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Yomawari: The Long Night Collection

von

Marco Lipke

Die Yomawari“-Spiele haben auf PlayStation bereits bewiesen, dass „weniger ist mehr“ im Horror-Genre eine mächtige Waffe werden kann. Auf den ersten Blick wirkt die Reihe nämlich fast niedlich, trotz der düsteren Kulisse. Bereits nach wenigen Minuten offenbart sich aber, wie grausam die Spiele sein können. Auf Nintendo Switch darf man nun beide Spiele in der „Yomawari: The Long Night Collection“ erleben und herausfinden, wieso das Spiel zu den Geheimtipps der Genre-Fans gehört.

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Reihenfolge

Nach dem Start darf der Spieler entscheiden, welches Spiel er starten möchte. An dieser Stelle wollen wir unbedingt empfehlen, die Veröffentlichungsreihenfolge zu beachten. Das liegt weniger an der Geschichte und vielmehr darin, dass der zweite Teil neue Elemente einführt und vorhandene erweitert, sodass einem etwas fehlen wird, wenn man zuerst mit dem Nachfolger beginnt.

Eine lange Nacht

„Yomawari: Night Alone“ startet mit einer schockierenden Szene, wegen der die namenlose Protagonistin alleine nach Hause geht. An dieser Stelle soll nichts vorweggenommen werden, allerdings wird bereits in der ersten Szene deutlich gemacht, was für einen düsteren, grausamen Ton das Spiel einschlägt. Kurzerhand macht sich die große Schwester der Heldin auf eine Suche, kehrt allerdings nicht zurück, weshalb das kleine Mädchen nun selbst losziehen muss, um sie zu suchen.

Es ist schwierig die Geschichte zusammenzufassen, denn es gibt nur wenige Dialoge und die kurzen Zwischensequenzen leben von ihren Überraschungen. Die Suche nach der Schwester bleibt bis zum Ende spannend und weiß mit einer Menge Liebe zum Detail zu überzeugen. Man ist oftmals geschockt, was für grausame, das Wort kann nicht oft genug verwendet werden, Sachen geschehen, und mit dem Finale krönt sich das Spiel selbst. Dennoch bleiben am Ende mehr Fragen offen als beantwortet werden, doch auch das gehört zum Erlebnis. Zudem werden Fans von japanischer Folklore zahlreiche Anspielungen finden, insbesondere in Bezug auf die Monster, die die Straßen heimsuchen.

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Wahrer Horror

Das Mädchen erkundet in den Kapiteln stets verschiedene Teile des relativ großen Dorfes. Zwar kann man viele Teile frei erkunden, das Spiel weist den Spieler aber stets in die richtige Richtung. Auf dem Weg zu den jeweiligen Zielen müssen manchmal kleine Rätsel gelöst werden, indem man Items aufsammelt und diese anschließend einsetzt, das ist aber nur ein kleiner Teil der Erfahrung. Die meiste Zeit verbringt der Spieler damit, mit der Taschenlampe Geister zu entdecken und vor diesen wegzulaufen. Das Design ist stets grotesk, es ist aber wichtig, das Verhalten zu beobachten und im richtigen Moment wegzulaufen. Das ist nicht so einfach, denn je näher ein Geist ist, desto panischer wird die Protagonistin und ihre Ausdauer leert sich viel schneller. Da es keine Waffen gibt, kann sie nur weglaufen oder sich verstecken, weshalb es also wichtig ist, zu lernen, wie man den Wesen entkommt.

Die Geister sind auch ein wichtiger Grund, wieso „Night Alone“ so gruselig ist. Sie tauchen manchmal aus dem Nichts auf, verursachen fiese Jumpscares und machen den Spieler panisch. Gepaart mit der unglaublichen Atmosphäre, die durch die düsteren, gezeichneten Ortschaften sowie die Lichteffekte erzeugt wird, ist Gänsehaut angesagt. Obwohl das Spiel so unscheinbar ist, sorgt es dafür, dass man sich regelmäßig erschreckt, zumindest eine gewisse Zeit lang. Gegen Ende wiederholt sich der Ablauf, allerdings werden die Geister schneller und deren Anzahl größer. Deshalb stirbt man auch häufiger, was dank des Checkpoint-Systems nicht allzu dramatisch ist. Viel Spaß macht es dennoch nicht, gegen Ende 15-mal den Todesbildschirm zu sehen, nur weil extrem viel Geschicklichkeit gefragt ist. Der tolle Grafikstil sorgt zudem dafür, dass nicht immer ersichtlich ist, ob eine Lücke groß genug für eine Flucht ist. Zuletzt benötigt man für Speicherpunkte Münzen, von denen es fast schon zu viele gibt, sodass hier keine zusätzliche Spannung entsteht.

