Nach seinem überzeugenden Auftritt in Mario & Luigi: Paper Jam Bros.“ wagt Mario in flacher Papierform den Sprung auf die Wii U und geht in „Paper Mario: Color Splash“ dem Rätsel um die farblosen Toads der Insel Prisma nach. Die kunterbunte Grafik, mitreißende Musik und humorvolle Präsentation haben uns in ihren Bann gezogen und für zahlreiche Stunde bestens unterhalten. Ob es das Spiel schafft, auch euch zu verzaubern, könnt ihr unserem Testbericht entnehmen.

Hör mal, wer da hämmert
Das Abenteuer beginnt inmitten einer stürmischen Nacht, in der Prinzessin Peach und ihr Gehilfe Toad dem Wetter trotzend Mario auf dem Land aufsuchen. Sie legen dem Papierhelden einen zu einem Brief gefalteten, farblosen Toad vor, der der Rückseite nach auf der Insel Prisma frankiert wurde. Selbstverständlich machen sich die drei auf die Überfahrt und landen alsbald in Port Prisma.
Die Stadt, die sonst aus allen Ecken in prächtigen Farben erstrahlt, weist viele farblose Flecken und Toad-Bewohner auf. Im Zentrum von Port Prisma erfahren sie von einem Farbeimer namens Farbian, dass jemand die Farbsterne der Insel gestohlen hat und seither die Existenz ihrer Bewohner bedroht. Mit Farbian als neuen Begleiter geht Papier-Mario den Spuren der Verbrecher nach und verhilft der Insel wieder zu ihrem alten Glanz.
Die Erzählung ist erwartungsgemäß nicht kompliziert und demnach einfach zu verfolgen, zumal man auf der guten nur auf Toads und auf der bösen Seite auf bekannte Schergen von Bowser trifft. Womit der Titel aber überzeugt, ist sein einzigartiger Humor. Das Spiel nimmt sich selbst nicht ernst und ist voller Wortwitze und Querhinweise, die den bekannten Gesichtern beider Welten neue Facetten verleihen.
Farbe bekennen
Die Insel Prisma besteht aus zahlreichen Level, die über eine einzige Weltkarte besucht werden. Die Level selbst stellen dreidimensionale Ortschaften dar, in denen Mario außerhalb des Kampfes im Wesentlichen vier Aktionen beherrscht. Über den A- beziehungsweise B-Knopf kann er springen oder respektive seinen Hammer schwingen, mit denen er Hindernisse überwindet oder mit einem Vorteil in den Kampf startet.
Drückt der Spieler auf den X-Knopf, bemalt der Papierheld mit seinem Hammer die Umgebung, womit sich die von den Shy Guys ausgesaugten Stellen der Insel wiederherstellen lassen. Die Farbe hierfür nimmt Mario von seinem Begleiter Farbian, der jedoch eine maximale Kapazität besitzt. Jene ist auch in den Kämpfen sehr essentiell, dazu aber später mehr. Glücklicherweise kann man einiges an der Umgebung mit dem ungetunkten Hammer plätten, um Farbtropfen aufzunehmen und den leeren Eimer rasch zu füllen.
Zuletzt lässt sich über den Y-Knopf das Bild auf dem Fernseher auf eine Fläche projizieren, um bestimmte Stellen der vollständig mit Papier gestalteten Landschaft auszuschneiden und diese zum eigenen Vorteil zu nutzen. Beispielsweise kann Mario für einen kurzen Moment in eine zweidimensionale Welt eintauchen, falls er mal nicht weiterkommt. Beeindruckend ist, dass diese vier Aktionen vollkommen ausreichen, um dem Spieler eine bunte Palette an Rätseln zu bieten, die in diesem Ableger zudem recht herausfordernd und clever sind.

