Spiele mit der Genrebezeichnung Rogue-like erfreuen sich aktuell bei den Spielern größter Beliebtheit, wie der jüngste Erfolg von Dead Cells“ erneut vor Augen führt. Der Jagd nach immer besserer Belohnung mit einer übermächtigen Verlustangst ist dabei die allgegenwärtige Grundzutat. „Robothorium“ hat diese bekannte Formel aufgegriffen und in das Gewand eines Sci-Fi-Dungeoncrawlers mit Rundentaktik eingekleidet. Sticht der Titel dabei aus der Masse der Genrevertreter heraus oder geht er als gesichtsloser Durchschnitt unter? Wir klären es im folgenden Review.

Freiheit für Maschinen
Der Fortschritt der Technologie hat aus ehemaligen Arbeitskräften fühlende Wesen mit einem eigenen Verstand gemacht. Roboter sind jedoch kein gleichwertiger Teil der Gesellschaft, sondern werden unterdrückt. Der Spieler übernimmt die Rolle von S.A.I.A, einer hochentwickelten künstlichen Intelligenz, die eine globalen Revolutionbewegung gegen den Diktator einleiten soll, die letztlich zur Freiheit der Maschinen führen soll. Dabei treten mehrere Fraktionen auf den Plan und S.A.I.A erhält Unterstützung von einigen farbenfrohen Nebenfiguren. Negativ fällt nur auf, wie naiv und unbeholfen die eigentlich übermächtige KI agiert, zum Spielball der Fraktionen und eigentlich nur zum Handlanger degradiert wird.
Luft nach oben
Während der Handlung werden zwar Themen wie Selbstbestimmung, Identität und Freiheit aufgegriffen, allerdings kommt „Robothorium“ dabei nicht über bekannte Floskeln hinaus. Die verschiedenen Fraktionen etwa, verkörpern zwar alle eine Facette der genannten Themen, sind jedoch so konzipiert, dass sich immer zwei von ihnen als Extreme gegenüberstehen und der Spieler gezwungen wird, sich für eine dieser Fraktionen zu entscheiden. Weiterhin ist die Inszenierung über Textblöcke und einigen animierten Comicsequenzen nicht mitreißend genug. Über die Spielzeit von rund 10 Stunden bietet die Geschichte einen soliden Sci-Fi Rahmen für das grundlegende Gameplay.

Darkest..
Da eine globale Revolution sich nicht von alleine entzündet, schickt S.A.I.A ein Team aus Robotern auf zahlreiche Missionen in zufallsgenerierten Dungeons. Die eigentlichen Missionsziele unterscheiden sich nur marginal und egal, ob ein bestimmter Gegner getötet oder nur ein Gegenstand gesammelt werden muss, im Endeffekt spielt sich jede Mission identisch. Raum für Raum wird abgearbeitet und schließlich der Ausgang des Dungeons aufgesucht. In jedem Abschnitt können verschiedene Überraschungen warten, darunter eine Kiste voller Beute, eine Wachdrohne, verunsicherte Zivilisten oder nervige Fallen und andere Abwehrmechanismen. Auf diese Ereignisse kann der Spieler reagieren. Wachdrohnen können ausgeschaltet, zerstört oder umgepolt werden, Fallen entschärft und Zivilisten gerettet werden. Jede Aktion hat eine bestimmte Prozentchance, erfolgreich abgeschlossen zu werden. Bei Misserfolg steigt eine Wachsamkeitsanzeige, wodurch Gegner gefährlicher werden, eigenen Roboter nehmen Schaden oder verlieren Schildstärke. Bei Erfolg winkt neue Ausrüstung, Ruf bei den verschiedenen Fraktionen oder andere positive Effekte.
..Revolution
Dieses Prinzip erinnert stark an „Darkest Dungeon“ und funktioniert ähnlich gut wie in der Inspirationsquelle. Im Gegensatz zu dem Dark-Fantasy-Dungeoncrawler ist jedoch nicht ersichtlich, auf welchen Parametern die Erfolgschance beruht und vor einer Mission ist es auch nicht möglich, sich durch verschiedene Gegenstände auf solche Situationen vorzubereiten. Daher sorgen die zufälligen Ereignisse für Nervenkitzel, schlagen jedoch auch stellenweise in Frust um, da sie nicht immer umgangen werden können oder der Zufall die ein oder andere Mission ruiniert, nur weil die Wachdrohne knapp den Hackversuch übersteht.

