Spice & Wolf“ dürfte einigen Anime-Fans bekannt sein, denn die Light-Novel-Reihe wurde nicht nur als Manga, sondern auch als Serie mit mittlerweile zwei Staffeln adaptiert. Darin geht es um den reisenden Händler Kraft Lawrence, der auf die Göttin der Ernste Holo trifft, die sich dem Mann in Gestalt eines Menschen mit Fuchsmerkmalen anschließt. Fortan erleben sie zahlreiche Abenteuer, wobei es häufig um Marktwirtschaft geht. Für eine VR-Erfahrung dazu haben Fans über 261.000 Euro gezahlt, weshalb wir uns die Nintendo-Switch-Fassung wortwörtlich angeschaut haben.

Nintendo Switch: Die VR-Maschine?
Weil es eine Seltenheit ist, dass an dieser Stelle ein VR-Spiel getestet wird, möchten wir zunächst über die Möglichkeiten und Limitierungen von Nintendo Switch sprechen. Schließlich können Entwickler nicht über die Grenzen hinaus Wunder erschaffen. Das ist auch bei „Spice and Wolf VR“ ersichtlich, denn während der Geschichte muss der Spieler jederzeit das LABO-VR-Headset in der Hand halten. Sei es über die Joy-Con an den Seiten oder die untere Seite, ein entspanntes Schauen ist nur bedingt möglich.
Zudem profitiert Nintendo Switch zwar von der Tiefe sowie dem Blick um den Spieler herum. Wer sich nach vorne beugt, wird das aber nicht im Spiel selbst tun. Stattdessen bewegt sich die gesamte Welt mit. Das liegt an der fehlenden Positionserfassung, was mit Nintendo Switch in dieser Form unmöglich ist. Zuletzt sollte jedem bewusst sein, dass der Fliegengitter-Effekt ebenfalls vorhanden ist. Demnach sieht man jederzeit kleine Kacheln, an die sich das Auge glücklicherweise gewöhnen kann.
Ein Gespräch in drei Akten
Die Geschichte von „Spice and Wolf VR“ dreht sich um die Protagonisten Holo und Kraft, wobei der Spieler die Handlung zum Großteil aus der Perspektive des Händlers beobachtet. Dabei geht es nicht um Spannung, sondern einfach das Zusammensein mit Holo in einem Raum. Die beiden suchen nämlich in einer alten Mühle Zuflucht vor einem Sturm und versuchen die Zeit zu überbrücken. Dabei geht es in den drei Akten um den Kauf einer neuen Bürste, das Backen von Rosinenbrot sowie Holos Fähigkeiten beim Umrechnen diverser Währungen. Der Spieler interagiert nie, sondern schaut sich das Geschehen von einer Bank aus an.
Unterhaltsam dürften das wirklich nur Fans finden. Die werden nämlich fast 30 Minuten lang mit Dialogen beglückt und dürfen Holo dabei zusehen, wie sie sich freut oder ärgert. Wer zuvor keine Bindung an die Charaktere hatte, wird diese hier nicht aufbauen können, da es keine echte übergreifende Handlung gibt, sondern lediglich Gespräche zwischen zwei Freunden. Dafür sieht das erstklassig aus, von der detailreichen Kulisse über die Schatten bis hin zu den aufwendigen, stets abwechslungsreichen Animationen von Holo. Die Macher wissen, wie sie die Charaktere zum Leben erwecken können.

Mittendrin und dabei
Auch die VR-Umsetzung ist gut gelungen. Wer die Konsole vor das Gesicht hält, darf von Holo mit dem Schwanz geschlagen werden oder zur Seite schauen, wenn sie sich neben Kraft setzt. Das Gefühl, eine digitale Figur so dicht an sich dran zu haben, ist schlichtweg beeindruckend. Gleichzeitig sollte man nicht zu viel erwarten, denn es gibt lediglich einen Raum innerhalb der Mühle, der nur für wenige Minuten verändert wird. Ansonsten gibt es lediglich Holo zu beobachten, und nach den drei recht kurzen Akten hat man bereits alles gesehen, was das Spiel zu bieten hat. Hinzu kommt noch, dass es ausschließlich eine japanische Vertonung gibt, sodass Spieler hierzulande englische Untertitel lesen müssen. Diese lenken regelmäßig vom Geschehen ab, was bei dem geforderten Preis ärgerlich ist.
Zuletzt gibt es noch einen interaktiven Modus. In diesem kann der Spieler lediglich Objekte anschauen, woraufhin Holo diese kommentiert. Streicheln kann man sie auf Nintendo Switch leider nicht, obwohl die Funktion theoretisch durch den Elefanten-Toy-Con möglich gewesen wäre. Wer sicher gehen möchte, dass er alle Möglichkeiten des Modus auskostet, darf sich eine entsprechende Liste anschauen. Wer seine Erwartungen vorher anpasst und lediglich eine VR-Geschichte erwartet, in der unterhaltsame Dialoge in einer wunderbaren Kulisse mit einer expressiven Holo geführt werden, dürfte zufrieden sein. Die Geschichte lässt sich auch traditionell am Bildschirm erleben, verliert dann aber den Charme, den die VR-Umsetzung ausmacht.
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