Nach dem Ende ist vor dem Sammeln

Obwohl die Handlung nach wenigen Stunden zu Ende ist, werden diejenigen belohnt, die ausführlich erkunden. Es gibt einen ganzen Haufen an optionalen Gegenständen, die weitere Hinweise zu den Hintergründen der Welt geben. Nach dem Finale ist es sogar möglich, das Dorf ohne klares Ziel zu erkunden und somit alles zu finden, was man während der Handlung verpasst hat. Durch ein Fragezeichen, das immer dann eingeblendet wird, wenn sich Objekte in der Nähe befinden, verpasst man eigentlich kein Item, wenn man aufmerksam erkundet. Ärgerlich ist nur, dass man sehr nah am Objekt sein muss, um es aufzunehmen, was in Verfolgungsjagden stressig werden kann. Zumindest behält man alle Gegenstände auch nach dem Tod, sodass die Suche deutlich leichter wird.

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Eine neue Suche

Die Fortsetzung „Yomawari: Midnight Shadow“ beginnt sogar noch schockierender als „Night Alone“ und spielt gleichzeitig in der ersten Szene gekonnt mit den Erwartungen des Spielers. Diesmal steuert man die beiden Freundinnen Yui und Haru, die nach einem Feuerwerk getrennt werden. Anschließend spielt man die Charaktere abwechselnd in verschiedenen Abschnitten und findet heraus, was sich hinter dem Schicksal der beiden verbirgt. Ein weiteres Mal gibt es mehr kryptische Hinweise als klare Antworten, dafür ist die Geschichte allgemein noch spannender. Es gibt mehr Ereignisse, die noch kreativer in das Spiel eingebunden werden, als im ersten Teil. Zudem wird durch die wechselnde Perspektive noch mehr Spannung erzeugt und man möchte unbedingt wissen, was überhaupt geschehen ist, insbesondere im Bezug zur Eröffnungssequenz, die dank optionalen Notizen deutlich komplexer wird, als zuerst gedacht.

Bekannter Horror

Spielerisch ändert sich kaum etwas im Vergleich zum Vorgänger, das ist allerdings nicht weiter schlimm. Die neuen Kulissen sind ebenso verzwickt und warten mit zahlreichen Überraschungen auf. Neu sind hingegen mehrere Boss-Kämpfe, die sehr klassisch ablaufen und mehr durch das Design der Kreaturen überzeugen, als durch Horror. Glücklicherweise gibt es zahlreiche neue Geister, die noch kreativer gestaltet wurden, als in „Night Alone“, und einige neue Interaktionsmöglichkeiten sorgen für zusätzliche Anspannung. Das ändert aber nichts daran, dass „Midnight Shadow“ nur mehr vom selben ist, wenn auch mit etwas mehr Feinschliff.

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Weniger ist mehr

Die Macher empfehlen, „Yomawari“ mit Kopfhörern zu spielen, und das ist auch sehr sinnvoll. Eine musikalische Untermalung fehlt fast komplett, dafür kann die Geräuschkulisse nicht genug gelobt werden. Selbst das Rascheln der Büsche verursacht zitternde Spieler, während die Jumpscares noch effektiver werden. Diese Akzente im Minimalismus erzeugen zusammen mit der Optik eine beeindruckende Atmosphäre. Das hat auch einen spielerischen Sinn, denn der Herzschlag der Protagonisten wird immer schneller und lauter, je näher Gefahren sind. Zwar sieht das Spiel am TV manchmal verwaschen aus, wer im Handheld-Modus spielt, dürfte aber wunschlos glücklich werden.

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Unsere Wertung

0/10

Fazit

Yomawari: The Long Night Collection“ ist gruselig, grausam und nervenaufreibend. Genau das sollen die beiden enthaltenen Spiele auch sein, denn die mysteriöse Welt voller gefährlicher Geister und Monster verursacht mehr Gänsehaut, als man nach dem Sichten einiger Bilder erahnen kann. Das Spiel lebt von seiner Atmosphäre und der Welt, die zahlreiche Überraschungen bereithält. Deshalb lassen sich auch einige der Kritikpunkte wie das gegen Ende frustrierende „Trial & Error“ verzeihen. Der minimalistische Stil entfaltet seine große Wirkung weshalb wir uns wünschen, dass „Yomawari“ mehr wird als nur ein Geheimtipp.