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Sonic Boom: Feuer und Eis

von

Marco Lipke

Bei dem Namen Sonic Boom“ dürften wohl viele Spieler aufspringen und weglaufen. Zwar ist die Serie durchaus erfolgreich, doch vor allem das Spiel für die Wii U war vermutlich der zweitschlechteste 3D-„Sonic“-Titel aller Zeiten. Dabei hätte das Nintendo-3DS-Spiel deutlich besser sein können, wurde aber durch merkwürdige Design-Entscheidungen im Mittelfeld gelassen. Kann nun der Nachfolger „Sonic Boom: Feuer und Eis“ alles besser machen, oder ist es wahrlich ein würdiger Nachfolger? Wir haben den Titel durchgespielt und verraten es euch.

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Irgendwas mit Robotern und Kristallen?

Die Geschichte ist auch in „Sonic Boom: Feuer und Eis“ nichts anderes als ein Beiwerk, der einen Grund für das Abenteuer liefert. Dr. Eggman will nämlich an einen wichtigen Rohstoff gelangen und baut dafür einen Roboter, der jedoch nicht seinen Erwartungen entspricht und deshalb dazu verdonnert wird, gefährliche Risse auf den Inseln zu bewachen. Natürlich wollen Sonic und seine Freunde genau diese schließen, weshalb sie sich aufmachen, die Inseln zu retten und dabei auch noch den Plan des Bösewichts zu stoppen.

Nein, besonders spannend wird das alles nie. Dafür ist der Humor in den Zwischensequenzen durchaus gelungen, auch wenn sich die guten Witze an einer Hand abzählen lassen. Das ist aber auch nicht so schlimm, denn die meisten „Sonic“-Abenteuer konzentrieren sich eher auf das Gameplay; hier werden wenigstens einige schöne, wenn auch ebenfalls belanglose Zwischensequenzen präsentiert. Klassischer geht es nicht, aber die dünne Geschichte erfüllt ihren Zweck. Wenigstens fallen die nervigen Text-Sequenzen aus dem Vorgänger komplett weg.

Alles anders, alles besser?

Auf den ersten Blick hat sich nicht wirklich viel getan im Vergleich zu „Sonic Boom: Der Zerbrochene Kristall“. Noch immer läuft man mit dem Y-Knopf, führt spezielle Fähigkeiten aus und muss das Ziel eines Levels erreichen. Wer vom linearsten Weg abkommen möchte, darf auch mal in eine andere Richtung abbiegen, um Hämmer oder mechanische Federn zu finden, während auch immer ein Bonus-Abschnitt darauf wartet, gefunden zu werden. Dadurch lassen sich die Level entweder so schnell wie möglich durchspielen, oder aber etwas genauer, indem man jeden Sammelgegenstand mitnimmt, was sich natürlich langsamer spielt.

Was das Level-Design angeht, so hat sich aber dann doch viel mehr verändert im Vergleich zum Vorgänger. Zum einen ist eigentlich immer klar, welcher Weg zum Ziel führt. Dadurch muss man sich nicht durch die Umgebungen suchen und findet recht schnell einen sehr guten Spielfluss, vor allem wenn man Sonic spielt. Auf der anderen Seite sind aber auch die Wege, die zu den Sammelgegenständen führen, sehr eindeutig und lassen sich notfalls auch auf der Karte nachschauen, was aber nie notwendig wird. Mit den Gegenständen lassen sich Extras freischalten in den Häusern der Charaktere. Noch besser, bis auf wenige Ausnahmen, die alle in den ersten zwei Gebieten sind, kann man das Ziel erreichen, ohne auch nur ein einziges Mal den Charakter zu wechseln. Nur für die Boni werden die anderen Helden benötigt, weshalb das Tempo in den Leveln selber nie eingegrenzt wird. Zudem darf man diesmal alle fünf Charaktere steuern, die mit den eigenen Fähigkeiten auch durchaus unterhalten.

