktisch“ stark an Bedeutung gewonnen. Die öffentliche Diskussion um diese Themen nimmt sich „Headliner: NoviNews“ als Grundlage und lässt Spieler in der Rolle eines Chefredakteurs selbst entscheiden, welche Nachrichten gedruckt werden sollen und welche nicht. Wie realistisch der Titel dabei ist und ob das Ganze auch Spaß macht, haben wir für euch herausgefunden.
Ärger in Novistan
„Headliner: NoviNews“ macht sich nicht viel aus langen Einführungen und so stürzt man sich nach einer kurzen Charaktererstellung direkt ins Geschehen. Ausgangspunkt der leicht in der Zukunft liegenden Handlung ist Novistan, eine fiktive Nation, in der diverse Streitthemen die Gesellschaft spalten. Zu diesen Streitthemen gehören Populismus, Globalisierung und genetische Modifkationen an Menschen, die in Novistan keine Besonderheit sind.
Der grundlegende Spielablauf ist in „Headliner: NoviNews“ jeden Tag gleich. Tagsüber sitzt man im Büro und muss entscheiden, welche Nachrichten gedruckt werden sollen. An manchen Tagen darf man selbst entschieden, wie viele der verfügbaren Artikel man drucken lassen möchte, an anderen Tagen hat man bestimmte Vorgaben, wie viele News beispielsweise mindestens oder höchstens von einem ausgesucht werden dürfen. Die richtigen Artikel auszusuchen ist aber alles andere als einfach, denn zahlreiche Umstände wirken dabei auf die eigene Entscheidung ein. Da wäre zum Beispiel Evie, eine hübsche Mitarbeiterin, die sich als Immigrantin immer wieder rassistische Bemerkungen anhören muss. Entscheidet man sich dafür, positiv über das Nachbarland zu berichten, so wirkt sich dies auch positiv auf Evies Leben aus und die Einwohner von Novistan sind ihr gegenüber freundlicher. Gleichzeitig bedeuten freundschaftliche Beziehungen mit dem Nachbarland, insbesondere der Handel zwischen den beiden Nationen, aber auch Konkurrenz für die kleineren Geschäfte in Novistan. Lobpreist man die Globalisierung, kann das dazu führen, dass der Ladenbesitzer Rudy nicht mehr mit den größeren Handelsketten mithalten kann und sich nach neuen Geschäftsideen umsehen muss
Ein anderer Zwiespalt ist ein neuer Energydrink, der auf den Markt kommt. Da das Unternehmen dahinter ein wichtiger Sponsor sein könnte, wird man von seinem Chef dazu angehalten, ja nichts Schlechtes darüber zu berichten. Auch man selbst profitiert davon, denn solange der Sponsor der Agentur wohlgesinnt ist, streicht man auch als Schlagzeilenverfasser einen ordentlichen Bonus ein. Auf der anderen Seite scheint das Getränk jedoch auf Dauer abhängig zu machen und ist laut verschiedener Berichte auch sonst gesundheitlich nicht ganz unbedenklich.
Die Qual der Wahl
Das Schöne dabei ist, dass man die Auswirkungen der eigenen Entscheidungen bereits auf dem Nachhauseweg am jeweiligen Tag sehen kann. Denn während man sich durch die Straßen von Novistan den Weg zur eigenen Wohnung bahnt, trifft man immer wieder auf Protestanten, sieht Überwachungsdrohnen herumfliegen oder aber Graffitis, deren Urheber ihre Meinung auf kunstvolle Weise kundtun. Je nachdem, wie man sich entschieden hat, variieren die Schauplätze dabei. Besonders gelungen ist hierbei auch die Soundkulisse. Denn während man umherläuft, hört man eben nicht nur laute Protestrufe, sondern teilweise auch leises Flüstern. Dadurch weiß man immer sofort, wie die Lage der Nation ist und kann sich überlegen, ob man damit zufrieden ist oder ob man sich am nächsten Tag anders entscheiden will.
Hoher Wiederspielwert, auf Dauer aber zu monoton
„Headliner: NoviNews“ gelingt es dabei sehr gut, in zahlreichen Dialogen deutlich zu machen, welche Probleme und Wünsche die einzelnen Charaktere haben. Dabei merkt man recht schnell, dass man es auf Dauer nicht allen recht machen kann. Nichtsdestotrotz ist nicht immer direkt ersichtlich, wie sich die Veröffentlichung bestimmter Artikel konkret auf die Leben der Charaktere auswirken wird. Das liegt vor allem auch daran, dass man nicht von Anfang an alle Informationen zu allen Personen hat, denn einige Details werden erst in späteren Dialogen preisgegeben. Hierbei wird auch deutlich, dass „Headliner: NoviNews“ nicht darauf ausgelegt ist, nur einmal durchgespielt und dann zur Seite gelegt zu werden. Um alle Details der Geschichte zu erfahren, braucht man stattdessen mehrere Durchgänge, in denen man unterschiedliche Entscheidungen trifft. Ein Rückblick am Ende eines Durchgangs, der einem neben den getroffenen Entscheidungen auch deren Auswirkungen zeigt sowie beleuchtet, wer die Gewinner und die Verlierer des gerade beendeten Spieldurchgangs sind, spornt dazu ebenfalls an.
Nach ein paar Durchgängen, die jeweils etwa zwei bis drei Stunden dauern können, wird es dann allerdings ziemlich mühsam, noch unentdeckte Pfade zu entdecken, da sich eben immer nur einige Details ändern, der grundlegende Verlauf der Geschichte aber dennoch recht ähnlich bleibt. Hier wäre beispielsweise eine Funktion zum Überspringen von bereits gelesenen Dialogen hilfreich gewesen. Nebenbei hat man noch die Möglichkeit, sich sein Zuhause mit ein paar Gegenständen zu dekorieren. Da diese aber nur wenig bis gar keine Relevanz haben und auch spielerisch nichts beitragen, ist diese Möglichkeit eher belanglos. Immerhin kann man auch einen Hund bei sich aufnehmen, der dann nach einem harten Arbeitstrag treu daheim auf einen wartet und den man streicheln und füttern kann.
Lebhafte und wandelbare Kulisse
Optisch wartet „Headliner: NoviNews“ mit einer Mischung aus Low-Poly Charaktermodellen und Comic-ähnlichen 2D-Grafiken auf. Das Ergebnis sieht schick aus, auch wenn einige Charaktermodelle aus der Nähe etwas befremdlich aussehen. Die Kulisse Novistan dagegen ist fantastisch geraten, besonders da sich diese im Laufe der Geschichte immer wieder wesentlich ändert. Auf die Ohren gibt es währenddessen mal entspannte, mal leicht beschwingte und, mit fortschreitender Geschichte, auch mal bedrohlich wirkende Musikstücke. Die Auswahl der Stücke hätte gerne noch ein wenig abwechslungsreicher und umfangreicher ausfallen können, auch wenn die Musik in der Regel gut zur Szenerie passt.
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Unsere Wertung
Fazit
Headliner: NoviNews“ schafft es, einem nahezubringen, wie vielschichtig und anstrengend der Alltag eines Schlagzeilenverfassers aufgrund der vielen äußeren Einflüsse sein kann. Das Austesten von Entscheidungen und deren Konsequenzen macht eine Menge Spaß, was vor allem auch an der Lebhaftigkeit der Kulisse und ihren Charakteren liegt. Nach den ersten zwei, drei Spieldurchgängen nutzt sich das Spielprinzip dann allerdings aufgrund der Monotonie des grundsätzlichen Spielablaufs relativ schnell ab.
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