Nintendo Switch bleibt eine Oase für Mehrspieler-Titel. Deshalb verspricht Unruly Heroes“ nicht nur ein bildschönes Abenteuer für bis zu vier Spieler, sondern auch eine simple Steuerung für unterhaltsame Kämpfe, während man mit den diversen Helden durch die Level springt. Doch ist das Innere auch so schön wie das Äußere?

Wie aus einem Guss
Sprechen wir direkt den Elefanten im Raum an: Das Spiel sieht kriminell gut aus. Die einzelnen Level bieten dermaßen viele wunderschön gezeichnete Details, dass man gar nicht blinzeln möchte, um bloß nichts zu verpassen. Das spiegelt sich auch in den Charakterdesigns wieder, die schlichtweg beeindruckend sind. Dazu gehören auch die butterweichen Animationen, die mit so viel Fantasie gestaltet wurden, dass die Helden ohne zu reden eine eigene Persönlichkeit entwickeln. Egal, ob sich der Schweinemann aufbläht oder ein weiterer Held sein Schwert schwingt, die optische Präsentation gehört zum Besten, das das Genre zu bieten hat – kein Wunder, denn viele Mitarbeiter von Magic Design Studios haben vorher an den neuesten „Rayman“-Spielen gearbeitet.
Jump'n'Think
Das Spiel selbst ist in erster Linie ein Plattformer. Deshalb springt man durch die sehr unterschiedlichen Level und löst gelegentlich Rätsel, die nie allzu sehr fordern. Besonders wird der Ablauf durch die vier Helden, die alle mit eigenen Fähigkeiten aufwarten. Einer kann zum Beispiel einen Doppelsprung vollführen, andere schweben durch die Luft. Immer wieder muss der Spieler zu einem bestimmten Helden wechseln, um seine Fähigkeiten zu nutzen, was per Knopfdruck schnell geschieht. Die Charaktere steuern sich auch sehr unterschiedlich und fühlen sich somit nicht austauschbar, sondern wie wichtige Bestandteile des Teams an.
Die Level selbst sind sehr abwechslungsreich gestaltet und in regelmäßigen Abständen werden neue Ideen eingeworfen, die die Spieler vor unterschiedliche Herausforderungen stellen. Dadurch wird das Abenteuer bis zum Ende niemals langweilig oder eintönig, denn die Macher wissen genau, wann neue Fähigkeiten eingeführt werden müssen, damit die Spieler durchweg unterhalten werden. Auch die Rätsel sind sehr kreativ gestaltet, und obwohl die Lösung meist sehr offensichtlich ist, fügen sie sich wunderbar in den Spielfluss ein. Selbst die vielen Münzen, die in jedem Level verteilt sind, tragen dazu bei, dass es keinen Leerlauf gibt und der Spieler immer etwas zu tun hat. Nach zehn Stunden ist das Ende erreicht und man wünscht sich sehnlichst mehr Level – sei es durch DLC oder einen Nachfolger.

Kloppen!
Das Spiel bietet ein simples und zugleich überraschend komplexes Kampfsystem. Es gibt nämlich nur einen normalen Angriff, der sich aneinanderreihen lässt, sowie einen Knopf für den Fernkampf. Die gehaltene Richtungstaste sowie die Tatsache, ob man sich am Boden oder in der Luft befindet, verursachen allerdings unterschiedliche Angriffsmöglichkeiten, und ein aufladbarer Spezialangriff sowie eine Ausweichrolle runden das Paket ab. Anfangs mögen sich die Kämpfe noch etwas schwerfällig anfühlen, doch im weiteren Spielverlauf entpuppen sich die Begegnungen mit den Feinden als Highlights. Die Angriffe lassen sich präzise ausführen und die Kämpfe erfordern Aufmerksamkeit, so dass sinnloses Draufloshauen nicht immer Erfolg verspricht. Zudem steuern sich alle Helden unterschiedlich, weshalb eine gelungene Abwechslung ermöglicht wird. Einzig nervig ist die Tatsache, dass im Chaos nicht immer ersichtlich ist, wann ein Gegner einen Angriff vorbereitet.
Die Bosse, auf die der Spieler regelmäßig am Ende der Level trifft, beweisen die Feinheiten des Kampfsystems. Draufloskloppen funktioniert nicht, stattdessen müssen die Ausweichrollen ebenso gut getimed werden wie die Spezialangriffe. Leider stellen die meisten dieser Abschlusskämpfe keine große Herausforderung dar, dennoch gibt es immer wieder Gegner, deren Angriffsmuster überraschen und die deshalb nicht unbedingt beim ersten Versuch erledigt werden können. Ganz abgesehen davon sind die Designs derart schön, dass sich jeder Spieler darauf freut zu sehen, was sich die Macher für den nächsten Kampf ausgedacht haben.
Kontrolliertes Kamera-Chaos
„Unruly Heroes“ ist bereits für Solisten ein starkes Spiel, wer bis zu drei Freunde parat hat, wird allerdings eine weitere Facette genießen dürfen. Der leider nur lokal verfügbare Mehrspieler-Modus wird überraschenderweise nie chaotisch und die Spieler müssen zusammenarbeiten, um es heile aus jedem Level zu schaffen. Gemeinsam zu kämpfen, die Fähigkeiten der Helden zu kombinieren und sich über das Friendly Fire zu ärgern ist dermaßen unterhaltsam, dass viele das Abenteuer mit Freunden dem Trip für Einzelspieler bevorzugen werden. Es gibt zwar einen PvP-Modus, dieser ist allerdings wenig unterhaltsam, da das Kampfsystem kooperativ gegen Bosse oder Gegnerhorden besser funktioniert als gegen andere Helden.
Leider ist hier die Kamera ein erhebliches Problem. Diese folgt stets nur einem Spieler und somit kann es durchaus passieren, dass Freunde nicht mehr sehen können, wohin sie springen. Dadurch spricht man sich zwar besser ab, in hektischen Situationen wird es allerdings schwierig für alle Spieler, das Ziel zusammen zu erreichen. Zudem muss man sich bewusst sein, dass der Titel auch alleine gespielt werden kann – was bedeutet, dass es keine Rätsel oder Herausforderungen gibt, die wirkliche Kooperation erfordern, abseits der Tatsache, dass ein Spieler nicht mehr jede Fähigkeit durch den Heldenwechsel nutzen kann.

Irgendwo nach Westen
Die bildhübsche Fassade wird durch einen guten Soundtrack untermalt, der zwar nicht in derselben Liga spiel wie ähnliche Titel, dafür aber die magische Reise gut untermalt. Leider wird das fantastische Gegner-Design nicht für eine ebenso fantastische Geschichte genutzt - dabei basiert die Handlung auf dem legendären Werk „Die Reise nach Westen“. Noch schlimmer: Die Helden unterhalten sich nie und obwohl sie so expressiv sind, bleiben sie, zumindest was die Handlung angeht, sehr flach. Die vertonten Monologe einiger NPCs sind ebenfalls nicht die Stärke des Spiels und wenig überzeugend, weil die Sprecher meist entweder zu viel oder zu wenig Energie in die Synchronisation gesteckt haben. Das lässt sich glücklicherweise verzeihen, mit einer entsprechend interessanten Handlung hätte der Titel aber um die Genre-Krone kämpfen können.
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