Mortal Kombat 11“ ist insbesondere in Deutschland ein besonderer Titel. Nicht nur, weil die Reihe ihre Rückkehr auf eine Nintendo-Konsole feiert, sondern weil es sich dabei um den ersten Ableger seit langem handelt, der ohne Probleme erscheint. „Mortal Kombat X“ wurde zum Beispiel nur verspätet veröffentlicht, weil die Alterseinstufung der USK für die ungeschnittene Fassung selbst für Warner Bros. eine Überraschung war, die fest damit gerechnet haben, USK und BPjM würden sowieso keine Freigabe erteilen. Leider kommt „Mortal Kombat 11“ erneut nicht ohne Drama aus – diesmal aber in Punkten, die deutlich gravierender sind.

Langsamer ist besser!
Das Gute zuerst: „Mortal Kombat 11“ ist nicht einfach nur eine Kopie seines Vorgängers, denn das Kampfsystem wurde deutlich verlangsamt. Die Kämpfer können nicht mehr laufen und obwohl das Tempo im Vergleich zur Konkurrenz weiterhin hoch ist, ist das Bewegungstempo merklich niedriger als noch im Vorgänger. Das ist glücklicherweise nichts schlechtes, denn der neueste Teil legt noch mehr Wert auf die richtige Strategie, was unter anderem durch nun zwei Leisten signalisiert wird. Mithilfe derer können defensive beziehungsweise offensive Angriffe verstärkt werden. Damit das nicht übermächtig wird, verbraucht man nicht nur eine Einheit der entsprechenden Anzeige, sondern kann diese Aktionen auch nur jeweils ein Mal pro Kampf ausführen. Das ist nur eines von vielen Beispielen, die zeigen, dass die Macher mächtige Angriffsmöglichkeiten bieten wollen, gleichzeitig aber für ein starkes Balancing sorgen.
Das wird umso deutlicher bei den Crushing Blows, die nur ein Mal pro Kampf eingesetzt werden können, dafür Kombos durchbrechen und von einer brutalen Animation begleitet werden. Auch die Fatal Blows wurden umgestaltet und lassen sich nun sehr einfach ausführen, solange die Lebensanzeige leer genug ist – auch das natürlich nur ein Mal pro Match. Gepaart mit den zahlreichen Kombos ist es durchweg unterhaltsam, die Feinheiten des Kampfsystems auszunutzen und auch nach Stunden noch neue Kombo-Möglichkeiten zu entdecken. Da kein Charakter durchweg schlechter als ein anderer wirkt, kann man unzählige Stunden investieren, um brutal gute Kämpfe auszutragen.
Guter Einstieg
Natürlich wären Neulinge verloren, wenn es nicht das sehr ausführliche Tutorial geben würde. Der entsprechende Menüpunkt ist vollgepackt mit zahlreichen Lektionen, von den einfachsten Bewegungen bis hin zu komplizierteren Kombos. Sowieso unterscheidet sich „Mortal Kombat“ hier stark von der Konkurrenz, denn perfektes Timing innerhalb einer Kombo ist weniger wichtig als das schnelle Aneinanderreihen von Befehlen. All das und noch mehr Feinheiten werden durch die vielen Tutorials erläutert, allerdings machen sich hier schon einige Ladezeiten bemerkbar. Es ist vor allem dann nervig, wenn man zehn Sekunden nach einer kurzen Lektion warten muss, anstatt direkt mehrere ohne Pausen zu absolvieren.
Mittlerweile ist dank eines Updates auch in der Switch-Version der wohl unterhaltsamste Menüpunkt zum Üben verfügbar, nämlich die Charakter-Tutorials. Hier darf man spannende Kombos und Aktionen von einzelnen Kämpfern üben, die durchaus anspruchsvoll werden. In den Erklärungen werden sogar detailliert die Stärken und Schwächen der einzelnen Kämpfer erläutert, sodass dieser Modus als perfekte Vorbereitung dient, wenn man sich auf jemanden spezialisieren möchte. Für jede Lektion gibt es zudem Belohnungen in Form von Währungen oder sogar Skins. Es lohnt sich demnach auch für Profis, das Gedächtnis aufzufrischen und sich mit den Neuerungen langsam vertraut zu machen.

