Das philosophische Rätselspiel The Talos Principle“ gehört zu den besten Genrevertretern auf den gängigen Konsolen, doch bislang wurden, wie leider so oft, Nintendo-Fans ignoriert. Glücklicherweise sorgt der Erfolg der Nintendo Switch nun dafür, dass das komplexe Werk der „Serious Sam“-Macher für die portable Konsole erscheint. Schadet das Downgrade dabei der Ästhetik oder ist die mysteriöse Reise unterwegs noch besser?

Der Schöpfer und seine Schöpfung
Die Geschichte beginnt ebenso mysteriös, wie sie es über nahezu die gesamte Dauer bleibt. Als Roboter findet sich der Spieler an einem geheimnisvollen Ort wieder und hört lediglich eine Stimme, die sich als Gott und Erschaffer ausgibt. Ziel ist es nun, zahlreiche Welten zu besuchen, um sich zu beweisen und einen Turm zu erklimmen, damit man eben diesem „Gott“ begegnen kann. Was folgt, ist eine allem voran philosophische Reise voller Andeutungen, aus denen sich der Spieler selbst Antworten basteln muss.
Zugegeben, die Präsentation der meisten Story-Inhalte geschieht unspektakulär über PC-Monitore. Diese sind dafür durchweg spannend geschrieben und überraschen sogar, zum Beispiel mit Persönlichkeitstests. Es gibt durchaus mehrere Enden, wie man diese erreicht ist aber nicht auf Anhieb klar. Wer sich darauf einlässt, darf sich definitiv auf eine Reise mit vielen, spannenden Fragen freuen, deren Antworten nicht auf einem silbernen Tablett serviert werden.
First Person Puzzle
Bei „The Talos Principle“ handelt es sich durch und durch um ein Puzzle-Spiel. Der Spieler muss dabei Objekte verschieben, um stets an Puzzleteile zu kommen, die in Form von „Tetris“-Steinen daherkommen. Anfangs ist das alles noch einfach, denn elektronische Wände oder Gegner können mit Störsignalen lahmgelegt werden, die manchmal auch mehrfach verwendet werden müssen. Schon schnell wird es aber komplexer, denn zahlreiche Gegenstände und Hindernisse entwickeln Wechselwirkungen, die insbesondere dann komplex werden, wenn auch die Rätselbereiche größer werden.
Obwohl die ersten Welten noch für jeden machbar sind, steigert sich der Schwierigkeitsgrad im Laufe der 120 Herausforderungen stetig. Manchmal wirken die in sich geschlossenen Areale schlicht unbezwingbar, doch mit jedem neuen Lösungsversuch lernt der Spieler, besser mit den Gefahren und Hilfsmitteln umzugehen. Plötzlich wird es keine Qual, sondern überaus interessant, eine halbe Stunde in einem Puzzle zu verbringen, weil sich ständig neue Optionen eröffnen, die man vorher nicht in Betracht gezogen hat. Da ist es nicht verwunderlich, dass man mindestens 30 Stunden Spielzeit einberechnen sollte, wenn man nur die Haupträtsel absolviert.

Offene Rätselwelt
Die Welten selbst sind wirklich gar himmlisch, unterscheiden sich aber auch angenehm voneinander. Besonders stark ist die Offenheit, denn wenn man an einem Rätsel verzweifelt, darf man meist ganz einfach erstmal zum nächsten übergehen oder sogar zwischen den Welten wechseln. „The Talos Principle“ zwingt den Spieler nicht, die Rätsel in einer festgelegten Reihenfolge zu absolvieren, sondern gibt ihm selbst die Macht zur Entscheidung.
Das kann schnell in die Hose gehen, doch kein Rätsel ist lediglich eine schwierigere Version des vorherigen. Jede Herausforderung wurde einzigartig gestaltet und erfordert stetiges Umdenken, weshalb man sich nie in einer Methode festfährt. Demnach wechselt man nicht einfach zum schwierigeren Rätsel, sondern zu einem komplett anderen, dessen Herangehensweise sich völlig unterscheiden kann. Bei dem Inhalt schaffen es nur die wenigsten Spiele, mit solch einem offenen Konzept fair zu bleiben und den Spieler dennoch stetig zu fordern.
Der Traum des Androiden
Auch die Erweiterung „Road to Gehenna“ ist verfügbar und kann vom Hauptmenü aus angesteuert werden. Allerdings sollte man sich erst nach dem Hauptspiel hereinstürzen, denn es wird nicht nur Vorwissen in Sachen Geschichte gefordert. Vielmehr knüpft der Schwierigkeitsgrad direkt an „The Talos Principle“ an und erklärt auch nichts, was den DLC daran hindert, schlichtweg mehr vom selben zu sein.
Die Rätsel sind erneut wunderbar kreativ, kommen aber auch erheblich komplexer daher. Mit vier Welten, die sich in rund sechs Stunden absolvieren lassen, werden hier alle Fans bedient, die nicht genug bekommen können. Auch die Geschichte weiß zu punkten, da sie weniger kryptisch daherkommt, schließlich ist das große Geheimnis gelüftet. Vielmehr muss der Spieler Roboter retten, während sogar der Humor nicht zu kurz kommt. Das Potential der Welt wird hier nochmal unterstrichen, mit der es hoffentlich ein Wiedersehen in „The Talos Principle 2“ geben wird.

Zwei Technik-Modi
Das Spiel ist auf anderen Konsolen mitunter sehr schön, dank stimmiger Orte und starker Schatteneffekte. Für die Nintendo Switch-Fassung musste all das leider stark heruntergefahren werden, sodass der TV-Modus am besten gemieden werden sollte. Doch auch auf dem kleinen Bildschirm der Konsole stechen zu viele niedrig aufgelöste Texturen heraus, als dass die himmlischen Welten ihre Atmosphäre entfalten können.
Damit das Gesamtwerk zumindest spielbar ist, gibt es zwei Modi. Im Qualitätsmodus sieht die Welt schöner aus, allerdings sind die Ruckler derart stark, dass man besser zum Leistungsmodus wechseln sollte. Auch hier gibt es vereinzelt Ruckler, doch die Bildrate selbst ist deutlich stabiler. Das Spiel verliert nichts an seiner Qualität, allerdings sorgen die technischen Limitierungen dafür, dass man nur zu dieser Version greifen sollte, wenn man unbedingt unterwegs spielen möchte und auch da Abstriche machen kann.
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