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Metroid: Other M (eShop)

von

Burak Cakir

Update vom 11. April 2016

Nintendo hat Metroid: Other M“ als Download-Titel im Nintendo eShop der Wii U veröffentlicht. Die Download-Version ist identisch mit der Wii-Version von 2010, die im Handel erhältlich war und kann direkt aus dem Wii U-Menü gestartet werden, ohne in den Wii-Modus wechseln zu müssen. Das Spiel ist nicht mit dem Wii U GamePad, sondern wie das Original lediglich mit der Wii-Fernbedienung spielbar. Die Auflösung wurde weder hoch skaliert, noch die Texturen überarbeitet. Wer seinen „Metroid: Other M“-Spielstand von seiner Wii auf die Wii U kopiert hat, kann diesen benutzen, obwohl er im Wii-Modus hinterlegt ist. Das folgende Review ist unverändert und entspricht unserem Test, den wir zur Veröffentlichung von „Metroid: Other M“ im Jahr 2010 veröffentlicht haben.

Ursprünglicher Testbericht vom 3. September 2010

Wer erinnert sich nicht gerne an den Erscheinungstag des Nintendo 64. Damals flippte man bei nahezu jedem Nintendo-Spiel völlig aus, da man den jeweiligen Helden nach unzähligen Abenteuern in 2D das erste Mal aus dreidimensionaler Sicht bewundern konnte. Allen voran stand damals natürlich Super Mario und Link, sogar Fox McCloud bekam ein richtiges 3D-Spiel. Wer aufgepasst hat weiß, dass sich Nintendo damals nicht gerade wie ein Gentleman verhalten hat, denn jemand ganz Besonderes wurde vergessen: Samus Aran, ihres Zeichen Kopfgeldjägerin der Galaktischen Föderation und Nintendos Vorzeige-Blondine neben den Prinzessinnen Zelda und Peach. Auf dem Gamecube endlich wieder zu neuem Leben erwacht und im letzten Jahr mit einer Trilogie geehrt, folgt Samus dieser Tage einem Trend, den der japanische Videospiel- und Konsolenriese bereits mit einigen Franchise eingeschlagen hat. Mario hat es schon getan, Donkey Kong und Kirby werden es noch tun und Samus hat den Dimensionen-Wechsel vom 3D- ins klassische 2D-Abenteuer ebenso vollzogen. Mit „Metroid: Other M“, kehrt das Schätzchen nun zu seinen Wurzeln zurück und präsentiert sich in einem Side-Scrolling-Titel, der dennoch Neues bietet und dies mit Altbewährtem verknüpft. Wie sich die weibliche Heldin diesmal schlägt, erfahrt ihr in unserem Review.

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Lady in blue

Die Geschichte von „Metroid: Other M“ knüpft an jene Ereignisse an, die sich am Ende von „Super Metroid“ abspielten. Im Kampf gegen Mother Brain opferte sich ein Baby Metroid, um das Leben von Samus zu retten. Kurz darauf – und hier setzt die Geschichte ein – während Mrs. Aran durch die Weiten des Alls gleitet, erreicht sie ein unbekanntes Signal, das sie als „Schrei eines Babys“ aufnimmt. Dieses als „Baby‘s Cry“ betitelte Zeichen lockt Samus auf ein stillgelegtes Raumschiff der Galaktischen Föderation, dem so genannten „Bottle Ship“. Auf dem Raumgleiter angekommen, stößt sie auf alte Bekannte aus aktiven Föderationstagen, unter denen sich auch Adam Malkovich, Samus‘ Mentor und ehemaliger Kommandant befindet. Aufgrund mysteriöser und ungeklärter Vorfälle beschließt die eigentliche Einzelkämpferin sich ihren alten Kollegen anzuschließen, um den Dingen auf den Grund zu gehen.