Die Helden von gestern und morgen
Ansonsten lassen sich natürlich auch die blutigen Fatalities üben und das Gelernte in Übungsmatches anwenden. Auch ansonsten gibt es genug Unterhaltung für Solisten, wobei die Story natürlich heraus sticht. Diese ist erneut großartig geworden und weiß durch das Thema Zeitreise in herrlichen Zwischensequenzen durch starke Charaktere zu überzeugen. Lediglich der Einstieg dürfte für Neulinge merkwürdig sein, da die Ereignisse direkt an den Vorgänger anschließen. Obwohl die englische Synchronisation gelungener als die gute deutsche ist, sollte man dennoch letztere wählen, wenn man Ronda Rousey meiden möchte. Ihre schauspielerische Leistung ist nämlich ebenso grässlich wie ihre Persönlichkeit – was das Casting noch unverständlicher macht.
Natürlich ist auch der Mehrspieler-Modus ein Hit, egal ob im klassischen Kampf, Turnier oder King of the Hill. Es ist ein leichtes, eine Partie zu erstellen und die Ranglisten zu erobern. Die dedizierte Kampfliga beginnt derweil erst später, konnte also noch nicht ausprobiert werden. Auch lokal ist ein Match schnell erstellt, sodass alles geboten wird, was man sich nur wünschen kann.
Das Balancing-Problem
Sowohl beim Kampfsystem als auch bei den meisten Modi landet „Mortal Kombat 11“ zahlreiche Volltreffer, deutlich kontroverser wird es aber leider bei den Türmen. In den klassischen Türmen muss jeweils eine vorgegebene Anzahl an Gegnern besiegt werden, sogar ein Endlos-Modus ist hier verfügbar. Dank Belohnungen und einem durchaus fordernden Schwierigkeitsgrad bleibt das gelungen, deutlich länger wird man sich allerdings bei den Türmen der Zeit aufhalten. Diese laufen vom Prinzip her gleich ab, allerdings ist der Einstieg dank eines Tutorials angenehmer. Zudem gibt es ständig neue Türme, die mit Belohnungen winken und wohl die Hauptbeschäftigung für Solisten bieten. Zudem lassen sich Münzen ausgeben, um Charakter-spezifische Türme anzugehen, die eine wunderbare Herausforderung bieten.
Die große Besonderheit sind die Modifikatoren, die die Kämpfe maßgeblich beeinflussen. Zum Beispiel können Gegner die eigene Lebensleiste anzwacken, es hagelt Feuerkugeln und sogar permanente feindliche Unterstützung kann die Herausforderung ordentlich anschrauben. Trotz der wunderbaren Kreativität wird es leider in den fortgeschrittenen Türmen nahezu unfair, da gleich mehrere Modifikatoren hier selbst für Profis garantierte Niederlagen ergeben. Die Diskussion war lang, und die Türme sollen in den kommenden Wochen weiter angepasst werden. Abhilfe schaffen hier KI-Kämpfer, doch Spielspaß sieht anders aus. Dass das Balancing überhaupt so katastrophal sein konnte, liegt auch an den verbrauchbaren Items, die bei der entsprechenden Menge Siege nahezu garantieren können. Diese muss man sich aber auch erst erspielen – oder mit einer der Ingame-Währungen kaufen.

Zwischen Krypta, Grind und Mikrotransaktionen
Die Anzahl an Währungen in „Mortal Kombat 11“ ist nicht mehr feierlich. Es gibt Koins, Herzen, Zeitkristalle und Seelenfragmente. Die Zeitkristalle können im Shop gegen Skins, Ausrüstungen oder andere Sachen eingetauscht werden, die man auch auf andere Weise erspielen kann, wobei sich die Auswahl täglich ändert. Kristalle werden sehr spärlich ausgeteilt, und können auch mit echtem Geld erworben werden. Die anderen drei Währungen werden für die Krypta verwendet. Hier steuert der Spieler einen Charakter im Adventure-Stil, löst Rätsel und öffnt vor allem Truhen mit den entsprechenden Währungen. Leider ist es bei den meisten davon völlig zufällig, welche Gegenstände man erhält. Es ist unfassbar frustrierend, wenn man zum Beispiel nur Skins und Fatalities haben möchte, allerdings ständig Charakterzeichnungen oder Items erhält.
