Nintendo hat sich acht Jahre Zeit für die Entwicklung der Nintendo Switch 2 genommen. Angesichts des immensen Erfolgs der ersten Nintendo Switch hat die Nintendo Switch 2 große Fußstapfen zu füllen. In acht Jahren Nintendo Switch traten zudem einige Schwächen zutage, die es zu beheben galt. Vielleicht deshalb fühlt sich die Nintendo Switch 2 – untypisch für Nintendo – eher wie eine Iteration als eine Innovation an.

Switch, wie bist du groß geworden
Nimmt man die Nintendo Switch 2 zum ersten Mal in die Hand, fällt sofort der größere Bildschirm auf. Dieser misst 7,9 Zoll in der Diagonale. Zum Vergleich: Der Bildschirm der originalen Nintendo Switch von 2017 misst 6,2 Zoll. Die Nintendo Switch OLED liegt bei 7 Zoll, das Steam Deck OLED von Valve als Konkurrent im Handheld-Markt bringt es auf 7,4 Zoll.
Trotz ihrer Größe wirkt die Nintendo Switch 2 nicht klobig. Das liegt daran, dass sie immer noch genauso schmal ist wie ihr Vorgänger. In die Hosentasche passt sie zwar nicht, aber durch den schmalen Formfaktor ist sie einfacher zu transportieren als ein Steam Deck.
Pralle Farben, auch ohne OLED
Im Vorfeld der Nintendo Switch 2-Ankündigung hatte ich großmündig behauptet, dass ich nach der Switch OLED nie wieder zu einem LCD-Bildschirm zurückkehren würde. Hier muss ich mich korrigieren, denn der Bildschirm der Switch 2 ist der OLED-Variante ebenbürtig. Dank 1080p-Auflösung ist das Bild gestochen scharf. Die Bildschirmhelligkeit sorgt für pralle Farben, die durch HDR-Unterstützung voll zur Geltung kommen. Mit bis zu 120 Hz Bildwiederholrate ist außerdem eine flüssige Spielwiedergabe gewährleistet, sofern diese von den Spielen unterstützt wird.

Mehr Grip
Der größere Bildschirm führt zu einem höheren Gesamtgewicht der Nintendo Switch 2. Das zusätzliche Gewicht verleiht der Konsole ein wertigeres Gefühl. Die Plastikflächen sind matt und fühlen sich angenehm in den Händen an. Aufgrund der Größe der Konsole sind die Joy-Con ebenfalls gewachsen. Dadurch ist Platz für größere Analogsticks, die dank nach innen gewölbter Gummierung jetzt griffiger sind. Sämtliche Buttons und Tasten sind ebenfalls größer. Gerade Menschen mit größeren Händen werden das zu schätzen wissen. Die Druckpunkte der digitalen Schultertasten haben sich nicht verändert und können nach wie vor gewöhnungsbedürftig sein, wenn man analoge Schultertasten wie bei Xbox und PlayStation gewöhnt ist. Immerhin ragen die Schultertasten etwas weiter hervor, wodurch die gesamte Konsole besser in den Händen liegt.
Yeah B*tch, Magnets!“
Mit dem neuen Magnetmechanismus können die Joy-Con der Nintendo Switch 2 deutlich stabiler angebracht und abgenommen werden. Die angesteckten Controller sitzen fest an der Konsole und wackeln praktisch nicht mehr. Bei der ersten Switch verrutschten sie mitunter, was in hektischen Spielsituationen stören konnte. Jetzt hingegen wirken sie wie ein fester Bestandteil der Konsole – kein Knarzen mehr, kein Spiel, kein Störfaktor. Über einen kleinen Knopf an der Rückseite lässt sich die Verriegelung lösen und die Joy-Con lassen sich problemlos abziehen.
Wie langlebig der neue Mechanismus tatsächlich ist, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Im Alltag überzeugt er jedoch bereits: Auch bei Zubehör wie der beiliegenden Joy-Con-Halterung sorgt der Magnetverschluss für spürbar mehr Komfort. Ein falsches Anstecken, das früher zu Schäden führen konnte, ist nun praktisch ausgeschlossen. Die Joy-Con lassen sich in jeder Richtung korrekt einsetzen, ohne zu verkanten – ein kleines, aber feines Detail, das den Gesamteindruck deutlich verbessert.

