Fans von futuristischen Rennspielen warten seit einer Ewigkeit auf eine Fortsetzung des Genre-Urgesteins F-Zero“. Während sich Nintendo mit einer Neuauflage Zeit lässt, gab es zumindest auf der Switch mit „Fast RMX“ eine lohnende Alternative. Nachdem „Xenon Racer“ den Kampf um die Pole-Position verloren hat erschien mit „Redout“ erneut ein Titel, der Ansprüche auf den Thron der Sci-Fi-Hochgeschwindikeitsracer erhebt. Wie der Kampf um die Spitzenposition ausgegangen ist, klären wir im Review.

Bis zur Poleposition und noch viel weiter
Ähnlich wie in anderen futuristischen Rennspielen steuert der Spieler einen schnittigen Raumgleiter in einem wahnsinnigen Tempo auf zahlreichen, über mehrere Planeten verstreute Strecken. Die Gleiter unterschieden sich im Bezug auf Faktoren wie Maximalgeschwindigkeit, Handling oder Beschleunigung. Das Arcade-lastige Fahrgefühl wird durch ein grandioses Geschwindigkeitsgefühl unterstützt, doch gerät „Redout“ nicht zu einer gemütlichen Spazierfahrt, denn der Spieler muss nicht nur die Strecke abfahren, sondern auch die Lage des Gleiters immer wieder korrigieren. Bei Steigungen neigt dieser nämlich dazu, auf dem Boden zu schleifen und daher Tempo einzubüßen. Durch eine Korrektur wird der Bodenkontakt umgangen und eine angemessene Reisegeschwindikeit erreicht. Dieses System kann auch dazu genutzt werden, in Kurven zu driften oder nach Sprüngen schneller wieder Grip zu bekommen. Das erfordert eine Eingewöhnungszeit, doch verleiht dem Spiel die nötige Prise Tiefgang. Letzte Aspekte des Gameplays sind Slots für zwei Power-Ups und ein konventioneller Boost, der über eine Energieleiste gesteuert wird. In einen Slot lassen sich aktive Fähigkeiten wie Boosts oder Schutzschilde einbauen und in den zweiten finden passive Boni wie ein verbessertes Handling Platz. Die Anpassungsmöglichkeiten sind nicht übermäßig tiefgreifend, funktionieren im Kontext des Arcade-Racers jedoch ausgezeichnet, da sie ohne viel Einarbeitungszeit sofort wirksame Verbesserungen hervorrufen.
Solider Unterbau
Auch die Gegner machen eine gute Figur und es konnte nicht festgestellt werden, dass sie über das nervige Gummiband verfügten. Zwar agieren sie in jedem Rennen ähnlich und es kommt zu keinen Überraschungen, etwa ein besonders geschicktes Überholmanöver, doch fahren die KI-Kollegen in den höheren Schwierigkeitsgraden ohne nennenswerte Fehler. Dadurch sind die computergesteuerten Fahrer eine ernstzunehmende Bedrohung
Der Umfang der Strecken kann sich sehen lassen und da die Switch-Version die beiden DLCs beinhalten, kann der Spieler auf 60 Kurse zurückgreifen. Während sich die Planeten optisch voneinander unterscheiden, sehen die unterschiedlichen Kurse eines Schauplatzes sich sehr ähnlich. In den ersten Spielstunden fällt es daher schwer, den tatsächlichen Kurs direkt zu identifizieren. Die Streckenführung ist bis auf wenige Fälle, in denen die Übersicht verloren geht oder der Kurvenverlauf nicht zu der absurden Geschwindigkeit passt, ansprechend und bietet ausreichend Variation.

