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Tokyo Mirage Sessions #FE

von

Burak Cakir

Es ist für Fans von japanischen Rollenspielen höchst erfreulich, dass die aktuelle Konsolengeneration besonders dieses Jahr kaum Wünsche offen lässt. Ein Highlight des Jahres hätte Persona 5“ sein sollen, das aber in Europa und Nordamerika nun doch frühestens erst 2017 erscheinen wird. Überraschenderweise sorgt Atlus gerade auf der Wii U mit „Tokyo Mirage Sessions #FE“ für einen tollen Ersatztitel, der auch herrlich anders ist. In unserem Testbericht möchten wir erklären, warum sich das Spiel von den zahlreichen Rollenspielen des Jahres absetzen kann.

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Das Mysterium des Idolasphere

Seit dem mysteriösen Verschwinden ihrer Schwester möchte die 18-Jährige Tsubasa Oribe zu den beliebtesten Idols von Japan gehören, um in die Fußstapfen ihrer Schwester zu treten und das Geheimnis hinter ihrem Verschwinden zu klären. Als schüchternes Mädchen stehen ihre Chancen zwar relativ schlecht, doch findet sie dank der Unterstützung ihres Kindheitsfreundes Itsuki Aoi Mut. Im Zuge eines Castings werden die beiden urplötzlich von dunklen Wesen namens Mirage angegriffen, können sich aber dank ihrer im Herzen verborgenen Lebensenergie namens Performa gegen die Eindringlinge behaupten und zwei dieser Wesen von ihrem Fluch befreien.

Diese beiden entpuppen sich als Chrom und Shiida, zwei Charaktere der „Fire Emblem“-Serie, denen die Erinnerungen fehlen und die von nun an Tsubasa und Itsuki im Kampf gegen die Mirage unterstützen. Die Studenten schließen sich auch einer Gruppe an, die seit längerer Zeit dem Mysterium hinter den Idolaspheren nachgeht, einer koexistierenden Dimension voller Mirages, im Vordergrund aber den Schein eines Entertainment Studios erhält. Damit beginnt für die beiden Jugendlichen ihre Karriere als Top-Idols.

Die Geschichte ist höchst eigenartig, aber nicht unbedingt im negativen Sinne. Die Story an sich hält sich sehr einfach und wagt keine erzählerisch überraschenden Schritte, doch die Präsentation und Aufmachung der Idol-Welt ist schlichtweg makellos. Das Spiel ist noch lange kein JRPG-Epos alter Tage, sondern eher ein vor Individualität strotzendes Idol-Fest.

Willkommen in Tokio

Das Abenteuer von Tsubasa und Itsuki findet in der japanischen Hauptstadt statt, in der auch das gegen Mirage operierende Entertainment Studio seinen Sitz besitzt. Als Spieler reist man von einem Stadtteil Tokios in ein anderes und untersucht Kuriositäten, um dem Geheimnis der Idolasphere und Mirages näher zu kommen. Das Spiel gliedert sich dabei in Kapitel, die jeweils eine neue zu erkundende Idolasphere bieten, welche sowohl im Design aber auch in der Art der Fallen und Kämpfe sich unterscheiden.

Zwischen den einzelnen Kapiteln gibt es Unterbrechungen, in denen der Spieler seine Kämpfe trainieren oder die Nebenquests der Charaktere absolvieren kann. Da die Hauptgeschichte linear ist und viele Charakterzüge nicht beleuchtet, sind Nebenquests für Fans der Welt von „Tokyo Mirage Sessions #FE“ unumgänglich. Ansonsten begeistern die Performer kaum, da sie in Motivation und Zielen einfach gestaltet sind. Leider geht man auch nur der Story des Spiels nach, ohne etwas über das Studentenleben von Tsubasa oder Itsuki in Erfahrung zu bringen.

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Eine umhauende Performance

Im Gameplay setzt der Titel auf klassische rundenbasierte Kämpfe, wie man sie von japanischen Rollenspielen gewohnt ist. Sämtliche Charaktere können mit zahlreichen Waffen ausgerüstet werden, die selbst im Level aufsteigen und mit jeder Stufe eine neue Fähigkeit offenbaren. Genauso beherrschen Tsubasa, Itsuki und die restliche Crew, die sich nach und nach den beiden anschließt, viele magische Fähigkeiten wie die Heilkraft Dia oder den Elektroangriff Zio, die Fans der „Shin Megami Tensei“-Reihe bekannt sein dürften. Zusätzlich gibt es einige passive Skills, die einen Einfluss auf die Werte und Eigenschaften der Charaktere und Mirage haben, aber keine offensiven Skills darstellen.