Eine Prise Innovation
Auch im Inneren der Joy-Con hat sich einiges verändert. Zum einen wurden die Vibrationsmotoren grundlegend überarbeitet, was in der Funktion „HD-Vibration 2“ resultiert. Damit beschreibt Nintendo besonders realistische Vibrationsmuster – was bei der ersten Switch zwar theoretisch möglich war, in der Praxis aber kaum genutzt wurde. Bei den Joy-Con der Switch 2 merkt man, dass der Frequenzbereich deutlich größer ist, wodurch gleichermaßen subtilere und stärkere Vibrationen möglich sind. Bei der Switch sorgten starke Vibrationen für brummende Geräusche am Gehäuse. Bei der Switch 2 ist dieses Problem behoben.
An den Innenseiten der Joy-Con befindet sich der optische Sensor für den Mausmodus. Dieser erlaubt es, beide Joy-Con als Eingabe für einen Mauszeiger zu nutzen – was man zum Beispiel im Menü der Nintendo Switch 2 ausprobieren kann. Trotz anfänglicher Skepsis hinsichtlich Komfort und Genauigkeit überzeugt die Maussteuerung durch Natürlichkeit und ist auf jeglichen Untergründen überraschend genau. Man merkt, dass Nintendo den optischen Sensor darauf optimiert hat, auch auf einem Oberschenkel genutzt zu werden. Zumindest für kleinere Spielabschnitte ist der Mausmodus eine gelungene Steuerungsoption, obwohl die Joy-Con die Ergonomie einer richtigen Maus vermissen lassen.
Kleine, feine Details
Am Konsolengehäuse hat sich im Vergleich zum Vorgänger wenig getan. Die Konsole besitzt nun einen zweiten USB-C-Anschluss an der Oberseite, der im Dock zum Anschließen von Zubehör wie zum Beispiel der separat erhältlichen Kamera genutzt werden kann. Im Handheld-Modus kann der Anschluss zum Laden genutzt werden, was durch eine andere Kabelführung unter Umständen angenehmer sein kann. Daneben befindet sich weiterhin der Aux-In für kabelgebundene Kopfhörer. Der Modulschacht an der rechten Oberseite der Konsole lässt sich dank einer tieferen Einkerbung leichter öffnen. Das stärkere Plastik ist außerdem weniger anfällig und schließt besser mit dem Konsolengehäuse ab. Größere Lautsprecher an der Unterseite der Konsole liefern im Handheld-Modus einen deutlich satteren Klang, der nicht mehr blechern klingt.
Der Konsolenständer an der Rückseite der Konsole wurde erneut überarbeitet. Beim originalen Switch-Modell war der Standfuß zu klein und ließ die Konsole bei kleinsten Erschütterungen umfallen. Die Switch 2 setzt an dem verbesserten Standfuß der Switch OLED an, der sich über die gesamte Länge der Konsole erstreckt. Bei der Switch 2 wurde die Plastikfläche verkleinert, und der Standfuß hat nun eine U-Form. Das macht das Ein- und Ausklappen einfacher, ohne Stabilität einzubüßen.

