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Minute of Islands

von

Frederik Exner

In modernen Videospielen steht im Zentrum der Handlung häufig die Rettung der Welt oder der Menschheit. Oftmals sind die Protagonisten und Protagonistinnen dabei so entschlossen, ihre Mission durchzuziehen, dass innere Konflikte und Zweifel kaum bis gar nicht beleuchtet werden. Genau das macht Minute of Islands“ vom deutschen Entwicklerstudio Fizbin jedoch, dessen Game Director Anjin Anhut in unserem Podcast bereits mit uns über das Spiel sprach. „Minute of Islands“ erzählt eine emotionale Geschichte, die auch vor düsteren Themen keinen Halt macht. Ob das ausgereicht hat, um uns an den Bildschirm zu fesseln, erfahrt ihr in unserem Test.

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Von Riesen und Menschen

Mo führt ein überwiegend einsames Leben. Zwar war die Inselgruppe, auf der sie ihr Leben verbringt, einst idyllisch und voller Leben, doch dann kam die Apokalypse in Form eines tödlichen Gases, das sich seitdem überall ausbreitet. Die meisten Menschen starben oder flohen, doch Mo, ihre Familie und ein paar weitere Einwohner blieben zurück. Glücklicherweise treiben unter der Erde vier Riesen per Muskelkraft Maschinen an, die das tödliche Gas aus der Luft filtern. Eine mindestens genauso wichtige Rolle spielt jedoch auch Mo selbst, denn die begabte Mechanikerin hat als Hüterin des Omni-Stabs die Aufgabe, auf die Riesen und ihre Maschinen aufzupassen.

Als Mo eines Tages bemerkt, dass die Maschinen ausgefallen sind und sich die vier Riesen-Brüder in einer Art Koma befinden, macht sie sich auf, um die Maschinen zu reparieren und somit den sonst sicheren Tod aller Inselbewohner abzuwenden. Doch auf ihrer Reise offenbart sich auch, welche Verantwortung und Bürde Mos Aufgabe für sie bedeutet. Nicht nur hat sie ein schwieriges Verhältnis zu ihren übrig gebliebenen Familienmitgliedern entwickelt, auch sie selbst wird von Zweifeln und teils selbstzerstörerischen Gedanken geplagt.

Greifbare Emotionen

Dass es „Minute of Islands“ so gut gelingt, Mos Emotionen zu vermitteln, liegt neben den authentisch geschriebenen Dialogen insbesondere an der australischen Schauspielerin Megan Gay, die in der Rolle der allwissenden Erzählerin stets den richtigen Ton trifft. Dadurch kommt man sich häufig vor wie in einem guten Hörbuch. Durch innere Monologe bekommt man zudem immer wieder Einblicke in die Gedanken der Inselbewohner und hat trotz der nur ungefähr fünf Stunden andauernden Geschichte den Eindruck, nachvollziehen zu können, was die Personen antreibt. Zudem lassen sich in jedem Gebiet Erinnerungen finden, durch die man auch über Mos Vergangenheit sowie die ihrer Familie mehr erfährt.

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Simples Gameplay

Anders als ein Hörbuch bietet „Minute of Islands“ jedoch auch Gameplay. Dieses lässt sich am ehesten mit dem eines Plattformers samt gelegentlicher Rätseleinlagen beschreiben. Die meiste Zeit bewegt man sich im zweidimensionalen Raum über die Inseln. Hin und wieder müssen dann auch Schieberätsel gelöst werden. Außerdem findet sich Mo an mehreren Stellen im Spiel in einem traumähnlichen Zustand wieder, in dem sie als fast transparente Wesen angezeigte Erinnerungen in der richtigen Reihenfolge einsammeln muss, um wieder zu einem klarem Bewusstsein zu gelangen. Da Spieler und Spielerinnen hier auch auf im Wasser gespiegelte Plattformen achten müssen, ergibt sich auch hieraus ein kleines Rätsel. Insgesamt sind die Rätsel im Spiel jedoch ohne großes Nachdenken zu lösen und hätten gerne etwas herausfordernder und abwechslungsreicher ausfallen können.

Handgezeichnete Postapokalypse

Ein großes Lob verdient dagegen die Gestaltung der Inseln. Dank eines beeindruckenden Grafikstils, der sowohl an Fizbins früheres Werk „The Inner World“ als auch an die Animationsserie „Adventure Time“ erinnert, lässt sich die postapokalyptische, trostlose Atmosphäre fast greifen. Dabei schreckt das Spiel auch nicht vor sehr plastischen Darstellungen wie einem toten und schon verwesenden Wal oder mit Knochen verzierten Höhleneingängen zurück. Und auch die Unterwelt mit den grotesk aussehenden Riesen lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass die besten Zeiten der Inselgruppe längst vorbei sind. Derweil erinnern beispielsweise ein riesiger Leuchtturm sowie der längst verlassene Freizeitpark von Mos Onkel daran, dass das Leben dort einst auch schön war.

Musikalisch sticht „Minute of Islands“ zwar nicht besonders heraus, die atmosphärischen Sounds unterstützen jedoch die Schwere und Trostlosigkeit der Post-Apokalypse. Zudem ist sich das Spiel auch nicht zu schade, in ruhigen Momenten fast vollständig auf Musik zu verzichten, sodass man lediglich Mos Schritte hört, was den entsprechenden Passagen besondere Ausdruckskraft verleiht. Leider kam es beim Spielen auf der Nintendo Switch immer wieder zu kleinen Bildaussetzern. Diese beeinträchtigten zwar nicht das Spiel an sich, fielen in dem sonst sehr flüssig laufenden Gameplay aber umso mehr auf.

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Unsere Wertung

0/10

Fazit

Minute of Islands“ lädt Spieler und Spielerinnen auf eine ganz besondere Heldenreise ein. Eine, die nicht nur von den großen Taten der Protagonisten und Protagonistinnen erzählt, sondern auch von der Bürde, die eine solche Verantwortung bedeuten kann. Dem Spiel gelingt es, eine dichte Atmosphäre zu schaffen und durch diese die Emotionen der Charaktere eindrucksvoll darzulegen. Was das Gameplay und insbesondere die Rätsel angeht, hätte dem Spiel jedoch etwas mehr Vielfalt und Herausforderung gut getan.