Wasteland“ war seinerzeit ein von Fans geliebter Hit, der nicht nur als Vorbild von „Fallout“ gilt, sondern auch viele Jahre später dank Kickstarter einen Nachfolger erhielt. Eine verbesserte Fassung erschien später für Konsolen und nun darf sich auch Nintendo Switch über „Wasteland 2: Director’s Cut“ freuen. Ob das klassische Rollenspiel auch heute noch das Gefühl der guten alten Zeit hervorbringt, haben wir für euch herausgefunden.

In einem Land nach unserer Zeit
Die Handlung ist ein wichtiger Aspekt von „Wasteland 2“, weshalb der Spieler viel Zeit damit verbringen wird, Textboxen zu lesen, sich mit Charakteren zu unterhalten und Entscheidungen zu treffen. Der Spieler steuert eine Gruppe von Desert Rangers, deren Ziel es ist, Ordnung in die postapokalyptische Welt zu bringen. Die ist auch 15 Jahre nach dem Ende des Vorgängers noch im Chaos versunken und wird von Gangs sowie Kannibalen bewohnt. Bereits zum Start wird ein Mitglied der Gruppe umgebracht und über mehrere Stunden gibt es immer mehr Hinweise darüber, wer gegen die Ranger arbeitet. Das ist nur die Grundsituation, denn jede Quest wirkt sich auf die Ereignisse in der Welt aus.
Geschichten aus dem Ödland
Die Welt ist brutal und der Spieler wird ständig vor diverse Wahlen gestellt. Besonders dramatische Beispiele sind Punkte, an denen man zwei oder mehrere Missionen gleichzeitig angehen soll. Als Spieler kann man zwar eine absolvieren, möglicherweise wird in der Zeit aber eine Gruppe getötet, die man hätte retten können, wenn man eine andere Aufgabe zuerst angegangen wäre. In dem Fall hätte es aber wieder Nachteile gegeben, denn das Spiel bietet keine einfach guten oder bösen Entscheidungen. Jede Wahl hat positive und negative Effekte und es ist genau dieses Abenteuer, das das Herz des Spieles darstellt.
Zudem sind die Charaktere, die man im Laufe des Spiels trifft, sehr gut geschrieben. Die Persönlichkeiten sind vielschichtig und die verbundenen Geschichten durchweg interessant und mitunter auch wendungsreich. Rollenspielfans werden ständig motiviert, die gesamte Welt zu erkunden und alle Facetten zu erleben, sodass die Haupthandlung manchmal in den Hintergrund gerät. Glücklicherweise bleibt auch diese unterhaltsam und wer nicht lesefaul ist, wird noch nach vielen Stunden gefesselt bleiben. Zwar wurde für den „Director's Cut“ mehr vertont, dennoch bei weitem nicht alles.

Starke Truppe
Während Genreneulinge mit einem vorgefertigten Team starten können, darf der Spieler auch ein eigenes Team erstellen. Die Möglichkeiten, Charakterwerte anzupassen und Skills auszuwählen, erinnert an die damaligen Zeiten und ist sowohl klassisch als auch tiefgreifend. Besonders die Fähigkeiten sind interessant, denn deren Anzahl ist groß, jedoch kann man nicht viele davon für seine Truppe gleichzeitig nutzen. Auch sollten die Charakterwerte entsprechend angepasst werden, um den größten Effekt herauszuholen. Die Eigenschaften sind manchmal sogar unterhaltsam und der Spieler wächst mit den Charakteren. Zudem gibt es Perks, die besonders hilfreiche Boni mitbringen, oft aber auch Nachteile haben. Alleine seine Gruppe zu erstellen und im Verlauf der Reise anzupassen, ist sehr unterhaltsam, auch dank wahnsinnig vieler Details über die Hintergrundgeschichten der Charaktere.
Gelungene Kämpfe
Wenn man nicht mit der Handlung beschäftigt ist, geht es um die Kämpfe. Diese laufen rundenbasiert ab und der Spieler muss die Charaktere entsprechend positionieren und angreifen, ohne sich dabei in die Schussbahn der Feinde zu begeben. Alle Aktionen verbrauchen entsprechende Punkte, weshalb jeder Schritt geplant werden muss. Realistische Elemente wie Waffenaussetzer oder gravierende Statuseffekte bringen zudem Glückselemente mit, die grundlegenden Mechaniken stimmen also. Leider bleiben die Möglichkeiten in den Kämpfen begrenzt und insbesondere nach vielen Stunden ist offensichtlich, dass die Konkurrenz in den letzten Jahren hier eine bessere Leistung abgeliefert hat. Selbst der Spielstil verändert sich nicht und somit bleibt der Ablauf oft gleich, wenn nicht besondere Elemente auf dem Schlachtfeld sind.
Der Schwierigkeitsgrad bleibt dennoch sehr hoch und wer eine Situation falsch einschätzt, wird sich schnell mit toten Gruppenmitgliedern wiederfinden. Selbst auf der einfachsten Stufe ist „Wasteland 2“ kein einfaches Spiel und erfordert vom Spieler konstante Aufmerksamkeit. Während einige die überraschenden Angriffe als nervig empfinden werden, können andere darin eine besonders knifflige Herausforderung finden. Obwohl die Kämpfe unterhalten und den benötigten Stress einführen, können sie nicht mit den starken Rollenspielsystemen mithalten.

Die eigene Reise
Fast jede Quest lässt sich auf mehrere Arten lösen, basierend auf den Fähigkeiten, die die eigene Party erlernt. Dadurch ist alles von netten Gesprächen bis zu erbitterten Kämpfen möglich, um Aufgaben zu lösen oder Gegenstände zu ergattern. Jeder Spieler erlebt eine eigene Reise, denn wenn man keinen Charakter mit passender Fähigkeit hat, kann eine Quest komplett anders ablaufen und andere Aufgaben erscheinen erst gar nicht. Diese Einbindung in die tiefe Welt funktioniert wunderbar und lässt sogar einen zweiten Durchlauf attraktiv erscheinen. Das liegt auch am fantastischen Skript, das in seiner englischen Fassung nochmal deutlich besser ist als die solide deutsche Übersetzung. Auch nach vielen Stunden erreicht die Truppe in der zerstörten Welt Ortschaften, die man nicht erwartet und die einen regelrecht überwältigen. Hier wird die Garantie für eine fesselnde Welt ausgesprochen, denn genauere Details würden die Überraschungen vorwegnehmen.
Veraltet
Die spannendste Frage ist, ob das Spiel auch auf Nintendo Switch überzeugt, was nicht einfach zu beantworten ist. Die Steuerung funktioniert gut, aber insbesondere bei der feinen Navigation sowie der Menüführung muss man insbesondere mit den Joy-Con öfter kämpfen, um präzise zu steuern. Zudem war das Spiel optisch noch nie eine Granate, und auch auf Nintendo Switch sind einige Gegenden zugleich dank des Artdesigns beeindruckend und dank der Texturenqualität hässlich. Das Spiel läuft ansonsten solide und insbesondere im Handheldmodus ist die Grafik weitaus annehmbarer als auf dem großen TV. Dort sind auch die Texte viel zu klein geraten, was dank Handheldmodus nur begrenzt ein Problem ist. Ansonsten sieht man dem Spiel leider sein Alter sowie Budget an, doch blendet man die technischen Probleme aus, bleibt ein fantastisches Abenteuer zurück. Leider gibt es noch immer viele Bugs, und die Kameraführung ist öfter problematisch, als sie es sein dürfte.
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