Bewährte Software mit Extras
Softwareseitig hat sich bei der Nintendo Switch 2 nur wenig zum Vorgänger geändert. Die Konsole nutzt das gleiche Betriebssystem, hat aber einige Quality-of-Life-Anpassungen bekommen, die dank der leistungsfähigeren Hardware möglich wurden. Die Ladezeiten in den Menüs sind deutlich kürzer oder entfallen vollständig. Der Nintendo eShop wurde grundlegend überarbeitet, hat eine schnellere Menüführung und spielt zum Beispiel Videos automatisch ab. Aufgezeichnete Screenshots und Videos können im Hintergrund automatisch hochgeladen und dann per Smartphone-App heruntergeladen werden. Auch Spiele und Updates lassen sich im Hintergrund installieren – ideal, um etwa die Wartezeit mit einer Runde „Mario Kart World“ zu überbrücken.
Abwärtskompatible Spiele der Nintendo Switch profitieren meist von den technischen Verbesserungen, etwa durch kürzere Ladezeiten. In manchen Fällen lassen sich außerdem stabilere Bildraten oder höhere Auflösungen feststellen – das hängt jedoch vom jeweiligen Spiel ab. Wer bereits eine Nintendo Switch besaß und seine Spiele sowie Speicherdaten übertragen möchte, wird durch ein verständliches Setup geführt, das in unserem Test reibungslos funktionierte.
Im Home-Menü der Nintendo Switch 2 hat sich nur wenig geändert

GameChat & GameShare
Im Vorfeld der Veröffentlichung hat Nintendo großen Wert auf die Nennung von GameChat und GameShare gelegt. Welch großes Vertrauen Nintendo in GameChat legt, zeigt sich daran, dass der Funktion mit dem C-Knopf eine eigene Taste spendiert wurde. Diese findet sich sogar auf dem separat erhältlichen GameCube-Controller wieder. Der GameChat ermöglicht euch, mit bis zu zwölf Personen gleichzeitig per Voice- oder Videochat miteinander zu kommunizieren. Die Funktion steht systemweit zur Verfügung, weshalb es nicht von Belang ist, ob ihr alleine oder gemeinsam spielt. Nintendo verspricht sich davon, das gemeinsame Spielen sozialer zu machen – auch wenn ihr völlig unterschiedliche Spiele erlebt.
Zugegebenermaßen: Ähnliche Funktionen stehen bei der Konkurrenz von Microsoft und Sony seit mehreren Konsolengenerationen zur Verfügung. Auf einer Handheld-Konsole ist dies aber trotzdem beeindruckend, da auch Videochat bei angeschlossener USB-C-Kamera möglich ist und ihr sogar euren Bildschirm übertragen und teilen könnt. Zwar ist die Bildrate eures übertragenen Videofeeds merklich reduziert, sie reicht aber aus, um euren Mitspieler:innen einen Eindruck davon zu geben, was ihr gerade erlebt. Sollte eure Verbindungsqualität schwanken, werden Video- und Bildschirmübertragung automatisch abgebrochen, um Stabilität zu gewährleisten. Ähnlich intelligent steuert die Nintendo Switch 2 auch den Audiomix zwischen Spiel- und Voice-Sound. Bei längeren Sprechpausen wird das Spielaudio verstärkt. Im Test überzeugte uns vor allem die einfache Zugänglichkeit von GameChat und die Stabilität. Nicht länger auf externe Kommunikationslösungen wie Discord zurückgreifen zu müssen, könnte besonders bei spontanen Runden hilfreich sein.
GameShare siedelt sich konsequent an GameChat an, ist aber nicht nur für Online-Partien, sondern auch für lokale Mehrspielerrunden interessant. Wird GameShare von einem Spiel unterstützt, wird nur eine Kopie des Spiels benötigt, um es mit anderen zu spielen. Der Besitzer des Spiels überträgt das Spiel dann an die anderen Mitspieler:innen. In unserem Online-Test waren wir überrascht, wie problemlos dies funktionierte. Obwohl die Bildqualität je nach Signal schwankte, blieb die Eingabe ohne größere Verzögerungen. So ließ sich sogar ein rasantes Spiel wie „Fast Fusion“ per GameShare teilen, während wir über GameChat weiter kommunizierten.

