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The Shapeshifting Detective (eShop)

von

Marco Lipke

Ein Genre, das sich im sehr kleinen Rahmen über eine überraschende Auferstehung freuen darf, sind FMVs. Die Spiele bieten keine animierten Welten, sondern bestehen aus abgefilmten Material, das je nach Aktion des Spielers abgespielt wird. Mit ihrem zweiten Werk wollen D’Avekki Studios nun einen Krimi bieten, in dem der Spieler über eine besondere Fähigkeit verfügt. Ob das gelungen ist, wollen wir euch im Folgenden verraten. 

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Ein Mord und ein Wandler

Ein tragisches Ereignis erschüttert eine Kleinstadt, denn die junge Frau Dorota Shaw wurde ermordet. Der Spieler wird von der lokalen Polizei angeheuert, da er dafür bekannt ist, selbst die kniffeligsten Morde aufzuklären. Das liegt an seiner besonderen Fähigkeit - der spielbare Detektiv ist ein Formwandler und kann sich in jede Person verwandeln, der er begegnet ist. Einquartiert in einer Herberge muss der Spieler die Verdächtigen befragen und herausfinden, wer denn nun der Übeltäter ist, bevor es zu weiteren Morden kommt.

C-Krimi

Die Handlung hat durchaus Potential. Es handelt sich nämlich nicht etwa um einen klassischen Krimi, denn übernatürliche Elemente werden regelmäßig angesprochen. Die drei Tarotkarten-Leser haben den Mord an Dorota Shaw vorhergesagt, oder vielmehr die Karten, die sie ausgelegt haben. Leider wird mehr von Aliens oder Geistern gesprochen anstatt gezeigt, und je nach Entscheidungen wird man davon gar nichts aktiv in der Handlung sehen. Dadurch verkommt die Erzählung zu einem fast schon zu klassischen Krimi, dessen Wendungen man meilenweit vorhersagen kann. Wiederspielwert wird dadurch geboten, dass anfangs ein zufälliger Mörder aus drei möglichen Verdächtigen ausgewählt wird, sodass sich der Ablauf der Geschichte in wenigen Punkten ändert. Nachdem man das Theater einmal miterlebt hat, ist es jedoch unwahrscheinlich, dass man dem eine zweite Chance geben möchte. Das eigentliche Problem sind allerdings die Schauspieler selbst.

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Ungewollt lustig

Egal ob der schüchterne Zeitungsleser, der klassische Polizeichef oder der unheimliche Fotograf, die Charaktere bestehen fast ausschließlich aus Stereotypen. Viel schlimmer sind sogar noch die Dialoge, die derart flach geschrieben wurden, dass man sich bereits beim Lesen fragt, wie unglaubwürdig ein Gespräch verlaufen kann. Die Schauspieler geben den Persönlichkeiten dann leider den Rest, denn merkwürdige Artikulation und peinliches Overacting sind schwer zu ertragen. Der Polizist ist derart unglaubwürdig, dass man nicht anders kann, als zu lachen, während man zusieht, wie häufig er seinen Kopf in alle erdenklichen Richtungen schüttelt. Wie kann ein FMV spannend und unterhaltsam sein, wenn die Schauspieler ihre Rollen ins Lächerliche ziehen? Hier kommt der Trash-Faktor zum Tragen, denn wer von der recht ernsten Geschichte nichts erwartet und sich lieber amüsieren will, wird die drei bis vier Stunden definitiv genießen. Spätestens wenn die völlig emotionslose Radiomoderatorin I like getting wet“ sagt, wird einem klar, dass man die ernste Geschichte eben nicht ernst nehmen darf, um Spaß zu haben.

Verschenktes Potential

Der Spieler untersucht nicht etwa verschiedene Orte nach Hinweisen, sondern unterhält sich ausschließlich mit den Personen. Je nach Frage oder Antwort kann ein Gespräch mehr Hinweise offenbaren. Leider ist nicht immer deutlich, ob man nun alle Optionen nacheinander auswählen darf oder diese verschwinden, mit Logik ist nicht zu argumentieren. Das Gimmick von „The Shapeshifting Detective“ ist die Möglichkeit, sich in andere Charaktere zu verwandeln. Die Pensions-Besitzerin verrät dem neuen Schnüffler wenig, aber dem Polizeichef gegenüber ist sie natürlich offener. Es besteht die Gefahr, dass die eigene Fähigkeit entlarvt wird, dafür muss man allerdings schon absichtlich falsche Entscheidungen treffen. Leider fehlen auch hier entsprechende Indikatoren, wann genau man alles herausgefunden hat. Ein Kapitel wird nur beendet, wenn man nach bestimmten Aktionen in das Taxi als nicht verwandelter Detektiv steigt. Wann das soweit ist, kann man nie mit Sicherheit sagen und der umständliche Weg ins eigene Zimmer, um sich zu verwandeln, wird dank unnötiger Sequenzen schlichtweg nervig. Wenigstens haben die eigenen Entscheidungen einen echten Einfluss auf den Verlauf.

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Generation „Schnitt“

Der stümperhafteste Kritikpunkt an „The Shapeshifting Detective“ sind die grottigen Schnitte und Kamerafahrten. Während man eine Gesprächsoption auswählt, sieht man völlig merkwürdige Kamerafahrten um die Charaktere herum, die überhaupt nicht zur Gesprächsstimmung passen – simple Standbilder hätten weniger peinlich gewirkt. Noch schlimmer sind die ständigen Schnitte innerhalb der Dialoge, die an Youtube-Videos erinnern und ständig ablenken. Einige davon kann man verkraften, schließlich müssen mehrere aufgenommene Videos aneinandergereiht werden, die Häufigkeit stört jedoch mehr, als dass sie Atmosphäre erzeugen würde. Auch die überaus unnötigen Kamerafahrten beim Szenenwechsel wissen durch ihre Wiederholungen abzuschrecken. Die Krönung sind leider Zwischensequenzen, die der Hauptcharakter logischerweise nicht einmal sehen dürfte. Dass die Musik völlig in Vergessenheit gerät, fällt einem schon gar nicht mehr auf.

YouTube

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Unsere Wertung

0/10

Fazit

The Shapeshifting Detective“ bietet gute Ansätze, die leider kein gutes Spiel ergeben. Die Hauptgeschichte zieht sich über weite Teile und bietet nur wenige spannende Momente. Die Fähigkeit des Hauptcharakters ermöglicht zwar interessante Situationen, der Wechsel selbst sowie die Ungewissheit, wann man nun das nächste Kapitel starten kann, sorgen aber für einen überaus frustrierenden Ablauf. Die furchtbaren Schnitte und Kamerafahrten zusammen mit Schauspielern, die viel zu übertrieben reagieren, resultieren in einem Spiel, das die meisten nach dem Ende nicht erneut erleben wollen.