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Das Feuer im Eis

Die aufregendste Neuerung ist aber natürlich die Feuer- und Eis-Mechanik. Aus irgendwelchen Gründen kann das Team nämlich diese beiden Elemente nutzen, um in den Leveln voranzukommen. Der Wechsel geschieht über die Schultertasten blitzschnell und ermöglicht es, über Wasser zu laufen oder Eisblöcke, die den Weg versperren, zu schmelzen. Jedes Gebiet führt sogar noch einen weiteren Nutzen ein, doch auch so wird das nie langweilig. Besonders spaßig ist der Wechsel in den schnellen Passagen, denn nur, wer im richtigen Moment das richtige Element einsetzt, kann die Geschwindigkeit beibehalten. Bis zum Ende haben wir immer wieder dabei Spaß gehabt, wodurch diese Neuerung zur besten des gesamten Spieles wird.

Ein besseres Voranschreiten

Den größten Kritikpunkt des Vorgängers haben die Macher ebenfalls behoben. Dort musste man nämlich bestimmte Ziele erreichen, um Medaillen zu erhalten, mit denen man erst neue Level starten konnte. Das führte dazu, dass man gezwungen war, Sammelgegenstände zu suchen und Level mehrfach zu spielen. Das ist komplett weg, denn sobald man einmal das Ziel erreicht hat, das immer die Schließung eines Risses ist, wird der Weg zum nächsten Abenteuer erstellt. Es ist also glücklicherweise möglich, das Ende zu erreichen, ohne irgendwelche weiteren Ziele zu verfolgen.

Das macht aber auch ein weiteres Problem offensichtlich, denn das Level-Design ist leider sehr anspruchslos. Zwar macht das mit der richtigen Geschwindigkeit viel Spaß, da man mit einigen Tricks ganze Passagen überspringen kann, doch im Endeffekt wird man sich kaum an ein einzelnes Level erinnern. Viele Abschnitte in den Leveln sehen nämlich identisch zu anderen aus, weshalb man ständig das Gefühl hat, eine leichte Variation zu spielen. Das ist schade, denn gegen Ende öffnet sich das Level-Design etwas, aber die meiste Zeit über kommt keine Herausforderung auf. Auch die Passagen, in denen man extrem schnell wird, wirken eher wie automatisch mit einigen Quick-Time-Passagen. Dadurch langweilt man sich nach einigen Leveln, wobei das Ganze dann auch kurzweilig genug ist, um immer mal wieder reinzuspringen. Wirklich überzeugen konnte uns aber kein Level. Nach dem Abschluss der Gebiete darf man über die Weltkarte zum nächsten reisen, was deutlich schneller als das klobige System des Vorgängers ist. Nur die letzte Insel enttäuscht sehr und bietet bis auf den finalen Kampf nichts, worauf man sich freuen kann.

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Alte und neue Patzer

Kommen wir nun zu den Minispielen. Davon gibt es vier Stück, die sich eigentlich sehr voneinander unterscheiden. Am interessantesten ist da wohl jenes, in dem Sonic automatisch läuft und man die Spur wechseln muss, um Hindernissen auszuweichen. Das bietet zwar wenig Abwechslung, macht aber durchaus Spaß. Ebenfalls gut gelungen sind die Wettläufe, auch wenn diese direkt in die Geschichte eingebunden und nicht optional sind, wie die anderen Bonus-Level. Hier ist auch der Computergegner nicht besonders gut, und zu viel spielt sich automatisch ab; ebenso sind sie mit je drei Runden zu lang, doch trotzdem gehören diese Wettrennen zu den besseren.

