VIZ Media dürfte Fans von Manga und Animes bekannt sein, schließlich vertreibt das Unternehmen in Amerika zahlreiche beliebte Werke. Nun wagt sich die Firma erstmals an Videospiele und präsentiert mit The World Next Door“ ein von Rose City Games entwickeltes Rätsel-Abenteuer. Ob die Kombination aus zwei Spielkonzepten funktioniert, verraten wir euch im Test.

Das verschlossene Portal
Nur alle paar Jahre öffnet sich ein magisches Portal, das unsere Welt mit der Parallelwelt Emrys verbindet. Dort leben nicht nur außergewöhnliche Menschen, auch Magie existiert dort. Das Portal bleibt nur wenige Tage offen, weshalb stets eine Lotterie veranstaltet wird, dank der die glücklichen Gewinner die fremden Welten bereisen dürfen. Der Spieler schlüpft in die Schuhe von Jun, die genau dieses Privileg genießen kann. Um das Ende der gemeinsamen Zeit zu feiern, trifft sie sich mit ihren neuen Freunden in einem alten Schrein, wo sogar sie Magie anwenden kann. Leider läuft das Vorhaben schief und Jun kann nicht rechtzeitig durch das Portal schreiten, bevor es sich schließt. Die Truppe muss nun einen Ausweg für Jun finden, denn normale Menschen können nur eine gewisse Zeit lang in Emrys überleben.
Die Geschichte ist durchaus interessant und bietet eine Menge Potential. Schließlich erforscht der Spieler aus der Sich von Jun eine völlig neue Welt, die unserer gar nicht so fremd ist. Es gibt sogar eine Internet-Leitung, die die beiden Kulturen miteinander verbindet, wodurch sie Wissen und selbst Sportarten teilen können. Das zentrale Mysterium sowie der Zeitdruck sind zwar dramatisch, der Ton bleibt aber eher charmant und leicht, denn selbst in der Not will die Gruppe nicht in Verzweiflung geraten.
Light Novel
„The World Next Door“ sieht sich oftmals als Visual Novel, weshalb es eine Menge Texte zu lesen gibt. Das funktioniert durch interessante Charaktere, insbesondere die Kerngruppe lässt sich schnell ins Herz schießen. Hier werden Klischees durchgearbeitet, wie der coole Kerl mit weichem Herz oder die schlaue Nerd, doch dank gut geschriebener Dialoge und interessanten Situationen liest man sich gern durch die Unterhaltungen.
Damit der Spieler einen kleinen Einfluss auf die Handlung haben kann, gibt es regelmäßig Entscheidungen. Einige davon beeinflussen das Verhalten der Charaktere, zum Beispiel bleibt die Wahl des Tutorial-Leisters ein großes Thema in der ersten Stunde. Manchmal können nur einige Charaktere mit in einen Schrein genommen werden, einen wahren Wiederspielwert erzeugt das leider nicht. Die meisten Entscheidungen verändern sogar nur einen Satz, während sich die Haupthandlung nie verändert.

Puzzle Action
Die Schreine selbst lassen sich als Dungeons betrachten. Jun läuft von Bildschirm zu Bildschirm, muss gelegentlich kleine Rätsel lösen und wird vor allem Kämpfen, wobei das Kampfsystem auf Symbolen basiert. Vielmehr handelt es sich bei „The World Next Door“ auch um einen Match-3-Puzzler. Der Spieler steuert Jun über die auch Quadraten bestehenden Arenen und aktiviert Runen, wenn sich drei oder mehr von ihnen berühren. Dann werden je nach Farbe andere Aktionen ausgeführt, zum Beispiel kann ein Feuerball beschworen oder Felder elektrisiert werden. Zudem kann Jun Symbole zwischen zwei Feldern wechseln, und besondere Runen können in Formen angeordnet werden, damit auch die Freunde in das Geschehen eingreifen.
Damit das alles nicht zu langweilig wird, laufen die Feinde ebenfalls auf dem Bildschirm herum. Der Spieler muss also Jun steuern, Gegnern ausweichen, Symbole finden und sie so anordnen, dass möglichst starke Angriffe ausgeführt werden. Die Probleme offenbaren sich leider ziemlich schnell, denn die Arenen sind nicht gerade vielfältig ausgefallen. Auch die Gegner begeistern nicht durch einzigartiges Verhalten und verfolgen Jun vielmehr, mit nur wenigen Ausnahmen. Weitere Spielmechaniken kommen im Verlauf der Geschichte ebenfalls nicht dazu, wodurch das unterhaltsame System zu eintönig wird, um nach einigen Stunden noch begeistern zu können. Hier wurden gute Ansätze abgeliefert, aber nicht weit genug entwickelt.
Kurzer Spaß
Das geht direkt mit dem zweiten Problem einher, nämlich der Länge. Nach rund vier bis fünf Stunden ist das Ende erreicht, was weder für ein Puzzle-Spiel, noch für ein Visual Novel beeindruckt. Spielerisch hat das zur Folge, dass es gar nicht genug Möglichkeiten gibt, die vorhandenen Konzepte zu erweitern. Erzählerisch kommt hinzu, dass einige Story-Entwicklungen zu rasch vonstatten gehen, und auch hier interessante Ansätze nicht weiterverfolgt werden. Vielmehr geht gerade gegen Ende alles viel zu schnell und man wünscht sich, sowohl die Welt als auch ihre Bewohner besser kennenzulernen. Durch die Kürze bleiben selbst die Protagonisten zu oberflächlich, was aufgrund der Prämisse sehr schade ist.
Zudem sind auch die Nebenquests wenig unterhaltsam, zumindest spielerisch. Stets muss Jun einen Gegenstand suchen oder mit Charakteren sprechen, mit Rätseln wird das nie verbunden. Höchstens zusätzliche Ausflüge in die Schreine werden dadurch begründet, doch wo es spielerische Mängel gibt, punktet „The World Next Door“ mit weiteren interessanten Geschichten und Charakteren, die dem Hauptcast in nichts nach stehen.

Liebevoll
Optisch weiß der Stil zu überzeugen. Sicherlich wird nicht jeder die von Mangas angehauchten Charakterdesigns mögen, doch die Qualitäten der Zeichnungen ist gelungen und jeder Charakter wird sehr ausdrucksstark. Es war eine interessante Wahl, dass der Spieler Jun stets nur mit Maske sieht, doch dank des Zeichenstils funktioniert das wunderbar. Ansonsten gibt es weder Framerate-Probleme, noch sind irgendwelche Bugs aufgetreten, während die Musik angenehm geraten ist.
Obwohl die Welt selbst wahnsinnig detailliert gezeichnet wurde, ist sie wenig interaktiv, weshalb man mehr anschauen statt nutzen kann. Ärgerlich sind vor allem die langen Ladezeiten, denn selbst der Wechsel zwischen zwei Gebieten dauert ein paar Sekunden zu lang. Derweil bedarf es eine Eingewöhnungszeit, die Steuerung in den Kämpfen zu verinnerlichen, denn Präzision ist überaus wichtig.
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