Noch bevor man ins eigentliche Spielgeschehen eingreift suggeriert einem das Spiel bereits eine unglaublich tiefgehende Stimmung, die nicht zuletzt durch die prächtigen Videosequenzen und gleichermaßen auch durch die gut inszenierte Story in Szene gesetzt wird. Schon zu Beginn bekommt man Samus in jungen Jahren und mit Kurzhaarschnitt als sympathisch, ehrgeiziges Mädchen vorgestellt, das genau in das kämpferische und starke Bild der Kosmos-Kopfgeldjägerin passt. Nach und nach offenbaren sich dem Spieler die vielfältigen und stellenweise verblüffenden und dennoch immer positiv bleibenden Charakterzüge der jungen, bisher verschleierten Frau.

Orange ist the new black

Sind erst einmal die komplexen aber interessanten Sachverhalte geklärt, geht es endlich ans Eingemachte. Okay, ein kleines Tutorial unter dem Decknamen „Systemtest“ darf selbstverständlich nicht fehlen. In einer kurzen Passage bekommt man hier die wichtigsten Kniffe der Steuerung erklärt. Alles was man braucht, um mit Samus durch Wald und Wiesen zu jagen, ist eine Wii-Fernbedienung. Bewegt wird das im Anzug steckende Weibchen via Steuerkreuz, die 1-Taste dient zum Schießen und Taste 2 zum Springen. Hält man erstere länger gedrückt, lädt sich der bereits bekannte Charge Beam auf und steht fortan für eine ordentliche Salve bereit. Bekannt ist auch das Kugelverhalten, geläufiger ist die Bezeichnung Morph Ball, das sich durch Betätigen der A-Taste aktivieren lässt.

So weit, so gewohnt. Völlig neu hingegen ist die Möglichkeit jederzeit in eine 3D-Ego-Ansicht, ähnlich der aus den „Metroid Prime“-Teilen zu schlüpfen. Hierfür wird einfach der Pointer der Wii-Fernbedienung auf den Bildschirm gerichtet und just in diesem Moment schwenkt die Kamera in besagte Ego-Perspektive. In der Bewegung eingeschränkt und nur auf bloßes Umschauen ausgerichtet, lässt sich so die Umgebung nach Relevantem absuchen, Gegner genauer aufs Korn nehmen und Raketen abfeuern. Was anfangs noch ein wenig unbeholfen und aufgesetzt wirkt, entpuppt sich im Laufe des Spiels als wahre Actiongarantie.

Beide Varianten gehen nahtlos ineinander über und ergänzen sich perfekt. Stellenweise kommt sogar ein Spielgefühl auf, das an alte Wii-Werbespots zu „Red Steel“ erinnert: Man wetzt mit quer gehaltener Fernbedienung durch enge Gänge und weitläufige Gebiete, feuert unzählige Gegner nieder und überwindet diverse Hindernisse, bis man auf ein vor Ekel-Monstern überquellendes Nest trifft. Man zieht also seine Waffe aus dem Halfter, die Kamera springt in die Ego-Perspektive, und richtet das Geschoss auf den Fernseher, um die Brut der Hölle auszuliefern. Was ohne hinter dem Sofa Deckung zu suchend Spaß bereitet, funktioniert im Gegensatz zum damaligen Werbeversprechen diesmal tatsächlich. Zumindest zieht es den Weltraum-Abenteurer in einen Bann und sorgt dafür, dass man für einen Moment einfach ein cooler Cowboy im heimischen Wohnzimmer ist.

Neben genannten und im Spielverlauf natürlich aufrüstbaren Feuergewehren übt sich die schon immer akrobatische Protagonistin in angsteinflößenden Nahkampfattacken. Liegt ein Gegner zum Beispiel geschwächt am Boden, bietet sich Samus eine Gelegenheit für einen tödlichen Angriff, bei dem sie dem jeweiligen Widersacher einen ordentlichen Tritt verpasst oder ihm schlichtweg die dicke Wumme ins Genick hält und abdrückt. Auch im defensiven Bereich wird blitzschnell agiert. So sieht man nicht selten gewandte Sprünge oder sogar flinke Radwenden als Ausweichmanöver.