Schlimm wird es bei Tails, denn dieser hat zum einen sein U-Boot, mit dem er Unterwasser Minen ausweicht oder diese abschießt. Leider muss man ständig Zeituhren einsammeln, und das alles steuert sich unglaublich langsam und schwammig, was überhaupt keinen Spaß macht. Ebenfalls schlecht geworden sind seine Boot-Level, in denen er ebenfalls ein Ziel erreichen muss. Hier scrollt das Level automatisch, während man das Boot steuert und mit ihm Hindernisse wegschießt, aber auch Uhren einsammelt. Glücklicherweise sind diese Level optional, denn gerade Tails Herausforderungen sind langweilig, bieten gar keine Abwechslung in den Gebieten und steuern sich nicht besonders gut. Auf jeder Insel gibt es welche, doch wie gesagt, alle optional. Hätten sich die Macher etwas mehr Mühe gegeben, hätten daraus vielleicht tatsächlich gute Nebenbeschäftigungen werden können.

Bosse

Die Boss-Kämpfe hingegen sind recht gut ausgefallen. Hier darf man nur zwei Charaktere steuern, wobei das Spiel bestimmt, wann man welchen übernimmt. Die Kämpfe erstrecken sich stets über beide Bildschirme des Nintendo 3DS und kommen mit schönen Ideen einher, weshalb sie zum Highlight des Titels werden. Zwar hätte es mehr als nur vier davon geben können, doch dafür sind sie gut ausgearbeitet, erfordern die Fähigkeiten und sind auch weder zu leicht noch zu schwer geworden.

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Rennen mit Freunden

Mit dem Ragnium lassen sich in Tails Werkstatt Roboter kaufen, mit denen man online gegen andere Spieler antreten kann. Wer Sammelkarten sucht, kann zudem sogar noch weitere Rennstrecken für den lokalen Mehrspielermodus finden, für den beide Spieler das Spiel benötigen. Die Roboter und einige Strecken schaltet man aber auch im Laufe der Geschichte frei, weshalb man nach dem Abschluss schon einiges zur Auswahl hat. Wir konnten den Modus leider nicht testen, doch da die Rennen schon im Einzelspieler nach wenigen Runden eher gelangweilt haben, würden wir behaupten, dass der Modus eher ein netter Bonus als ein ernstzunehmender kompetitiver Wettstreit ist.

Technik

Das Spiel ähnelt optisch dem Vorgänger, sieht aber noch ein wenig bunter und lebendiger aus. Leider zeigt sich das selten, da die Gebiete eintönig sind und eine größere Abwechslung hätten bieten müssen, zumindest in den Leveln. Meist läuft alles flüssig, doch wenn besonders viel passiert, kann die Bildrate für einen kurzen Moment aussetzen, was in den Bosskämpfen durchaus stören kann. Ansonsten ist die Steuerung eigentlich gelungen, nur beim Charakterwechsel gibt es Probleme. Dieser dauert nämlich bei der Auswahl über die Pfeiltasten ein wenig, während es über den Touchscreen deutlich schneller geht, weshalb wir dort nur die Charakterauswahl hatten und selten die Karte angezeigt hatten.

Der Soundtrack leistet da schon bessere Arbeit und ist wie gewohnt ein schöner Mix aus rockigen Stücken, die die Geschwindigkeit untermalen. Die Synchronsprecher sind zwar bis heute nicht perfekt, leisten dennoch einen soliden Job. Zudem muss man die Stimmen nicht zu oft hören, vor allem nicht im Spiel selbst.

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Unsere Wertung

0/10

Fazit

Sonic Boom: Feuer und Eis“ ist ein gelungenes Abenteuer mit Sonic und seinen Freunden. Die Macher haben aus den Fehlern des Vorgänger gelernt und ein besseres Resultat abgeliefert, das sich Fans der Serie gerne anschauen dürfen. Leider ist nicht alles perfekt – vor allem das uninspirierte und repetitive Level-Design sowie die langweiligen Minispiele fallen da auf. Dennoch hatten wir Spaß bis zum Ende und können behaupten, dass dies das bislang beste „Sonic Boom“-Spiel ist.