Ubisoft hat in den vergangenen Monaten viele Spiele auf Nintendo Switch portiert, die bereits seit längerer Zeit für andere Plattformen erhältlich sind. Der nächste Titel auf der Liste heißt Valiant Hearts: The Great War“, das 2014 Spieler dank seiner emotionalen Geschichte sowie der wunderschönen Präsentation zu Tränen rührte. Ob das auch noch heute möglich ist, verraten wir im Test.

Kein Krieg ist großartig
Ubisoft beschreibt das Spiel als animiertes Graphic-Novel-Abenteuer, und das ist bereits auf den ersten Blick ersichtlich. Keiner der Charaktere spricht abseits des Erzählers zwischen den Kapiteln, denn die Animationen und Geräusche sagen mehr aus als jedes Wort. Die Handlung findet natürlich im Ersten Weltkrieg statt, während der Spieler mehrere Charaktere steuert, die allesamt eigene Gründe haben, in den Krieg zu ziehen. Dabei werden beide Seiten dargestellt, insbesondere in Form von Hans, einem deutschen Soldaten, der seine Familie verlassen muss, und seinem französischen Schwiegervater, der eigentlich viel zu alt für den Krieg ist. Manchmal kreuzen sich die Wege der tragischen Helden, es geht allerdings weniger um den Krieg an sich, sondern um die Auswirkungen auf die Menschen. Es ist schier beeindruckend, wie ausdrucksstark die Charaktere sind, während man mit ihnen bis zum Finale, bei dem kein Auge trocken bleiben wird, mitfiebert und leidet.
Überraschenderweise gibt es auch lustige Momente. Sei es der trottelige General, dem es nur um den Sieg geht, oder eine frühe Sequenz in einem Auto, die mit pompöser Musik untermalt wird. Diese Momente sind auch dringend notwendig, denn trotz des bunten Stils schreckt das Spiel nicht davor zurück, die Grausamkeit in einer nicht allzu brutalen, dafür nicht weniger erschreckenden Art zu zeigen. Spätestens, wenn man sich hinter Leichenbergen verstecken muss wird deutlich, dass es den Machern perfekt gelungen ist, die furchtbaren Ereignisse mit wenigen Mitteln zur Schau zu Stellen. In „Valiant Hearts: The Great War“ gibt es nur wenige Momente, in denen man von „Gut gegen Böse“ sprechen kann, denn Leid, Trauer und Tod gab es auf beiden Seiten.
Genüssliche Rätsel
Das Spiel ist nicht nur ein narratives Erlebnis, sondern auch ein Adventure voller Rätsel. Mal muss Dynamit befestigt werden, mal muss man sich tarnen oder Geräte in Gang setzen. Die Aufgaben sind nie wirklich kniffelig und halten nur dann auf, wenn man nicht direkt weiß, was man überhaupt tun muss. Die Überwältigung der Hindernisse bleibt glücklicherweise abwechslungsreich und verkörpert die Handlung ebenso gut. Alles, was man tun muss, passt zum Geschehen und fühlt sich nie zu aufgesetzt an, nur um dem Spieler mehr Inhalte aufzudrücken. Nach etwas über sechs Stunden ist das Ende dann erreicht, was auch gut so ist. Das Finale kommt genau zu dem Zeitpunkt, in dem man sich etwas mehr Abwechslung im Ablauf wünschen würde.
Wer noch nicht genug hat, darf Sammelgegenstände einsammeln und mehr über den Krieg anhand von kurzen Texten erfahren, die die historischen Ereignisse in den Mittelpunkt stellen. Das Spektakel gibt es in den Action-Sequenzen, in denen man schießen oder weglaufen muss. Das ist spielerisch nicht fordernd, sieht aber gut aus und erhöht das ansonsten gemächliche Tempo in bestimmten Momenten. Etwas weniger gelungen sind die Schleichpassagen, die nie schwierig sind, dafür die Anspannung zeigen, die Soldaten im Krieg ständig spüren. Bereits nach dem ersten Mal hindern sie aber das Spieltempo, denn eine Herausforderung gibt es in den Passagen nicht.

Lebendige Graphic-Novel
Der optische Stil ist eine Wucht. Die gezeichneten Hintergründe sehen auch heute noch dank UbiArt erstklassig aus, während die Animationen der Welt Leben einhauchen. Insbesondere die Charaktere profitieren davon, doch die unterschiedlichen Kulissen vermitteln ebenfalls Persönlichkeit. Sei es eine recht unberührte Stadt, eine dunkle Fabrik oder ein Ort, der durch Giftgas zur Todesfalle wird. Die Handlungsorte decken zahlreiche Situationen ab, auf die sich die Soldaten ständig gefasst machen mussten.
Abgerundet wird das Erlebnis durch einen wunderbaren Soundtrack. Dieser vermittelt über seine höchst emotionalen Töne das Leid der Charaktere noch intensiver, und mit Kopfhörern werden die Klänge zu tragischen Ohrwürmern, die man am liebsten aufgrund ihrer Sentimentalität vergessen würde. Die Präsentation ist erstklassig und hat in den Jahren nichts von ihrem Charme verloren.
Nintendo Debüt
Man kann es gar nicht genug betonen: „Valiant Hearts“ sieht auf Nintendo Switch großartig aus. Während man am TV die gewohnte Qualität erhält, sieht das Spiel im portablen Modus ebenfalls erstklassig aus. Alle Details sind gestochen scharf, und die Ladezeiten existieren praktisch nicht. Dann stehen einem sogar zusätzliche Steuerungsoptionen über den Touchscreen zur Verfügung, zwischen denen man frei hin- und herwechseln kann. Zugegeben, mit den Joy-Con spielt es sich angenehmer, in einigen Situationen ist es jedoch schlichtweg einfacher, auf den Bildschirm zu tippen. Neben vielen Artworks gibt es sogar noch den Comic „Dogs of War“, den man angenehm dank automatischem Zoom auf der Konsole lesen kann. Das funktioniert ebenfalls erstklassig, sowohl über die Knöpfe, als auch über den Touchscreen. Eine besser Umsetzung hätte sich niemand für die erste Veröffentlichung des Spieles auf einer Nintendo-Konsole wünschen können.
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