Immer wenn man denkt, alle Ideen im Puzzle-Platformer-Genre seien ausgeschöpft, kommt ein Spiel daher, das überraschen kann. Im Falle von Semblance“ ist das genau so, denn während der Titel auf den ersten Blick wie viele seiner Konkurrenten aussieht, entpuppt er sich schnell als überraschend innovativ. Ob das auch „fehlerlos“ bedeutet, haben wir herausgefunden.

Stille Welt
Es gibt eine Geschichte in „Semblance“, auch wenn sie ohne Worte erzählt wird. Eine mysteriöse Seuche halt nämlich den Wald, in dem das Abenteuer stattfindet, befallen, und der namenlose Held aus Knete muss nun Kugeln sammeln, um die Plage zu bekämpfen. Wirklich schlau wird man aus dieser Erzählung nicht, doch zusammen mit Zeichnungen in der Welt sowie dem Mysteriösen ergibt sich ein guter Rahmen für die eigentlichen Rätsel. Der Wald ist nämlich in verschiedene Gebiete unterteilt, die man mithilfe von Teleportern aufsucht.
Spaß mit Knete
Die gesamte Welt ist aus Knete, die sich an zahlreichen Stellen verformen lässt. Der Spieler erreicht immer wieder neue Abschnitte, in denen genau das getan werden muss, um an die geheimnisvollen Kugeln zu gelangen. Der Held beherrscht einen Dash, durch den er Böden oder Wände verformen kann, wodurch zum Beispiel Plattformen entstehen. Das ist anfangs noch leicht und im Laufe des ersten von vier Gebieten scheint „Semblance“ nette Rätsel für zwischendurch zu bieten. Schon kurz darauf werden jedoch immer wieder neue Hindernisse eingeführt, von Gegnern über Lasern, die unzählige Möglichkeiten mit sich bringen.
Die Macher haben es geschafft, dass die Hindernisse nicht nur eine Herausforderung, sondern stets eine Möglichkeit darstellen. Das wird besonders an Lasern deutlich, durch die Verformungen zurückgesetzt werden, wodurch sich der Held aber auch in die Luft schleudern lassen kann. Das wird nie erklärt, denn durch das tolle Rätseldesign findet man solche Mechaniken selbst heraus. Die Elemente werden immer komplexer aufgebaut und in der zweiten Spielhälfte gibt es zahlreiche Kopfnüsse, die der Spieler sicherlich nicht sofort durchschauen wird. Besonders wenn die verschiedenen Mechaniken kombiniert werden, sind Geschick und der eigene Kopf gefragt. Da die Rätsel gut funktionieren, ist es auch nicht schlimm, dass sie stets für sich alleine stehen und die Welt somit eher in Bereiche eingeteilt ist, als verbunden zu sein.

Formuliert, aber spaßig
Die Prämisse bleibt immer gleich, dennoch schafft es „Semblance“, durchweg abwechslungsreich zu sein. Leider sorgt der immer gleiche Aufbau dafür, dass der Ablauf etwas eintönig wird. Dadurch wirkt die Welt selber langweilig und es gibt kaum Möglichkeiten, sie abseits der vorgegebenen Wege zu erkunden. Das fällt besonders in längeren Runden auf; wer jedoch nach einigen Rätseln immer wieder eine Pause einlegt, dürfte sich weniger daran stören. Zudem wird die Dynamik immer wieder verändert, sodass sich schnelle und präzise Passagen abwechseln. Deshalb ist es merkwürdig, dass die Steuerung sich oft schwammig anfühlt und genaue Sprünge oft eine Feinjustierung benötigen. Die Spieldauer ist hingegen in Ordnung.
Simpel und liebevoll
Optisch kann das Spiel überzeugen. Mit verschiedenen Farben weiß der glatte Grafikstil zu überzeugen, leider ähneln sich die Gebiete einander sehr stark und es besteht die Gefahr, dass sich manche Spieler satt sehen. Die Einfachheit des Stils sorgt jedoch gleichzeitig dafür, dass stets ersichtlich ist, mit welchen Flächen man interagieren kann. Der Soundtrack ist leider zu brav geraten und bleibt nicht im Ohr hängen. Die Bildrate ist derweil stabil und die sehr wenigen Ruckler stören nie.
Problematisch sind zahlreiche Bugs, die im Test aufgetreten sind. Mehr als einmal ist die Knetkugel in Wänden stecken geblieben oder wurde unfreiwillig in die Lüfte katapultiert und Hindernisse haben plötzlich nicht funktioniert. Jedes dieser Probleme ist zwar oft beim nächsten Versuch behoben, manchmal ließ sich jedoch nicht einmal das Menü aufrufen, sodass ein Neustart der Software notwendig war. Es fühlt sich fast so an, als ob man dafür bestraft wird, wenn man zu viel experimentiert, obwohl genau das den Reiz des Spieles ausmacht.
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