Die Hit-Reihe Reigns“ erhält schon bald ihren dritten Teil, während die ersten beiden Ableger auf der ganzen Welt gefeiert wurden. Bislang gab es die Spiele nur für PC, iOS und Android, doch Devolver Digital ermöglicht den Sprung auf die Konsolen, wo es fortan als König oder Königin daran geht, seine Monarchie möglichst lange zu erhalten. Ob das wirklich so viel Spaß macht, verraten wir euch im Test.

Der König ist tot, lange lebe der König!
Bei „Reigns: Kings and Queens“ handelt es sich um die Kollektion der beiden Spiele „Reigns“ sowie „Reigns: Her Majesty“. Ersterer Titel stellt den Einstieg und somit auch die erste Anlaufstelle dar. Als König deckt der Spieler immer wieder Karten auf, durch die die zahlreichen Charaktere sprechen. Jede Aussage muss beantwortet werden, indem man die Karte nach links oder rechts wischt. Meist wirkt sich das direkt auf die vier Faktoren am oberen Bildschirmrand aus, deren Leisten nicht geleert werden dürfen, da sonst die Runde zu Ende ist.
Die Situationen, in die der Spieler gerät, sind nicht nur toternst, sondern auch amüsant. Mal muss entschieden werden, ob Geld dafür ausgegeben wird, die Bevölkerung vor einer Plage zu bewahren, mal muss der Spieler überlegen, ob er wirklich einer weißen Taube glauben sollte. Zudem gibt es passive Effekte oder Entscheidungen, die spätere Ereignisse verursachen, zum Beispiel wenn man die Prinzessin eines fremden Königreiches zur Frau nimmt. Ständig gibt es neue Ideen, sodass der Ablauf gut bei Laune hält. Leert sich eine Leiste, bedeutet das den Tod des Königs, und der Spieler beginnt die Regentschaft als sein Nachfolger. Lustigerweise kommt das Ende des Königs auch, wenn sich eine Leiste komplett füllt. Nach rund vier Stunden ist das Ende erreicht, wer alle Enden sehen möchte kann die Zeit aber stark erhöhen.
Same procedure as every life
Damit der Ablauf nicht zu eintönig wird gibt es immer drei Nebenaufgaben, die man über mehrere Spieldurchläufe hinweg erfüllen kann. Zudem werden manchmal neue Karten dem Deck hinzugefügt, die sogar Ausflüge in alte Verließe ermöglichen oder sogar Duelle. Zwar bleibt der Ablauf immer gleich, die einzelnen Karte und das Ziel, möglichst lange zu überleben, sind aber unterhaltsam. Es ist wichtig zu beachten, dass „Reigns“ allen voran ein Spiel für zwischendurch ist und weniger für lange Runden, sondern immer wieder für einige Minuten bestens unterhält. Als Pausenfüller hat das Spiel in Nintendo Switch die passende Konsole gefunden um den Sprung zu bewahren. Einige Errungenschaften sowie Langzeitziele sorgen zudem dafür, dass man nicht einfach nur vor sich hin spielt, sondern auf etwas hinarbeitet. Natürlich nutzt sich die Formel irgendwann ab, doch nach einiger Zeit möchte man aufgrund der zufälligen Zusammenstellung des Decks eine kleine Runde einlegen, um sich von actionreicheren Spielen auszuruhen. Problematischer wird da schon die Hauptgeschichte, denn es ist nicht gerade offensichtlich, was man tun muss, um eines der Enden zu erreichen. Glücklicherweise macht es genauso viel Spaß, wenn man von vorne beginnt und erneut durch die bekannten, aber spaßigen Szenarien geht.