Futuristischer Dungeon
In einem Dungeoncrawler dürfen natürlich fordernde Kämpfe nicht fehlen. Vor der Mission wählt der Spieler bis zu fünf Roboter aus, die in dem Dungeon für die Revolution kämpfen sollen. Momentan kann aus acht verschiedenen Klassen ausgewählt werden, die auf die klassischen Rollen Tank, Schadensausteiler und Supporter verteilt sind. Jede der Klassen verfügt über sechs verschiedene Fähigkeiten, von denen immer drei aktiv genutzt werden können, und eine ultimative Fähigkeit. Ein relativ simpler Talentbaum ermöglicht eine gezielte Anpassung der verschiedenen Fähigkeiten. Die vorgegebene Rolle der Roboter lässt sich dabei nicht grundlegend ändern, dafür sind die Möglichkeiten nicht weitreichend genug, ein Tank wird sich im Spielverlauf nicht zu einer gnadenlosen Tötungsmaschine umrüsten lassen, sondern nur Facetten können angepasst werden. Entweder verfügt er über einen Flächenangriff, der Gegner vergiftet oder einen Einzelschuss, der eine Betäubung auslöst. Diese geradlinige Charakterentwicklung wird durch kleinere Eigenheiten angepasst. Angelehnt an das übergeordnete Thema der Handlung haben die Roboter eigene Charakterzüge, die ihnen Boni verleihen. Ein aggressiver Roboter wird in den Kämpfen mehr Schaden austeilen, als ein zurückhaltender.
Fünf Freunde müsst ihr sein
Die eigentlichen Kämpfe sind genretypisch. Abhängig von der Anzahl der eigenen Roboter lauern immer wieder Gegnergruppen in den Dungeons. Nacheinander beschießen sich die Kontrahenten mit ihren Fähigkeiten, bis ein Sieger feststeht. „Robothorium“ legt einen Schwerpunkt der Kämpfe dabei auf das Managen von Buffs und Debuffs. Jede Klasse verfügt über derartige Fähigkeiten und bevor Gegner überhaupt mit den schlagkräftigen Attacken beschossen werden, wird erstmal über mehrere Runden die eigene Truppe mit Verbesserungen gestärkt und die Gegner mit einer Batterie an negativen Effekten beschossen. Die Menge der Effekte ist dabei ordentlich und theoretisch lassen sich einige Teamzusammenstellungen auf Grundlage dieser Effekte bauen. In der Praxis wird jedoch zu Beginn der Runde automatisiert jeder Debuff auf den Gegner gefeuert, um ihn ausreichend zu schwächen, da nur eine größere Menge dieser Effekte überhaupt eine ausreichende Wirkung erzielt. Die ersten Runden der Kämpfe laufen dabei nach einigen Partien ein wenig monoton ab und bremsen den Spielfluss aus.
Das ist Schade, denn die Kämpfe sind durchaus fordernd, die zahlreichen Gegnertypen schießen ordentlich zurück und fällt ein Roboter im Kampf aus, kann er erst nach der Mission repariert werden und der Dungeon wird in solchen Fällen fordernd. Weiterhin wird das Kampfgeschehen durch die Overload-Mechanik ergänzt, das jede Fähigkeit erzeugt. Wird ein bestimmter Wert erreicht, muss die Maschine abkühlen und den nächsten Zug überspringen. Mit normalen Angriffen lässt sich dieser Wert verringern. Das Jonglieren mit diesem Wert verleiht den Kämpfen noch eine interessante Komponente. Bossgegner dürfen natürlich auch nicht fehlen und ergänzen die Missionen durch gelegentliche Höhepunkte. Die Fähigkeiten dieser Gegner sind weitestgehend ordentlich ausbalanciert, nur ein Boss lässt sich nur mit einer spezifischen Gruppenzusammenstellung besiegen.

1x1 des Dungeoncrawler
Abseits der Kämpfe wartet grundsolide Kost. Während der Kämpfe werden neue Gegenstände und Werkstoffe erbeutet, die in der Basis zur Verbesserung der eigenen Roboter verwendet werden. Die Werte der Gegenstände sind selbsterklärend und das permanente Aufrüsten der Maschinen sorgt für Motivation und Spaß. Auch die Aufteilung der Missionen ist gelungen. Neben Storymissionen warten Nebenmissionen, wodurch unerfahrene Spieler ihre Ausrüstung erst verbessern können, bevor es in die schwereren Hauptmissionen geht. Durch Entscheidungen während der Dungeons oder Eskortmissionen kann Ruf bei den Fraktionen gesammelt werden, die verschiedene Boni freischalten. Nachdem die Kampagne abgeschlossen ist, bleibt jedoch nicht viel zu erledigen. Zwar kann in einem Endlosmodus nach immer besserer Ausrüstung gesucht werden, allerdings fällt ohne die Geschichte die steigende Monotonie der Kämpfe verstärkt auf und richtig motivieren möchte Robothorium nach seiner Kampagne nicht mehr.
Futuristisch
Bei der Gestaltung der Spielwelt hat sich der Entwickler auf einen farbenfrohen Comiclook verlassen, der zwar nicht die düstere Thematik der Geschichte einfangen kann, aber durch die überzeichneten Figuren und die verspielte Optik einen eigenen Charme erzeugt. Der Soundtrack ist gelungen und passt mit seinen treibenden Elektroklängen zur Thematik. Seltsam sind einige Übersetzungsfehler in der deutschen Version, die jedoch den Spielspaß nicht merklich drücken und mit einem Update schnell zu beheben sind. Die Steuerung geht größtenteils flüssig von der Hand und auch über den Touchscreen lässt sich der Titel bequem steuern. Nur gelegentlich scheint die Eingabe über den Analogstick auszusetzen, was sich jedoch über einen Neustart des Menüs beheben lässt.
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