Mach sie platt!
Worin der Titel ein paar Schwächen aufzeigt, sind die rundenbasierten Kämpfe auf dem GamePad. Mario besitzt keine schnell durchführbaren Aktionen und reagiert nur auf Befehle über Karten, die in farbloser oder farbiger Form existieren. Die Karten selbst gliedern sich in zahlreiche Kategorien, unter denen die Sprung- und Hammer-Karten die grundlegendsten sind. Färbt man Karten, sind sie effektiver. Außerdem kann man beispielsweise bei einer Sprung-Karte mehrmals angreifen, falls man zum richtigen Zeitpunkt auf den A-Knopf drückt.
Anfangs kann Mario pro Runde nur eine Karte einsetzen, was zudem nur mit dem Spielfortschritt erweitert wird. Entsprechend sind die Kämpfe zu Beginn recht träge, wenn auch einfacher. Die einzige Motivation sich in Zufallskämpfe zu stürzen, liegt im Grunde nur darin die Kapazität von Farbian zu erweitern oder neue Karten zu finden. Farbmangel ist selten ein Problem, insbesondere da die 1-UP-Karte im Kampf den Vorrat auffüllt.
Leider kann man, sobald man entdeckt wurde, kaum einem Gegner entgehen und muss die anstehende Animation hinnehmen sowie auf den GamePad-Bildschirm wechseln. Im Anschluss verschwendet man entweder seine kostbaren Karten oder hofft darauf, dass der Fluchtbefehl klappt.
Fairerweise sei erwähnt, dass Mario irgendwann erlernt, wie man bestimmte Gegner durch gekonntes Hüpfen oder mit einem Hammerschlag beseitigen kann, ohne dafür in den Kampf wechseln müssen. Allerdings klappt dies dann auch nur bei schwachen Schergen, sodass man belanglose Zufallskämpfe nicht komplett umgehen kann.
Das Spiel ist zudem nur über das Wii U GamePad spielbar, obwohl lediglich das Ausschneiden oder Färben den zweiten Bildschirm gebrauchen. Die Kartenauswahl lässt sich zwar auf Knöpfe verlegen, aber sie findet nach wie vor auf dem zweiten Bildschirm statt. Überraschenderweise wird jedoch der Off-TV-Modus unterstützt, in dem während der Kartenauswahl im Kampf die Bilder auf dem Fernsehbildschirm in minimierter Form auf dem kleinen Bildschirm dargestellt werden. In diesem Modus muss man immerhin nicht ständig zwischen beiden Bildschirmen wechseln.
Quetsche den letzten Tropfen aus
Die meisten Karten im Spiel stellen gewöhnliche Angriffe von Mario oder unterstützende Bowser-Schergen dar, die auf Befehl für paar Runden dem Helden zur Seite stehen. Während seines Abenteuers wird der Papierheld aber auch größere Gegenstände wie einen Feuerlöscher oder Hundeknochen finden, die ausgequetscht auf Karten passen und im Kampf oder an bestimmten Stellen in Level eingesetzt werden können. Gleichzeitig befinden sich unter diesen Dings-Karten recht fragwürdige Stücke, die sich aber in ihrer Ausführung und Animation bestens dem Humor des Spiels fügen.
Diese Gegenstände sind derweil für den Spielfortschritt notwendig und häufig auch im Kampf gegen Zwischen- und Endgegner unumgänglich. Trotz all der Kritik an den Kämpfen, stellen letztere spannende Herausforderungen dar und sind sehr anspruchsvoll. Die Entwickler bei Intelligent Systems sind stückweit erbarmungslos, da man bei fehlender Vorbereitung bei manchen Begegnungen nur verlieren oder flüchten kann. Im Vergleich zu anderen „Mario“-Spielen fordert dieser Titel bereits sehr früh den Spieler beziehungsweise die Spielerin heraus.

Makellos in Grafik und Musik
Das Spiel ist visuell schlichtweg charmant. Sämtliche Charaktere und Level halten sich treu an die kunterbunte Papier-Optik, die man nach dem Spielen am liebsten gleich nachbasteln möchte. Die Erwartungen an die Grafik aus den veröffentlichten Materialien zu dem Titel werden also vollkommen erfüllt.
Was die Erwartungen aber deutlich übertrifft, ist die Musik des Abenteuers. Das Spiel bietet, wie schon „Mario Kart 8“ auf der Wii U, Live-Musik, die in voller Besetzung für grandiose Unterhaltung sorgt. Wer auch immer bei Intelligent Systems für diese Entscheidung verantwortlich ist, ist damit goldrichtig gelegen.
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