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Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry (eShop)

von

Marco Lipke

Wenn es eine Reihe gibt, die hoffnungslos veraltet ist, Humor einer vergangenen Zeit beinhaltet und durch eine vermurkste Rückkehr in Vergessenheit geraten ist, ist das Leisure Suit Larry“. Die Spiele des Möchtegern-Frauenheldes drehten sich stets um billige Anmachsprüche, schöne Pixel-Frauen und natürlich Sex. Deshalb wirkt der Versuch des deutschen Studios, Larry durch ein neues Spiel in die Moderne zu holen, wie zum Scheitern verurteilt. Entgegen aller Erwartungen entpuppt sich „Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry“ als urkomischer Trip durch unsere Zeit.

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Noch immer der Alte

Larry ist wieder da, allerdings anders, als man es erwarten würde. Der neueste Teil ignoriert nämlich die Fortsetzungen, handelt aber vom selben Helden, der damals versuchte, seine Jungfräulichkeit zu verlieren. Zu Beginn findet sich Larry in einem Bunker wieder und muss nach seiner Flucht feststellen, dass er sich plötzlich im 21 Jahrhundert wiederfindet. Diese Tatsache stört ihn weniger als die veränderte Kultur, denn statt eine Frau durch ein Bier in ein Gespräch zu verwickeln, muss diese erst Videos und Fotos auf Farcebook und Instracrap posten, und auch ein Date ist ohne einen Timber-Account unmöglich.

Larrys Reise durch unsere Zeit klingt extrem klischeehaft, doch überraschenderweise haben die Autoren selbst die erwartbarsten Witze so gut geschrieben, dass man sich Schmunzler nicht verkneifen kann. Larrys locker verwirrter Umgang mit den Begebenheiten unserer Zeit nutzt sich niemals ab, was auch an den wunderbar überzeichneten Charakteren liegt. Selbst die Witze, die zur Fremdscham einladen, wurden genau so geschrieben, dass man schon wieder darüber lachen muss. Abgenutzte Anmachsprüche, ekelhafte Datingversuche und verzweifelte Auswegslosigkeit hindern ihn nicht daran, seinen Charme spielen zu lassen und sich den Herausforderungen der heutigen Zeit zu stellen. Und dann wäre da natürlich seine Hauptaufgabe.

Frauenheld und moderner Sex

Eigentlich möchte Larry im Spielverlauf nur genug Punkte auf Timber sammeln, damit er seine Traumfrau daten kann. Die wahre Handlung dreht sich aber rund um die Firma Prune, in deren Penis-förmigen Gebäude der Chef Bill Jobs den Erzfeind des Womanizers mimt. Die Dialoge haben aber eher einen traditionellen Charakter und haben keine Auswirkungen auf das Geschehen, sodass man gar keine Fehler machen kann, und auch einen Highscore gibt es nicht.

Der Humor ist natürlich durchweg versaut, allerdings immer mit einem Augenzwinkern versehen. Popkulturelle Anspielungen werden durch Larrys Penis-Denken durch den Kakao gezogen und seine Sprüche und Taten würden wohl viele Frauen dazu bewegen, die Polizei zu rufen. Dass Larry sich dadurch stets lächerlich macht, anstatt als Held dazustehen, ist ein wunderbares Gegengewicht und sorgt dafür, dass es hier nicht plump sexistisch zur Sache geht. Der Spieler lacht nicht mit Larry, sondern über Larry.

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Flutschig

Rein spielerisch ist der Titel sehr klassisch gehalten – möglicherweise zu sehr. Der Spieler steuert Larry nämlich per linkem Stick und nutzt den rechten dazu, um den Cursor zu bewegen und fortan Objekte anzuklicken oder aufzunehmen. Einmal mehr müssen Items kombiniert werden, um zahlreiche Rätsel zu lösen, was durch einen Knopfdruck, der alle interagierbaren Objekte anzeigt, deutlich vereinfacht wird. Leider ist das Interface aber nicht gerade übersichtlich und der Cursor zu langsam, bei höherer Geschwindigkeit aber zu ungenau. Zwar lässt sich auch der Touchscreen nutzen, dann werden aber einige Befehle mitunter ignoriert.

Die Rätsel selbst suhlen sich nicht gerade in Ruhm. Noch schlimmer sind viel zu viele Momente, in denen die Lösungen gar keinen Sinn ergeben und lediglich dadurch zustande kommen, dass man alle möglichen Kombinationen ausprobiert. Dafür sind sie stets lustig und kreativ gestaltet, denn man darf nahezu alle erdenklichen Sexspielzeuge nutzen und in aberwitziger Weise einsetzen. Leider leidet die Übersichtlichkeit darunter, denn das Inventar ist chaotisch und man sucht viel zu lange nach bestimmten Items. In den 15 Stunden kommt niemals Langeweile auf, lediglich Frust, wenn ständiges Backtracking angesagt ist.

Geschmeidig

Der gezeichnete Comic-Grafikstil kann auf ganzer Linie punkten und weiß durch seine Farben und aberwitzigen Animationen zu überzeugen. Sowieso sind die Ortschaften wahnsinnig toll gestaltet, von verstecken Objekten in Form von Geschlechtsorganen über Pixel-Porno bis hin zu Alltagsgegenständen, die auf nicht so alltägliche Weise genutzt werden. Jede Szene wurde mit so viel Liebe zum Detail gefüllt, dass man sich auf jeden Schauplatzwechsel freut. Hinzu kommen solide Sprecher, die ihre Texte leider zu häufig ablesen, was man deutlich hört.

Ansonsten läuft das Spiel technisch gut, bis auf kleine Mini-Ruckler und die Steuerungsprobleme. Gerade im Handheld-Modus sieht der Titel noch besser aus, und auch die Ladezeiten bereiten keine Probleme. Die Portierung ist deshalb als erfolgreich einzustufen.

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Unsere Wertung

0/10

Fazit

Ich hätte niemals damit gerechnet, aber Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry“ hat mich begeistert. Der platte Humor wird durch clevere Situationen, überzeichnete Charaktere und einen tollpatschigen Helden dermaßen aufgewertet, dass man regelrechte Lachanfälle kaum noch vermeiden kann. Auch die Rätsel sind solide, zu häufig aber nicht logisch genug aufgebaut, was zu zahlreichen frustrierenden Momenten führt. Es lohnt sich aber, solche Momente auszuhalten, denn die Belohnung in Form von bildschönen Kulissen und urkomischen Witzen ist es allemal wert.