Man muss sich schon anstrengen, um jemanden zu finden, der Bethesdas Rollenspiel-Epos The Elder Scrolls V: Skyrim” bis heute nicht gespielt hat. „Skyrim” ist lange Zeit schier omnipräsent gewesen und Bethesda hat keine Chance entgehen lassen, das Spiel jedem zugänglich zu machen. Ich weiß nicht wie, aber dennoch ist „Skyrim” bis heute an mir vorbeigegangen.

Achtung: Neuling in Himmelsrand
Was ich über „Skyrim” weiß hält sich daher in Grenzen. Es war lange Zeit für viele der Maßstab, wenn es um offene Spielwelten ging, ist bis heute besonders in der Modding-Community beliebt und hat zu seiner Veröffentlichung PCs an ihre Grenzen getrieben. Die Vorstellung, dass „Skyrim” nun unterwegs gespielt werden kann, fühlt sich für viele etwas unwirklich an.
Interessant ist daher, dass sich „Skyrim” auf der Switch für mich als Neuling von der ersten Spielminute an sehr natürlich anfühlt. Abgesehen davon, dass man die Jahre, die „Skyrim” auf dem Buckel hat, nicht verleugnen kann, läuft das Spiel von Beginn an flüssig und wird auf dem Bildschirm der Switch gestochen scharf dargestellt. Gerade den Gesichtern und Bewegungen der Charakter-Modelle kann man jedoch ihr Alter anmerken. Da die Switch-Fassung auf der „Special Edition” basiert, muss man sich auch hier weiterhin mit technischen Problemen und skurillen Spielfehlern herumschlagen. Zudem kann man teils matschige Texturen nicht verleugnen. Das fällt der Natur der Sache auf dem TV aber deutlich stärker ins Gewicht als auf dem kleineren Switch-Bildschirm. Man merkt, dass „Skyrim” für diese Spielweise optimiert wurde und der Reiz der Switch-Fassung hiervon ausgeht.
Eine vergessen Bedrohung kehrt zurück
Als Gefangener auf dem Weg zur eigenen Hinrichtung wird man so Zeuge, wie aus dem Nichts ein Drache auftaucht und für verheerende Zerstörung sorgt. Die Bewohner werden völlig unvorbereitet getroffen, während der Drache das gesamte Dorf zu Schutt und Asche niederbrennt. Der Held wittert die Chance der chaotischen Situation, befreit sich, und kann den Angriff des Ungeheuers überstehen. Es stellt sich nun die Frage woher der Drache stammt und schnell findet man sich in einer klassischen Heldengeschichte samt Prophezeiung des Heldens und allem was dazu gehört wieder.

Erschlagen von Informationen und Möglichkeiten
Nach dem Angriff und einer einhergehenden Spieleinführung wird man auch schon in die riesige Spielwelt von Himmelsrand entlassen, in der jede Türe und Möglichkeit von Beginn an offen steht. Wenn man nicht aufpasst, kann man so in den ersten Spielstunden von „Skyrim” regelrecht verloren gehen. Die Bewohner der anfänglichen Stadt Weißlauf haben alle etwas zu erzählen und am liebsten würde ich mir direkt all ihre Geschichten anhören, um nicht etwas wichtiges zu verpassen. Innerhalb kurzer Zeit schnappt man so etwas über das Kaiserreich, einen Krieg und das sogenannte Drachenblut auf. Alle Informationen zu filtern und sortieren fällt schwer, ohne die Hintergründe zu kennen. Allerdings motiviert es dazu, sich näher mit der Mythologie und den Begebenheiten von „Skyrim” auseinanderzusetzen. Neben den Informationen zur politischen Lage in Himmelsrand, bekommt man so aber auch zahlreiche Aufgaben zugeteilt, die sich in der Quest-Liste ansammeln.
Mut zum Experimentieren
Um Struktur in den Spielbeginn zu beginnen, empfiehlt es sich daher, zunächst den Hauptmissionen zu folgen, die den Spieler etwas an die Hand nehmen und an verschiedene Spielmechaniken wie etwa die Magie heranführen. Neben klassischen Waffen wie Schwerter, Äxte, Hammer oder Bogen, kann man auch Zaubersprüche ausrüsten, mit denen man Feinde bekämpfen oder Effekte auslösen kann. Mit den richtigen Objekten kann man hingegen Waffen oder Rüstungen magisch verstärken. Zudem findet man Materialien und Nahrung, die miteinander kombiniert beziehungsweise gekocht werden können. Hier gilt es nicht davor zu scheuen auszuprobieren und dazu zu lernen. So begreift man welche Items wichtig sind und welche man nicht benötigt. Ansonsten ist der Rucksack nämlich schneller bis an den Rand gefüllt als man denken mag und die Items müssen aussortiert werden.

