Blue Isle Studios ist den meisten wohl durch Slender: The Arrival“ bekannt. Das ist sehr schade, denn das viel bessere „Valley“ ging seinerzeit etwas unter, obwohl es bei Spielern und Kritikern gut ankam. Nun hat das Spiel auf Nintendo Switch eine zweite Chance, auf sich Aufmerksam zu machen. Ob das durch eine gelungene Portierung ermöglicht wird, verraten wir im Test.

Das Tal der Wunder
Die Geschichte von „Valley“ wird hauptsächlich durch Audio-Logs erzählt. Der Protagonist, wahlweise männlich oder weiblich, ist auf der Suche nach einem Artefakt, das die Macht besitzt, die Welt für immer zu verändern. Es soll die Grundlage für zahlreiche Mythen wie Ragnarök oder die Apokalypse darstellen, doch schon zu Beginn findet sich der Held unverhofft in einem Tal wieder, dessen magische Elemente schnell ersichtlich werden. Anhand der Audio-Logs erfährt der Spieler, dass zuvor das amerikanische Militär schon im Valley war und sogenannte L.E.A.F. Anzüge getestet hat. Wieso davon nichts bekannt ist, wird im Laufe des Abenteuers geklärt.
Die Handlung ist überraschend interessant und saugt den Spieler durch die sehr guten Sprecher regelrecht ein. Dabei wird nie zu ausufernd erzählt, der Fokus bleibt stets auf dem Mysterium der Kulisse gerichtet. Doch nicht nur die Erzähler, auch die Welt selbst erzählt eine Geschichte, durch Überbleibsel früherer Besucher oder auch Ruinen. Es bleibt bis zum Finale spannend herauszufinden, was es mit den zahlreichen Geheimnissen auf sich hat.
Da staunt selbst der Igel
Das klingt ein wenig nach Walking Simulator, in den ersten Minuten könnte man dies auch vermuten. Aus der Ego-Perspektive heraus erkundet der Spieler die Welt und findet schnell selbst einen L.E.A.F. Anzug, der ihn beinahe zum Superhelden macht. Damit kann der Protagonist nämlich schneller laufen und extrem weit springen, weshalb sich das wahre Genre als Plattformer entpuppt. Es ist unfassbar befriedigend, das Tal hinunterzulaufen, Geschwindigkeit zu gewinnen und anschließend so weit zu springen, dass man das Gefühl hat, man würde fliegen. Genau so müsste sich ein „Sonic The Hedgehog“ aus der Ego-Perspektive anfühlen.
Glücklicherweise bleibt es nicht bei den wenigen Mechaniken. Der Spieler findet regelmäßig neue Aufsätze für den Anzug, um zum Beispiel per Doppelsprung höhere Orte zu erreichen. Besonders stark ist zudem der Greifhaken, dessen Schwung das Tempo sogar erhöht. Zwar dauert es nur ungefähr vier Stunden bis das Finale erreicht wird, bis dahin gibt es allerdings immer wieder neue Fähigkeiten, sodass der Titel durchweg abwechslungsreich bleibt.

Fantastische Welt
Die zweite Macht des Anzugs ist noch viel beeindruckender, per Knopfdruck kann der Spieler nämlich toten Lebewesen, seien es Tiere oder Bäume, Leben einhauchen. Nichts ist schöner als zu sehen, wie ein totes Gebiet wieder erblüht und ein Reh aufsteht und weghoppelt. Das und so gut wie jede weitere Fähigkeit des Anzuges verbraucht Energie. Der Spieler kann sie durch Kugel aufladen, manchmal sind allerdings keine in der Umgebung, weswegen die Kehrseite in den Fokus rückt: Per Knopfdruck lässt sich auch das Leben aus Objekten aufsaugen. Das wird manchmal sogar für Rätsel verwendet, es ist allerdings nie leicht, der Umwelt zu schaden, nur weil man unbedingt voranschreiten muss.
Die Rätsel sowie Geschicklichkeitspassagen bleiben stets abwechslungsreich und die wunderbaren Mechaniken sorgen eher dafür, dass man traurig ist, sobald die Reise ihr Ende findet. Die Verbundenheit der Welt mit den Spielmechaniken wurde nämlich selten so gut umgesetzt, wie in „Valley“. Der Protagonist verfügt zudem gar nicht selbst über eine Lebensanzeige, sondern wird stets wiederbelebt, sollte er in den Abgrund stürzen. Das allerdings entzieht dem Tal Leben, sodass wieder die Fähigkeit genutzt werden muss, um den entsprechenden Balken zu füllen. Passiert das zu oft, stirbt das Tal und somit kann auch der Held nicht wiederbelebt werden. Dieses Wechselspiel ist nicht nur optisch toll umgesetzt, sondern lässt einen deutlich vorsichtiger agieren.
Öde Kämpfe
Der Schwierigkeitsgrad ist recht angenehm und große Herausforderungen gibt es keine. Dennoch erkundet man gern die offenen Areale, springt durch enge Passagen und versucht, die angenehmen Rätsel zu lösen. Nicht gelungen sind hingegen die Kämpfe, die zwar selten vorkommen, dafür aber langweiliger kaum sein könnten. Sie stören den Spielfluss enorm und da der Spieler lediglich Lebenskraft verschießen muss, gibt es im Gegensatz zu allen anderen Aspekten keine Besonderheiten. Diese Passagen wirken aufgesetzt und „Valley“ wäre ohne sie ein besseres Spiel.

Akzeptables Downgrade
Im Vergleich zur Konkurrenz ist die Nintendo Switch-Version ein deutliches Downgrade. Die Texturen sind matschiger, das Pop-In stört in den offenen Flächen gewaltig und die Bildrate hat regelmäßig Aussetzer, die den flüssigen Ablauf stören. Dank des gelungenen Art Styles und der Detailverliebtheit sieht „Valley“ auf Nintendos Konsole aber keineswegs schlecht aus. Ganz im Gegenteil, der Titel holt viel aus der Konsole raus und weiß durch schöne Effekte zu überzeugen. Wer sich einmal daran gewöhnt hat, wird sich schnell mit den Einschränkungen abfinden. Problematischer sind schon die langen Ladezeiten sowie die leichte Verzögerung in Sachen Steuerung.
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