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Mrs. Samus Marple

Von Zeit zu Zeit wird man in die genannte neue-alte Perspektive gezwungen. Dies geschieht immer dann, wenn es dringlich erforderlich ist, die jeweilige Umgebung genauer zu untersuchen. Leider haben diese Momente manchmal etwas von „Ich sehe etwas, das du nicht siehst.“. Zum Beispiel gilt es nach dem ersten großen Abschnitt und dem Erledigen des Endgegners solch eine Detektivarbeit zu leisten. Man soll nach etwas suchen, bei dem man nicht weiß, wie es aussieht. Nach einiger Zeit stellte sich letztendlich heraus, dass es sich beim Gesuchten um das Blut des soeben verstorbenen Bosses handelte. Das Problem dabei lag darin, dass der Lebenssaft des Getiers eben Grün war und sich in einem genauso grün gefärbten Level-Abschnitt nur sehr schwer erkennen ließ. Zwar hat das Entdecken und Erkunden schon immer eine große Bedeutung in „Metroid“-Spielen inne gehabt, aber die aufgezwungene Handelsunfähigkeit durch die gewählte Perspektive ist diesmal sicher nicht die glücklichste gewesen. Was sich hier jetzt ein wenig schroff anhört, ist jedoch wirklich zu verkraften, da sich die besagten Momente in Seltenheit verlieren.

Eingangs zogen wir den Vergleich zu Titeln wie „New Super Mario Bros. Wii“, hinsichtlich des Side-Scrolling-Aspektes. Der schöne und erhebliche Unterschied zwischen „Other M“ und dem Klempner-Abenteuer ist allerdings, dass sich zweites mit wenigen Modifikationen auch auf dem Super Nintendo spielen lassen würde, das geballte Action-Theater aus dem Hause Team Ninja jedoch nicht. Dies liegt ganz einfach daran, dass man das klassische von links nach rechts Laufen zwar wiederfindet, es allerdings mit größeren frei erkundbaren Abschnitten und anders gelagerten Gebieten erweitert wird. Genau dieser Abwechslungsreichtum der zum einen im Level-Design liegt, zum anderen durch eine unheimliche Gegner-Vielfalt, fein gespickten Rätseln und riesigen Endgegnern aufrechterhalten wird, bietet dem Spieler ein nie langweilig werdendes Abenteuer.

You've got the look

Als „Metroid Prime“-Besitzer ist man von allerhand Bombast-Grafik verwöhnt und möchte dies natürlich auch im neusten Teil der Saga nicht missen. Wird man auch nicht! Die gerenderten Videos zeigen in vielen Details und farbenprächtigen Animationen, die Pixar-Allüren Nintendos. Die Ingame-Grafik weiß vor allem mit einer hübsch animierten und in Szene gesetzten Samus Aran, Rivalen die Alpträume verursachen und schicken Wasser-Effekten zu überzeugen. Auch die grässlich schönen Obermonster geben stets eine gute Figur ab. Einzig die hier und da matschig daher kommenden Texturen auf Umgebungsobjekten trüben das sonst so schicke Bild.

Auf die zarten Gamer-Ohren bekommt man wirklich stimmungsvolle Musik, die immer zur jeweiligen Situation passt. Geht es hektisch auf dem Bildschirm zu, erhöhen sich die Schläge pro Minute und ist es spannungsvoll, wird geheimnisvoll eingestimmt. Auch das Nachtigallen-Stimmchen der Hauptcharakterin flüstert wunderbar seine Geschichte in des Spielers Hörorgan.

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Unsere Wertung

0/10

Fazit

Mit Metroid: Other M“ gelang Team Ninja und Nintendo das, was viele Kritiker nicht für möglich gehalten hätten: Ein Wieder- und Neubeleben der zuletzt von den Retro Studios so perfekt versorgten Metroid-Serie. Die Mischung aus altbewährten und neuen mindestens genauso perfekten Elementen, lässt Fans dieser Tage eine alte Liebe entdecken, die so einige Zocker-Herzen schneller schlagen lässt und ganz sicher nicht für Kummer sorgt. Aber auch Samus-fremde Zeitgenossen sollten unbedingt einen Blick riskieren und sich dieses Abenteuer nicht entgehen lassen.