1991 erschien mit ToeJam & Earl“ ein Spiel für den Sega Mega Drive, dessen Fokus auf Erkundung lag und dem Hektik ein Fremdwort war. Es folgen zwei Fortsetzungen, deren Spielprinzip aber immer mehr vom Original abwich. Mit dem nun vierten Teil der Reihe besinnen sich die Macher auf alte Tugenden und bieten Fans ein Abenteuer, das die Anfänge in einem neuen Gewand erstrahlen lässt. Ob die Reihe, deren 90er Ursprünge jeder sofort erkennt, aber auch noch heute überzeugt?

Rückkehr der 90er
Die Geschichte wird nur durch die Eröffnungsszene erklärt und gibt einen groben Rahmen für das Gameplay. Die Titelhelden wollen ihren Freundinnen eigentlich nur die Erde zeigen, nach einer Bruchlandung auf eben dieser müssen sie aber fortan die zehn Schiffsteile finden, um wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Klingt bekannt, und das ist es auch, denn fast dieselbe Rahmenhandlung gab es bereits 1991. Das Spielprinzip hat sich ebenfalls kaum geändert, denn in 25 Ebenen, die in Form von kleinen, offenen Welten daherkommen, muss der Spieler alle Ecken absuchen, um ein Schiffsteil zu finden. Natürlich gibt es sie nicht auf jeder Ebene, doch wer Bäume und Häuser schüttelt, wird mit Geschenken belohnt, dem wohl wichtigsten Element des Spieles.
Die vier Aliens können anfangs eigentlich nichts bis auf sich zu bewegen und mit Objekten zu interagieren. Öffnen sie allerdings ein Geschenk, erhalten sie fortan Powerups. Mal können sie Rennen, doch auch Tomaten zu verschießen und sogar zu fliegen wird möglich. Nicht jedes Geschenk ist hilfreich, denn einige schaden den Helden sogar und können den Lebensbalken ebenso schnell leeren wie die Gegner, die den Spieler jagen. Glücklicherweise können alle Charaktere per Knopfdruck Objekte aufleuchten lassen, die Items beherbergen. Das ist auch schon das Spielprinzip: Durchsuchen, Gegnern ausweichen, Schiffsteile und Geschenke finden und per Fahrstuhl zur nächsten Ebene gelangen.
Mit dem Fahrstuhl ins Weltall
„ToeJam & Earl: Back in the Groove“ ist kein hektisches oder actionreiches Spiel. Es geht durchweg um die Erkundung sowie die Neugierde, Geschenke zu öffnen und zu sehen, was diese beherbergen. Einige müssen sogar erst repariert werden, und da kommen die freundlichen Menschen ins Spiel. Mit diesen können die Aliens handeln, bei ihnen Essen kaufen, um die Lebensleiste zu regenerieren oder Minispiele starten. Es ist konsequent interessant zu sehen, was die Helfer wohl für den Spieler bereithalten, auch wenn man irgendwann schnell erkannt hat, wann welche Figur wohl am hilfreichsten ist. Besonders wichtig ist es, regelmäßig bei einem alten Mann aufzuleveln, um die Charaktere zu verbessern. Je nach eigenem Spielstil sollte man den richtigen Helden vor Spielbeginn wählen, da alle mit unterschiedlichen Status-Werten sowie Fähigkeiten daherkommen.
Das klingt alles sehr entspannt, im Endeffekt handelt es sich bei dem Spiel aber auch um ein Rogue-like. Bedeutet, dass der Tod stets wieder in den Beginn des Abenteuers resultiert. Da die Action sehr zurückgehalten ist und der Spieler eher erkundet, ist der Schwierigkeitsgrad auch sehr niedrig. Somit entpuppt sich die Reise als angenehmer Spaziergang, und regelmäßige Tode kommen wohl nur im schwierigen Modus vor. Um dennoch Vielfalt zu bieten, kann neben dem fixen Abenteuer auch ein spannenderer Modus ausgewählt werden, bei dem nach jedem Tod die Ebenen prozedural neu generiert werden.

Zufällige Eintönigkeit
Obwohl es dadurch immer wieder neue Herausforderungen gibt, hält sich die Vielfalt im Leveldesign in Grenzen. Die einzelnen Elemente sind stets sehr gelungen, von den verrückten Objekten, fiesen Gegnern und zahlreichen Geschenken bis zu den freundlichen Menschen. Leider ist das Leveldesign sehr eintönig, und da es auch nur wenige Stile gibt – unter anderem Eislandschaften und grüne Wiesen – ähneln sich viele der 25 Ebenen zu stark. Es macht Spaß, Items auszuprobieren, es wird allerdings wahnsinnig eintönig, die Level selbst zu bereisen. Mehr Abwechslung hätte hier für einen insgesamt spannenderen Ablauf gesorgt, so werden aber nur die wenigsten nach einem erfolgreichen Durchlauf immer wieder von Vorne starten. Das spiegelt sich auch in der Spielzeit wieder, die mit wenigen Stunden zu kurz ausfällt, zumindest für Solisten.
Jam-Session
Bereits der Erstling bot die Möglichkeit, mit einem Freund die Level zu bereisen. Das ist auch hier möglich, sogar bis zu vier Spieler können gleichzeitig die Ebenen nach Geschenken und Schiffsteilen durchforsten. Verschiedene Interaktionsmöglichkeiten sowie der daraus resultierende schnellere Ablauf gestalten „ToeJam & Earl: Back in the Groove“ deutlich spannender und kurzweiliger. Zudem ist keiner wirklich am Bildschirm gefesselt, weshalb sich der Titel bestens für gemütliche Runden eignet – es muss auch mit Freunden nicht immer pure Action rein. Sogar einen Online-Modus gibt es, sodass unterhaltsamen Runden nichts im Weg steht.

Mix aus künstlerisch und generisch
Die Präsentation wurde ebenfalls modernisiert. Statt Pixel-Helden gibt es wunderbare Comic-Grafiken, die die Coolheit der 90er Jahre perfekt auf den Bildschirm zaubert. Etwas weniger Gelungen sind die Untergründe, deren 3D-Modelle matschig wirken und in einem zu starken Kontrast zum starken Stil stehen. Nichtsdestotrotz ist es stets ein Fest, die Charaktermodelle zu betrachten, die Animationen zu bestaunen und mit der entsprechenden Musik mitzuwippen. Einzig die Ladezeiten sind etwas zu lang geraten, stören aber den Spielablauf nicht.
Eingebundene Inhalte externer Webseiten werden nicht ohne deine Zustimmung automatisch geladen und dargestellt.
Durch Aktivieren der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden können.
Mehr Informationen findest du in unseren Datenschutzbestimmungen.
Weitere Infos