Das macht die Krypta von einem an sich fantastischen Konzept zu einem frustrierenden Erlebnis, schließlich kann man bis auf wenige Ausnahmen nicht einmal andere Spieler fragen, wo sich gewisse Gegenstände befinden. Sogar Ausrüstungen für DLC-Charaktere sind verfügbar, was überaus frustrierend ist. Dabei sind die Belohnungen bei über 600 Kisten mit jeweils mehreren Gegenständen unglaublich. Jeder Charakter hat 60 Skins, mehrere Intros, Posen und Ausrüstungsgegenstände, die entsprechend angewandt werden können, um einen wahrlich einzigartigen Kämpfer zu erschaffen. Online darf man diese natürlich nicht in jedem Modus nutzen, die schiere Anzahl an Möglichkeiten ist allerdings extrem beeindruckend. Schade also, dass das Freischalten so eine Qual sein kann – auch wenn passionierte Spieler es geschafft haben, bereits jetzt die komplette Krypta abzuschließen. Wer das Spiel hingegen in kleineren Häppchen genießen möchte, wird schon zu lange damit beschäftigt sein.
Rausgeschnitten
Das Spiel ist in einigen Bereichen klar darauf ausgerichtet, den Spieler zur Kasse zu bitten. Natürlich soll der Shop dazu verlocken, Kristalle zu kaufen, um beliebte Gegenstände zu erlangen. Noch viel ärgerlicher sind zwei DLC-Charaktere. Shao Khan war ein Bonus für Vorbesteller, doch da er auch in der Krypta vertreten ist, wird es schmerzhaft offensichtlich, dass er lediglich aus dem Hautspiel rausgeschnitten wurde. Noch schlimmer ist der Umstand um Frost, die sich ebenfalls mit echtem Geld kaufen lässt. Tatsächlich kann man sie aber relativ einfach im Story-Modus freischalten, muss dafür aber im vierten Kapitel stets Sub Zero als Kämpfer auswählen. Hier lässt sich die schiere Gier kaum verstecken, denn sie ist die einzige, die man freischalten muss, und die Kaufoption ist eindeutig an diejenigen gerichtet, die die alternative Methode nicht kennen.

Solide Umsetzung mit vielen Abstrichen
Das beeindruckende an der Nintendo Switch-Version von „Mortal Kombat 11“ ist eindeutig die Bildrate. In den Kämpfen ist sie meist bei 60, kann aber durchaus während Animationen sinken. Das stört den Spielablauf allerdings nie, da sie in den wichtigen Momenten durchweg konstant bleibt, und das sogar im Handheld-Modus. Das war es dann aber schon mit den positiven Aspekten, denn das Downgrade ist fatal. Die Texturen sehen matschig aus, viele Details und Lichteffekte wurden entfernt, und die fehlende Kantenglättung erzeugt insbesondere im Hintergrund ein sehr unsauberes Bild. Das Spiel ist definitiv keine optische Pracht und die Opfer der Portierung leider etwas zu groß. Bei der Krypta ist das sogar noch viel schlimmer, denn diese lässt sich nahezu nicht vergleichen. Natürlich ist sie identisch aufgebaut wie auf den anderen Konsolen, allerdings ist die grafische Qualität hier noch viel schlechter und die Bildrate mitunter im einstelligen Bereich. Hinzu kommt ein dichter Nebel, der jegliche Details verhüllt. Bei all diesen Problemen lassen sich die Ladezeiten durchaus verschmerzen.
Leider wurden auch viele Funktionen nicht auf den Hauptaspekt der Konsole angepasst. Es macht nämlich eine Menge Spaß, im Handheldmodus Kämpfe auszutragen. Leider sind die Hauptmodi wie Türme oder die Krypta ohne eine Internetverbindung gar nicht verfügbar. Selbst Belohnungen lassen sich nicht ergattern, wenn man unterwegs ist. Dadurch wird der Aspekt stark eingeschränkt, denn wer während eines Turmes in den Ruhemodus wechselt, darf sich über eine böse Überraschung ärgern.
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