Womit sich das Abenteuer aber von anderen Genrevertretern wesentlich abhebt, sind die Sessions-Skills. „Tokyo Mirage Sessions #FE“ ist durch und durch ein Idol-Spiel und die Kämpfe bilden keine Ausnahme. Diese sind nämlich im Wesen eine großartige Show mit den Charakteren als Darsteller, die auf der Bühne ihre beste Performance abgeben möchten. Entsprechend erlernen jene mit jedem Levelaufstieg auch sogenannte Sessions-Skills, die angeben, auf welche Art von effektiven Attacken eine Kämpferin oder ein Kämpfer reagiert und schließlich mit einem weiteren Angriff anschließt.

Nutzt man also die Schwächen der Gegner aus, führen die Darsteller mehrere Kombinationsattacken aus, die nicht nur umwerfend ins Gameplay eingehen, sondern auch erhebliche Vorteile bieten. Dieselben Regeln gelten aber auch für die Kontrahenten, sodass man eigene Schwächen bewusst verteidigen muss, um ein plötzliches Game Over vorzubeugen. In seinem Gameplay ist der Titel durch die drei Arten von Skills und ihre Einbindung schlichtweg ein wahrer Hit.

Den Korridor entlang

Außerhalb des Kampfes präsentiert sich das Spiel ebenfalls sehr konservativ. Die Dungeons sind korridorartig, doch glücklicherweise nicht nur in der Optik paarweise verschieden. Leichte Rätsel und Spielereien mit der Umwelt sorgen dafür, dass der Spieler beim Erkunden nicht in eine Monotonie verfällt, auch wenn diese gelegentlich unumgänglich ist. Sofern man es über eine passive Fähigkeit nicht verhindert, tauchen jedoch ununterbrochen gegnerische Schatten auf, die Itsuki angreifen, aber über einen Schwerthieb mit dem X-Knopf bewusstlos geschlagen werden können. Danach kann man ihnen aus dem Weg gehen oder mit einem Vorteil in den Kampf ziehen.

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Farbiges Konzert

In der Grafik bringen die Entwickler das auf den Bildschirm, was man unter einem Rollenspiel rund um die japanische Idol-Welt erwarten würde: Das Spiel ist knallbunt. Dieser visuelle Stil ist aber derart charmant, dass man über sämtliche Mängel im Detail hinwegsehen und schlichtweg die Präsentation genießen kann. Selbiges gilt auch für die Kämpfe, die durch Chroms Spezialattacken und eine Kette an Sessions zu einem grafischen Spektakel werden.

Der Soundtrack ist wie auch die Story des Spiels ein zweischneidiges Schwert, da sie neben einigen Stücken der „Fire Emblem“-Serie voller J-Pop und Idol-Lieder ist. In seiner Aufmachung ist der Titel jedenfalls konsistent und durchaus überzeugend, zumal sämtliche Konzerte im Spiel wunderbar präsentiert werden. Besonders japanisch ist es auch auf dem Bildschirm des Wii U GamePads, der als Smartphone mit Nachrichtendienst voller Emojis und Sticker dient. Der Titel kann zwar über den Wii U Pro Controller gesteuert werden, das GamePad muss aber in der Nähe bleiben, um auf Story-relevante Nachrichten antworten zu können.

Zuletzt sei daran erinnert, dass das Spiel lediglich eine japanische Synchronisation und ausschließlich englische Bildschirmtexte bietet. Bei der Menge an Liedern und der Eigenartigkeit des Abenteuers ist erstere Wahl bei der Lokalisierung teilweise verständlich. Von Atlus und Nintendo hätte man aber mehr erwartet, zumal der Titel als Kollaboration der beiden wichtigen Reihen „Shin Megami Tensei“ und „Fire Emblem“ entstanden ist.

Unsere Wertung

0/10

Fazit

Mit Tokyo Mirage Sessions #FE“ erscheint ein umwerfendes Rollenspiel für die Wii U, das viele Spieler mit Sicherheit überraschen wird. Die Welt der Idols und der mysteriösen Mirage ist zwar ziemlich schräg, doch das Gameplay und die Präsentation des Abenteuers sind sehr gut gelungen. Wegen der Schwächen in der Erzählung und des eingeschränkten Zugangs durch eventuelle Sprachbarrieren wird der Titel zwar nicht jeden ansprechen können. Sämtliche Fans japanischer Rollenspiele, denen die genannten Malus nichts ausmachen, werden jedoch etwa 30 Stunden bestens unterhalten.