Dank C-Button könnt ihr von überall einen GameChat mit Freunden starten
Das Speicher-Dilemma
Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass der verbaute Speicher der Nintendo Switch 2 knapp werden könnte. Während Spiele von Nintendo wie „Mario Kart World“ mit rund 25 GB noch platzsparend ausfallen, benötigen Multiplattform-Spiele von Drittherstellern wie zum Beispiel „Street Fighter 6“ 48,3 GB oder „Split Fiction“ 69,2 GB Speicherplatz. Bei derartigen Größen ist der interne Speicherplatz von 256 GB schnell aufgebraucht. Da die Handelsversionen der Spiele oftmals nur auf sogenannten Softwareschlüssel-Karten ausgeliefert werden, die lediglich eine Lizenz zum Download bieten und beim Einlegen das Spiel herunterladen, wird der Speicher voraussichtlich häufiger beansprucht. Eine Erweiterung mit MicroSD-Karten ist zwar grundsätzlich möglich, aber das aktuelle Angebot des benötigten Express-Formats mit hohen Schreib- und Leseraten ist derzeit noch begrenzt und vergleichsweise teuer. Die von Nintendo offiziell lizenzierten Speicherkarten von Samsung sind maximal mit 256 GB erhältlich.
Neues Dock, neue Möglichkeiten
Das Nintendo Switch Dock hat nicht nur eine optische Überarbeitung bekommen. Es ist jetzt runder, die Konsole selbst schaut ein Stück weiter heraus. An der Seite befinden sich leicht zugänglich zwei USB-A-Anschlüsse. Mit dem USB-C-Anschluss an der Oberseite der Konsole stehen drei Anschlüsse zum Laden von Controllern oder zum Anschluss von Zubehör bereit. Konsequenter wäre allerdings gewesen, die USB-Anschlüsse durch das zukunftssichere USB-C-Format zu ersetzen. Das Dock bietet außerdem einen LAN-Anschluss, der beim originalen Dock der Nintendo Switch noch fehlte. Enthalten ist außerdem ein Lüfter, der genutzt wird, um die Konsole zusätzlich zu kühlen. Dieser scheint auch notwendig zu sein, denn wir konnten eine merkliche Hitzeentwicklung beim Spielen am TV feststellen. Das liegt vermutlich an den verwendeten Techniken, die es der Switch 2 ermöglichen, Spiele am TV mit 4K-Auflösung und bis zu 120 fps darzustellen – was nur an der Stromversorgung und nicht im Batteriebetrieb möglich ist. Aufgrund der leistungsfähigeren Technik fällt die Akkulaufzeit der Switch 2 kürzer aus als bei der Switch OLED. Die tatsächliche Akkulaufzeit hängt aber stark vom Spiel ab. Während wir bei „Mario Kart World“ problemlos mehrere Stunden im Batteriebetrieb spielen konnten, bis wir die Konsole zum Laden wieder ins Dock stellen mussten, konnten wir bei „Hogwarts Legacy“ zusehen, wie die Akkulaufzeit minütlich abfiel.

Fazit
Die Nintendo Switch 2 ist ein konsequenter Nachfolger des Erfolgskonzepts der Nintendo Switch. Innen wie außen wurden spürbare Verbesserungen vorgenommen. Die Konsole wirkt hochwertiger und liegt besser in der Hand. Der Bildschirm ist ein echter Hingucker und lässt den OLED-Bildschirm des Vorgängers nicht vermissen. Dank moderner Technik ist die Nintendo Switch 2 auch für zeitgemäße Spiele gewappnet. Schwachstellen des Switch-Konzepts – etwa der Mechanismus der Joy-Con, der Konsolenaufsteller oder die HD-Vibration – wurden gezielt überarbeitet. GameChat und GameShare wirken wie logisch weitergedachte Funktionen früherer Konsolen, die nun erstmals sinnvoll umsetzbar sind. Mit dem Mausmodus streut Nintendo zumindest ein wenig Innovation ein – insgesamt fällt dieser Aspekt jedoch zurückhaltender aus als bei früheren Generationen. Das Gesamtpaket aus Neuerungen und Verbesserungen rechtfertigt die „Zwei“ im Namen: Die Nintendo Switch 2 ist mehr als nur ein „Pro“-Modell.