Mächtige Gegner und sperrige Kämpfe
Auch weil man Rollenspiel-typisch zu Beginn verhältnismäßig schwach ist, macht es Sinn erst dem roten Faden zu folgen. Ansonsten kann es schnell passieren, dass man in ein Räuberlager oder an einen wütenden Riesen gerät, denen man unterlegen ist. Leider fühlt sich das Kampfsystem aus heutiger Sicht etwas sperrig an. Schwert oder Axthiebe werden träge ausgeführt. Zudem hat man kein exaktes Treffergefühl und häufig wirkt es so, als würden Gegner und Held mit ihren Waffen in der Luft herumfuchteln. Gerade dann, wenn man in der Ego-Perspektive spielt, kann man schnell den Überblick verlieren, wenn man in einen Kampf mit mehreren Gegnern verstrickt wird. In der Third Person-Perspektive hingegen fällt es schwerer gezielt anzugreifen und Angriffe zu parieren. Schlussendlich ist die Wahl des Spielstils aber eine persönliche Entscheidung.
Krieger, Dieb oder Magier?
Mit besiegten Gegnern erhält man Erfahrungspunkte und steigt stufenweise auf. Mit jeder neuen Stufe kann man verschiedene Fähigkeiten unterschiedlicher Gattungen freischalten. So verbessert man seine elementaren Magie-Angriffe, verstärkt Beschwörungen oder verbessert heilende Zauber, je nachdem worauf man mehr Wert legt. Attribute wie Kampfkraft oder Verteidigung werden stattdessen über die Ausrüstung festgelegt. Neben verschiedenen Rüstungsteilen hat man die Möglichkeit, zwei Waffen gleichzeitig auszurüsten, einen Schild in der zweiten Hand zu halten oder langsamere, dafür kräftigere Zweihänder zu nutzen. Alternativ kann man sich auch ausschließlich mit Magie zur Wehr setzen, muss dann aber nicht nur seine Lebensanzeige, sondern auch Magicka-Vorrat im Blick behalten. Jeder Spielstil wird von „Skyrim” bedient, sei es nun der kräftige Krieger, der windige Dieb oder mächtige Magier. In manchen Quests werden sogar bestimmte Spielstile gefordert. Gleichzeitig sorgen die vielen Möglichkeiten für einen hohen Wiederspielwert, da man alle Varianten ausprobieren möchte.

Die kleinen Dinge
Gerade weil man viel experimentieren und Erfahrungen selbst machen muss und von „Skyrim” nicht bis ins kleinste Detail an die Hand genommen wird, ist es spannend, die Spielwelt selbst zu erkunden. Sobald man anfängt sich vom roten Faden zu lösen, begreift man erst wie umfassend und durchdacht die Spielwelt von „Skyrim” tatsächlich ist. So erlebt man spannende Einzelgeschichten, lernt unterschiedlichste Persönlichkeiten kennen und wird hinter jedem Hügel oder Abzweigung mit anderen Entdeckungen belohnt. Auch wenn das Fantasy-Epos stets von einer großen, bedeutenden Geschichte begleitet wird, brauchen sich diese verhältnismäßig kleinen Erfahrungen keinesfalls im Schatten verstecken, sondern zeichnen „Skyrim” viel eher zum Großteil aus.
Für wen geeignet?
Es stellt sich schließlich die Frage, für wen sich die Switch-Fassung von „Skyrim” eignet. Wer schon mehrere hundert Stunden in der Welt von Himmelsrand verbracht hat, für den ist die Switch-Umsetzung wohl in erster Linie ein technisch spannendes Experiment. Natürlich kann es aber auch interessant sein, das Lieblingsspiel unterwegs bei sich tragen und spielen zu können. Viel mehr Anreize werden nicht geboten. Neue Inhalte sucht man bis auf das Nintendo spezifische Link-Kostüm vergeblich. Die optionale Bewegungssteuerung ist nur als nettes Gimmick zu verstehen und sorgt für kein grundsätzlich neues Spielgefühl. Der geringe Teil, der „Skyrim” nach sechs Jahren noch immer nicht gespielt hat, bekommt auf der Switch hingegen eine technisch saubere und bequeme Möglichkeit, das riesige Fantasy-Epos nachzuholen - sei es nun in kurzen Häppchen im Handheld-Modus oder in langen Sitzungen vor dem TV-Bildschirm. Dadurch, dass alle veröffentlichten Erweiterungen direkt enthalten sind, bekommt man hier bequem das komplette „Skyrim”-Paket geboten.

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