Die Königin des Volkes
Die Fortsetzung „Reigns: Her Majesty“ ist im Grunde genommen dasselbe Spiel mit einer Königin, was aber zahlreiche Änderungen mit sich bringt. Als Königin in der Zeit der Renaissance ist man immer im Blick der Öffentlichkeit und beeinflusst die vier bekannten Faktoren nicht direkt, sondern bestimmt die eigene Beliebtheit in der Kirche, beim Volk sowie der Armee, und natürlich sollte die Königin auch auf das Geld achten. Besonders die neue Sichtweise ist großartig, denn obwohl die Königin durchweg unter dem Druck steht, weder zu beliebt noch zu unbeliebt zu sein, bleibt sie in einer Rolle ohne Macht, was oft direkt angesprochen wird. Das Spiel verpackt die Gesellschaftskritik glücklicherweise in zahlreiche Witze, sodass man nicht vor den Kopf gestoßen wird, sondern über die verrückten Situationen lacht. Insbesondere die Tode sind noch amüsanter, denn eine zu schwere Krone aufgrund des gewaltigen Reichtums tut dem Kopf nicht gut.
Mehr als nur Rollentausch
Die Fortsetzung führt drei Neuerungen ein, die den Ablauf vom ersten Teil abgrenzen. Zum einen wäre die Tatsache, dass es deutlich klarer wird, auf was die Königin hinarbeitet. Durch einen Segen spielt man nämlich dieselbe Königin in immer einem neuen Körper. Was genau der Sinn dahinter ist soll an dieser Stelle geheim bleiben, da bereits früh die erste Überraschung ansteht. Offensichtlicher ist da schon das Inventarsystem, durch das man verschiedene Gegenstände zur richtigen Zeit einsetzen kann, um die Geschichte voranzutreiben und neue Karten freizuschalten. Hier ist Überlegung gefragt, denn wer wild auf die Symbole klickt wird bestraft und kann einen erfolgreichen Durchlauf schnell beenden. Zuletzt wird eine Königin immer unter einem Sternzeichen geboren, was Auswirkungen auf gewisse Ereignisse im Spielverlauf hat. Leider gibt es davon zu wenige und somit fühlt es sich so an, als ob ein scheinbar zentraler Aspekt zu sehr ins Rampenlicht gerückt wird.
Beide Spiele teilen sich das Problem der Logik. Nicht immer ist ersichtlich, ob eine Entscheidung sich positiv oder negativ auf gewisse Leisten auswirken kann, lediglich die Stärke sowie die beeinflussten Faktoren werden vor der Entscheidung angezeigt. Es ist zwar ein zentraler Bestandteil, dass man nicht immer die Auswirkungen des Handelns vorhersehen kann, bei einigen Karten bleiben die Effekte aber nicht nachvollziehbar, was aufgrund der natürlichen Wiederholungen irgendwann stört. Ebenfalls leben die Spiele ein Stück weit von Trial & Error und somit wird man an einigen Stellen scheitern, weil man nicht durch einen glücklichen Zufall die richtige Entscheidung getroffen hat.

Kein Mehrwert
Beide Spiele sehen auf Nintendo Switch gut aus, doch neben den simpel gestalteten Karten gibt es wenig fürs Auge. Auch in Sachen Musik braucht man nichts Besonderes erwarten. Die Steuerung geschieht wahlweise über die Joy-Con oder den Touchscreen, wie schon bei den vorherigen Versionen. Ansonsten präsentiert sich das gesamte Spiel sehr simpel und macht deutlich, dass vor allem die Texte und Symbole im Fokus bleiben.
Neu an der Kollektion ist der Mehrspieler-Modus. Trifft ein Spieler eine Entscheidung, kann ein zweiter diese bestätigen oder das Gegenteil auswählen. Das klingt auf dem Papier gut, spielt sich aber sehr merkwürdig. In der Zeit können sich die Spieler sogar streiten und beide wild auf die Knöpfe drücken, um ihren Willen durchzusetzen, während ansonsten leider immer die Wahl des Spielers anerkannt wird, der während des Countdowns eine Seite auswählt. Das wilde Herumdrücken hat nicht etwa zu lustigen Situationen geführt, sondern das Spiel regelmäßig abstürzen lassen. Der Modus ist eine Dreingabe, die nicht zu Ende gedacht wurde und deshalb definitiv keinen Kaufgrund darstellt.
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