Alte Spieleklassiker, die wir aus unseren Kindheitstagen kennen, digital für kleines Geld neu veröffentlichen? Klingt nach einer super Idee. Doch was Nintendo mit der Virtual Console verspricht, sieht in der Realität leider anders aus.

Fehlende Publisher-Beteiligung & hohe Preise
Mit das größte Problem der Virtual Console ist das nur langsam wachsende Angebot. Hin und wieder trudeln mehr oder weniger bekannte Spiele aus alten Zeiten im eShop ein. Zwischenzeitig gibt es Wochen, in denen Retro-Freunde vergeblich auf neue Klassiker warten. Das dürfte zum Teil daran liegen, dass sich mittlerweile nur noch wenige Publisher an der Virtual Console beteiligen. Wer sich im eShop umsieht, stellt fest, dass der Großteil der Spiele immer von den selben drei Publishern stammen: Natsume, Capcom oder Nintendo selbst.
Die mangelnde Beteiligung der Publisher könnte mit Nintendos Auflagen zusammenhängen. Eigentlich sollte man denken, dass Nintendo aus den DSi- und WiiWare-Tagen dazugelernt hat. Die festen Preisstufen waren einer von mehreren Gründen, die dem Service das Genick gebrochen haben. In allen anderen Bereichen des eShops hat Nintendo sich bereits von diesem System losgesagt und erlaubt es Entwicklern und Publishern, regelmäßig Rabatt-Aktionen durchzuführen. Würden die Virtual Console-Spiele häufiger im Angebot sein, würden sie sicherlich mehr Abnehmer finden. Nicht jeder ist gewillt, für ein 20 Jahre oder älteres Spiel acht Euro auszugeben.
Wo sind Crossbuy & N64-Spiele?
Wenn ich ein Spiel, für das ich schon auf einer anderen Konsole Geld ausgegeben habe, noch einmal bezahlen muss, ist das noch eine ganz andere Geschichte. Warum muss ich mir ein Spiel nochmal kaufen, wenn ich es bereits auf dem 3DS heruntergeladen habe und es nun auf der Wii U spielen möchte? Hier macht Sony mit Crossbuy bereits erfolgreich vor, wie es richtig funktionieren sollte. Man kann davon ausgehen, dass die Architekturen von Wii U und 3DS dies im Nachhinein nicht mehr zulassen. Allein die Einführung der Nintendo Network ID auf dem 3DS sorgte bei Nintendo für viel Aufwand. Wir dürfen aber hoffen, dass Nintendo sich für die nächste Konsolen-Generation im Vorhinein mehr Gedanken macht.
Auch auf der Plattform-Seite ist die Virtual Console längst nicht so breit aufgestellt, wie man sich wünschen würde. Bis heute hat Nintendo es noch nicht geschafft, sein Versprechen zu halten und N64-Spiele auf die Wii U zu bringen, geschweige denn GameCube-Spiele. Es stellt sich die Frage, wo das Problem liegt, denn technisch waren N64-Spiele bereits auf der Wii möglich. Sind es tatsächlich die Ressourcen? Schwer vorstellbar, denn immerhin ist ein großer Vorteil der Virtual Console, dass die Spiele bloß emuliert werden und so der Arbeitsaufwand gering gehalten wird. Der direkte Vertriebsweg über den eShop erspart ebenso anfallende Kosten.

N64-Klassiker wie Majora's Mask gab es bereits auf der Wii
Das Potenzial nicht ausgeschöpft
Zwar hat Nintendo das Potential der Virtual Console erkannt, nutzt es aber viel zu selten aus. Earthbound“ ist das beste Beispiel für den richtigen Einsatz der Virtual Console. Auf der Virtual Console feierte der Rollenspiel-Klassiker sein Europa-Debüt, nachdem das Original-Spiel niemals seinen Weg aus Japan nach Europa fand. Und was ist mit dem Hanabi-Festival? Zu Wii-Zeiten veröffentlichte Nintendo unter diesem Namen innerhalb eines Monats eine Handvoll Spiele, die niemals in Europa erschienen waren.
Es bleibt die Frage offen, ob sich die Virtual Console für Nintendo überhaupt rentiert und womöglich deswegen so stiefmütterlich behandelt wird. Zumindest größere Titel, wie „Link's Awakening“, „Kirby's Dream Land“oder „Super Mario Land“ konnten sich laut einer Statistik aus dem Jahr 2011 häufig genug absetzen. Dennoch die Frage an euch: Kauft ihr regelmäßig Virtual Console-Spiele ein oder greift ihr lieber zu den Original-Modulen? Interessiert ihr euch überhaupt noch für Retro-Spiele?
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