Vor knapp einem Jahr ist mit Punch Club“ ein Spiel erschienen, das den schwierigen Alltag eines Profi-Kämpfers mit einer gesunden Portion Humor verbunden hat. Das Spiel fand durchaus viele Fans, musste sich allerdings auch einiges an Kritik anhören. Wer sich selbst ein Bild davon machen wollte, die benötigten Plattformen allerdings nicht besaß, der darf jetzt endlich im eShop des Nintendo 3DS zuschlagen. Ob das Spiel jedoch die Wartezeit wert war, haben wir für euch in unserem steinigen Weg zum Profi herausgefunden.

Die ganz normale Welt eines Kämpfers
Das Spiel startet mit einigen kurzen Szenen, als der Hauptcharakter noch ein Kind war und von seinem Vater ermutigt wird, selbst einmal ein großer Kämpfer zu werden. Dieser kann ihm dabei jedoch nicht helfen, denn bei einem Überfall wird er getötet, doch eine Vaterfigur bleibt trotzdem im Leben des Jungen. Einige Jahre später muss er sich der Realität stellen und einen Job finden, Beziehungen aufbauen und schließlich auch einer kleinen Liga beitreten, um den Traum vom Champion zu erfüllen. Auf dem steinigen Weg findet er allerdings nicht nur Ruhm und Ehre, sondern auch Hinweise auf den Mord an seinem Vater.
Allgemein ist die Geschichte, die sich wie ein sehr dünner roter Faden durch das Spiel zieht, weder besonders spannend noch motivierend. Die Charaktere sind blass, die Ereignisse selten spannend – und das, obwohl sich die Macher wirklich Mühe gegeben haben, eine interessante Welt zu erschaffen. Tatsächlich lebt der Humor primär von den zahlreichen Anspielungen an die Pop-Kultur. Egal ob „Rocky“, „Teenage Mutant Ninja Turtles“ oder „Mortal Kombat“, überall findet man mal mehr, mal weniger prominente Easter Eggs, die wirklich gut integriert wurden. Leider ist der Humor an nahezu jeder anderen Stelle eher misslungen, und vor allem der Wechsel zwischen den mehr oder weniger lustigen und den ernsten Stellen funktioniert einfach nicht.
Zwischen Leben und Karriere
Glücklicherweise liegt der Fokus auf dem Gameplay, weshalb man die halbgare Geschichte vernachlässigen kann. Man steuert seinen Helden durch verschiedene Ortschaften, um zum Beispiel zu arbeiten, was zwar Geld einbringt, jedoch viel Energie fordert. Diese lässt sich nachfüllen, indem man schläft oder etwas isst, weshalb man das eigene Heim und den Supermarkt besuchen sollte. Natürlich will man aber auch stärker werden, weshalb man fleißig trainieren sollte. Im Laufe der Karriere schalten sich somit immer mehr Orte frei, die man besuchen kann. Jedoch muss man auch immer die Zeit mit einplanen, da man die richtige Balance zwischen Privatleben, Gesundheit, Arbeit und Kampfkarriere finden sollte.
Diese Prämisse ist wirklich gut umgesetzt. Die wahnsinnig detaillierten Umgebungen tragen eine Menge zur Atmosphäre bei, und die Menüs sind ebenfalls nicht überladen, sodass man stets einen Überblick darüber hat, woran man als nächstes arbeiten sollte. Tatsächlich sind die Systeme gut ausbalanciert und fordern vom Spieler, den Überblick zu behalten, denn man wird auch bestraft, wenn man es sich zu gut gehen lässt. Dieses Zusammenspiel funktioniert also wunderbar und motiviert, wird allerdings leider auch mit der Zeit etwas eintönig. Nach wenigen Stunden hat man hier leider alles gesehen und wiederholt schlicht bekannte Abläufe, sodass der Spieler eher gelangweilt als motiviert wird. Das ist schade, denn aus den eigentlich guten Systemen entwickelt sich schlicht zu wenig. Zudem ist das Zeitmanagement eher misslungen, denn hat man sich einmal vernünftig vorbereitet, kann der Anbruch eines neuen Tages bestimmte Werte zurücksetzen, was einfach nur frustrierend ist.

Mehr als ein blaues Auge
Hat man seine drei Hauptwerte trainiert, darf man sich in die Kämpfe wagen, die auf dem Papier durchaus interessant klingen. Man muss nämlich vor dem Kampf abwägen, welche Kampftechniken der Held einsetzen soll, um möglichst gut voranzukommen. Dabei sieht man auch die Techniken des Gegners, und während man anfangs noch viel darüber lernen muss, kann man bereits nach einiger Zeit sehr gut einschätzen, welche Taktiken am effektivsten sind. Das Herumspielen mit eben diesen ist durchaus motivierend, denn bei einem Sieg erhält man Tokens, mit denen man wiederum im Skill-Baum neue Fähigkeiten und Techniken freischalten kann, sodass man tatsächlich einen Prozess durchlebt und für spätere Kämpfe professioneller wird. Dabei ist auch die Vielfalt gegeben, wobei es schlau ist, sich auf eine Kampfrichtung zu fokussieren. Dass diese Kämpfe dank Straßengangstern nahezu überall passieren können, macht den Verlauf etwas weniger eintönig, wobei man auch hier bereits nach wenigen Stunden alles gesehen hat.
Ein echtes Problem sind leider die Abläufe der Kämpfe. Die Vorbereitung ist nämlich tatsächlich alles, in den eigentlichen Kämpfen kann man absolut nichts steuern. Das wäre weniger dramatisch, wenn man wenigstens die Kontrolle über die Spezialangriffe hätte, doch alles passiert automatisch. Nicht einmal die Kampfanimationen sind schön anzusehen, denn diese geben nicht die Techniken wieder und wiederholen sich demnach extrem schnell. Es ist traurig, dass in den eigentlich wichtigsten Momenten des Spieles eben diese Detailverliebtheit, die in den Umgebungen vorhanden ist, völlig wegfällt. Zudem merkt man recht schnell, dass der Sieg oftmals durch bessere Statuswerte vorgegeben ist, und das Training im späteren Verlauf wird eintönig, macht keinen Spaß und zieht das Spiel unnötig in die Länge.
Technik
Auf der technischen Seite gibt es eigentlich nicht zu viel zu meckern. Die Grafik im SNES-Stil ist schön anzusehen, und vor allem die Umgebungen mit ihren Details versprühen enorm viel Charme. Weniger schön sind die Animationen, die weder im Kampf, noch beim Laufen schön anzusehen sind. Auch der Soundtrack ist eher dürftig und wiederholt einige mittelmäßige Stücke zu oft. Die Steuerung geschieht über das Circle Pad und den Touchscreen, was dank intuitiver Menüs gut funktioniert. Leider gab es Patzer bei der deutschen Übersetzung, weshalb die Texte manchmal nicht fehlerfrei daherkommen. Das stört zwar nie wirklich, unschön ist das aber trotzdem.

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