Wer an Launch-Titel des Nintendo 64 denkt, hat mit Sicherheit als erstes Nintendos Maskottchen vor dem geistigen Auge. Vielleicht werden einige sogar garnicht wissen oder vergessen haben, dass auch Turok: Dinosaur Hunter” dazu zählte. Auf Switch kann man jetzt aber den Ego-Shooter noch einmal neu erleben. Ob sich der Ausflug in die Lost Lands auch heute noch lohnt, verraten wir im Review!

Der Dino-Indianer
Ein Comic, entstanden in den 1950ern, fand 1997 seine erste Videospiel-Umsetzung auf dem Nintendo 64. Als so-gut-wie-Launchtitel - um genau zu sein ist es hierzulande drei Tage nach der Konsole erschienen - beeindruckte der Ego-Shooter damals durch tolle Grafik und Animationen. Doch auch spielerisch wurde dank riesiger Level, die sowohl eine gute Waffenhand als auch Erkundungsdrang und Geschicklichkeit verlangten, einiges geboten. Das ist nun über zwei Jahrzehnte her, und natürlich muss Indianer Turok erst einmal beweisen, ob seine Dino-Jagd auch heute noch Spaß macht.
Die Mischung macht's
Die Entwickler haben bei „Turok” viel Wert darauf gelegt, dass in den acht teils riesigen Leveln, die sich sowohl optisch als auch in ihrer Struktur deutlich unterscheiden, keine Eintönigkeit aufkommt. Man rennt nie von Gefecht zu Gefecht, sondern muss dazwischen auch seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Die Sprungpassagen funktionieren trotz Ego-Perspektive sehr gut, so dass ein Sturz stets der eigenen Hektik zuzuschreiben ist. Und wer die Nase voll hat von den linearen Wegen vieler aktueller Shooter wird sich sehr darüber freuen, dass man seiner Umgebung viel Beachtung schenken sollte, wenn man keine Abzweigung verpassen will. Dies kann ein Höhleneingang unter Wasser sein oder knapp über eine Klippe ragende Palmenblätter, die eine tieferliegende Plattform andeuten. Und manchmal hilft hier auch die Karte, die sich als bunte Linien über das normale Spielgeschehen legt. Ein wenig ärgerlich gestaltet sich aber die Suche nach den Schlüsseln, die man für den Weg in weitere Level braucht. Sollte man einen verpassen, hat man manchmal mehr Fußweg erneut vor sich, als dem Spielspaß dienlich ist. Zwar lassen sich die meisten von ihnen mit vernünftiger Wege-Planung im ersten Durchgang eines Levels finden, bevor man am Ende vor dem Portal zurück zum Hub steht, aber eben nicht alle.

Wehrhaft
Etwas, was man auch heute noch in Shootern vermisst, sind originelle Waffen. In dem Bereich muss man sich bei „Turok” keine Sorgen machen. Vom Bogen mit Explosiv-Pfeilen über unterschiedlich funktionierende Laser-Waffen bis hin zu einer kleinen Atom-Explosion wird genug geboten, um sich gegen die Widersacher zu Wehr zu setzen. Bis zum Finale muss man sich hier stets auf neue Arten einstellen, für die man unterschiedliche Taktiken und Waffen nutzen sollte. Das macht sowohl große Schlachten im offenen Gelände als auch Aufeinandertreffen in engen Bereichen sowohl zur Herausforderung als auch zum Spaß-Garant.
Alt und neu
Lob hat das Spiel auch dafür verdient, dass sowohl ein fast ausgestorbenes Gut der Videospiel-Welt beibehalten als auch ein heutzutage fast-schon-Standard implementiert wurde. Die Cheats von damals funktionieren noch, so dass man unsterblich ist, von Anfang an alle Waffen hat oder durch die Level fliegen kann. Doch die Nutzung eines Cheats sperrt dann leider die Freischaltung des modernen Features. Wer gerne Achievements sammelt, kann dies nur durch seine eigenen Fähigkeiten erreichen. Was man dagegen leider vergessen hat, ist eine moderne Speicherfunktion. Die in den Leveln verteilten Speicherpunkte sind teils arg weit auseinander, was auch für die Rücksetzpunkte gilt. Ein kleines Schmankerl für Switch-Besitzer ist aber auf jeden Fall die optionale Bewegungssteuerung. Die Empfindlichkeit lässt sich nach eigenem Bedarf einstellen, so dass man sowohl im Handheld-Modus als auch im TV deutlich genauer zielen kann als nur mit dem Joystick.

Ungeschnitten
Wer das Spiel nur vom Nintendo 64 kennt, wird sich vielleicht aufgrund der Gegner ein wenig wundern. Haben wir in Deutschland auf humanoide Roboter geschossen, durfte sich der Rest der Welt gegen echte Menschen zur Wehr setzen. Doch da die USK allgemein etwas lockerer geworden ist, hat man sich offensichtlich dazu entschlossen, dieses Mal keine Änderungen im Vergleich zur internationalen Fassung vorzunehmen, Blut und teils fiese Sterbe-Animationen inklusive. Letztere sind dann aber manchmal auch unfreiwillig komisch. Beim Einsatz einer automatischen Schrotflinte mit Explosivmunition erwartet man eine deutliche physikalische Auswirkung auf den Getroffenen. Wenn sich dieser aber nur dramatisch die Halsschlagader hält, passt da etwas nicht zusammen. In den meisten Fällen werden die Gegner zwar schön durch die Luft geschleudert, aber diese Ausfälle fallen dann umso deutlich auf. Was ebenfalls nicht ganz passt und wahrscheinlich auf die damalige Technik zurückzuführen ist, ist der Explosionsradius wenn der entsprechende Einschlag knapp neben dem Gegner erfolgt. Mal wird dieser erfasst, mal eben nicht. Wir hier eine Logik erkennt, möge Sie uns bitte mitteilen.
Überarbeitet
Glücklicherweise wurde das Spiel nicht in dem damaligen technischen Zustand belassen. Die deutlich höhere Auflösung liefert ein um Welten klareres Bild, bringt jedoch auch Nachteile mit sich. Die verwaschenen Texturen und knappen Polygonzahlen werden so ein wenig deutlicher. In Bereichen wie Lichteffekte und Reflektionen wurde auch geschraubt, auch wenn keine heutigen Standards erreicht werden. Immerhin wurde der Nebel ein gutes Stück weiter nach hinten geschoben, so dass die Navigation in den Leveln viel leichter von statten geht. Auf diese Weise verrät sich aber auch manch ein Gegner etwas zu früh, weshalb Puristen sogar den Nebel auf Nintendo 64-Niveau stellen dürfen. Wofür man leider keinen Menüpunkt hat, um zwischen Original und heutigem Standard zu wählen, ist die Bildrate. Wer ein wenig zu viel die Laserwummen sprechen lässt, kann sich die dazugehörigen Effekte dank weniger Bildern pro Sekunde in Ruhe ansehen.
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