Klassischer Einzelspielermodus
Für Einzelspieler bleibt neben dem Schnellen Spiel lediglich ein Kampagnemodus. Zu Beginn startet der Spieler nach der Auswahl seines Renngleiters in der niedrigsten Rennklasse und muss sich durch permanente Siege Punkte verdienen und als Folge aufsteigen. Die Präsentation ist schmucklos und wenig ansprechend, wodurch sich die Erfahrung auf das stumpfe Abarbeiten der verschiedenen angebotenen Rennen herunterbrechen lässt. Zum Glück kann „Redout“ mit zahlreichen Spielmodi punkten, die neben konventionellen Vertretern wie einen Rundkurs oder Zeitrennen auch exotischere Herausforderungen bietet. Mal verursacht der Kontakt mit der Streckenbegrenzung Schaden am Gleiter und ausgefallene Fahrer respawnen nicht. Mal können Power-Ups verwendet werden, in einem anderen Rennen sind sie nicht erlaubt. Trotz der schwachen Präsentation kann „Redout“ mit einem flexiblen Spielverlauf punkten.
Das Fortschrittsystem ist zweckmäßig, ohne jedoch über die Gesamtdauer der Kampagne zu überzeugen. Ziel der Kampagne ist das Aufsteigen in eine höhere Liga. Mit jedem Rennen verdient der Spieler Geld, mit dem sich letztlich der Zugang in eine weitere Rennklasse freischalten lässt. Zunächst fällt positiv auf, dass die Events nicht in einer vorgegebenen Reihenfolge abgearbeitet werden müssen, sondern der Spieler sich aussuchen kann, welche Rennen er für den Gewinn von Geld abfährt. Der Spielfluss wird dadurch flexibel und gibt jedem Spieler die Möglichkeit, nach seinen eigenen Wünschen zu spielen. Der Spannung ist dieses Konzept jedoch langfristig nicht zugänglich, da schwerere Rennen einfach umgangen werden und sich eine gewisse Beliebigkeit einstellt.
Nicht konkurrenzfähig
Während Einzelspieler Spaß mit „Redout“ haben sollten, müssen Spieler mit dem Anspruch, in diesem Titel viele Stunden im Mehrspielermodus zu verbringen, zahlreiche Abstriche machen. Denn während in der Kampagne zahlreiche interessante Spielmodi zur Auswahl stehen, beschränkt sich der Mehrspielermodus lediglich auf drei davon. Neben dem klassischen Rundkurs können sechs Rennfahrer an einem Zeitrennen oder einem Grand-Prix teilnehmen. Zwar läuft der Titel auch online ohne Probleme, trotzdem ist der Eindruck ernüchternd. Ohne Rangliste und die vollständige Auswahl an Spielmodi kann „Redout“ überhaupt keine Langzeitmotivation aufbauen. Auch lokal verspielt der Titel sein gesamtes Potential, denn dort müssen Spieler mit dem abgespeckten Angebot an Spielmodi vorlieb nehmen. Verschlimmert wir die Situation, da lediglich zwei Spieler an einer Konsole gegeneinander antreten können. Zum Testzeitpunkt waren die Server außerdem nicht gut besucht oder es ließ sich überhaupt keine Partie finden.

Gravierender Stolperstein
Technisch macht „Redout“ auf den ersten Blick einen soliden Eindruck. Zwar kann der Titel nur 30 Frames pro Sekunde auf den Bildschirm zaubern, doch hält er diese konstant. Zwar musste die Optik heruntergeschraubt werden, doch der Titel bleibt erstmal ansehnlich. Allerdings stört die Auswahl der Farben, denn alles sieht recht ähnlich aus und Streckenverlauf und Hintergrund heben sich nicht ausreichend voneinander ab, wodurch die Übersicht immer wieder verloren geht. Um die Bildrate zu halten, wird ein gewisser Unschärfe-Effekt bei hohen Geschwindigkeit eingesetzt. In Verbindung mit der eingeschränkten Farbpalette wird es deutlich schwerer und vor allem anstrengend, den Streckenverlauf überhaupt zu erkennen. Was auf dem Papier nur wie ein marginaler Fehltritt wirkt, weitet sich beim Spielen zu einem gravierenden Misstand aus, der den Spielspaß merklich bremst. Diesen Umstand kann auch der ausgezeichnete Soundtrack, der mit treibenden elektronischen Rhythmen und abwechslungsreichen Melodien die futuristische Raserei untermalt, nicht mehr auffangen.
Eingebundene Inhalte externer Webseiten werden nicht ohne deine Zustimmung automatisch geladen und dargestellt.
Durch Aktivieren der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden können.
Mehr Informationen findest du in unseren Datenschutzbestimmungen.
Weitere Infos
