Sicher, die Pokémon“-Spiele wollen weder eine eloquente Erzählung noch eine wirklichkeitsgetreue Welt bieten. Erlauben wir uns dennoch einmal den Spaß und untersuchen diese Welt, die von Wesen bewohnt wird, die man POKéMON nennt! Falls dies nicht bereits ersichtlich genug sein sollte, zuvor noch der Hinweis, dass wir das Ganze selbstverständlich nicht komplett ernst meinen. Vielmehr möchten wir hier in spaßiger Laune auf Merkwürdigkeiten in der „Pokémon“-Welt hinweisen, mehr nicht!

Die Pokémon-Welt ist naiv
Jedes „Pokémon“-Spiel beginnt gleich: Wir übernehmen die Rolle eines Jungen oder Mädchens. Weil wir ein großartiger Pokémon-Trainer werden möchten, begeben wir uns ganz allein in die große, weite Welt. Nun sind solche Wünsche durchaus nicht unüblich für Kinder, doch anstelle uns aufzuhalten, ermutigt uns unsere fiktive Mutter sogar zu diesem abstrusen Vorhaben. Was für ein Vertrauen in die Welt!
Wie wir bald herausfinden, ist jenes Weltvertrauen jedoch keine Naivität. Vielmehr ist die ganze Welt naiv. Die meisten Menschen, denen wir auf unserer Reise begegnen, verhalten sich uns gegenüber – einem fremden, einsamen und seltsamen Kind – völlig offen und freundlich. Sprechen wir jemanden grundlos an, stören wir jemanden bei seiner Aktivität, brechen wir in ein fremdes Haus ein – stets empfängt man uns mit offenen Armen, nicht selten erhalten wir wertvolle Geschenke. Einfach so.
Die Pokémon-Welt ist pazifistisch
Böse Hintergedanken hat niemand in dieser freundlich-fröhlichen Welt. An sich ist das natürlich ganz sinnvoll, ist „Pokémon“ ja immerhin gerade bei Kindern beliebt. Aber das Menschen- und Weltbild, das in diesen Spielen vermittelt wird, ist unrealistisch pazifistisch. Ob das immer noch so sinnvoll ist?
Nun, natürlich gibt es auch in der „Pokémon“-Welt die Bösen, wäre sonst ja auch langweilig. Zum Glück sind die Bösen immer eindeutig als „die Bösen“ erkennbar. Diese Welt kennt nur schwarz und weiß. Andererseits: Ein skrupelloses Team, das warum auch immer die Welt erobern (oder zumindest revolutionieren) möchte, aber trotzdem von einem Kind bezwungen wird? Und selbst die Bösesten der Bösen halten sich uns als ihrer größten Gefahr gegenüber jederzeit brav und artig an die Regeln und Vorschriften. Die „Pokémon“-Welt ist so friedlich, dass selbst das Böse in Wahrheit friedlich ist.

Die Pokémon-Welt ist unfähig
Die ach so bösen Teams der „Pokémon“-Spiele sind daher als schlicht und ergreifend unfähig zu charakterisieren. Doch das trifft auf ihre gesamte Welt zu. Gerade in den neueren Editionen ist der Schwierigkeitsgrad nämlich derart niedrig, dass ein durchschnittlicher Spieler so gut wie nie in wirkliche Bedrängnis gerät. Selbst die vermeintlich schwer zu bewältigenden Arena-Leiter sind ein Klacks.
Warum begegnen wir auf unserer Reise immer nur Pokémon-Trainern, die perfekt zu unserem momentanen Fortschritt passen? Warum sind die Arena-Leiter, die doch die stärksten Trainer der ganzen Welt sein sollen, zu Beginn so schwach, dass der Großteil der anderen Trainer sie übertreffen könnte? Warum besitzen sie nicht einmal die Maximal-Anzahl an Pokémon im Team?
Natürlich, all dies liegt daran, dass „Pokémon“ ein Videospiel ist, das einen linear ansteigenden Schwierigkeitsgrad bieten und für eine sehr große Zielgruppe zugänglich sein soll. Dessen sind wir uns sehr gut bewusst. Aber betrachtet man diese fiktive Welt für sich, dann ergibt das alles keinen Sinn. Und leider nehmen sich die „Pokémon“-Spiele derart ernst und kommen so witzlos daher, als würden sie wahrhaftig verlangen, absolut ernst genommen zu werden.
Die Pokémon-Welt ist selbstsüchtig
Weil alle anderen Trainer so schlecht sind, ist es selbst für einen unterdurchschnittlichen Spieler ein Leichtes, seinen Traum zu erfüllen und zum neuen Champ zu werden. Überall werden wir gelobt, verwöhnt, erhöht. Eben weil uns alle unsere Mitmenschen positiv gegenüber gestellt sind.
Wir selbst aber passen nicht in diese Welt hinein, denn wir sind verdammt unfreundlich. Nicht ein Mal geht uns ein Wort des Dankes über die Lippen, geschweige denn überhaupt ein Wort. Wie ein gefühlskalter Roboter kämpfen wir gnadenlos gegen unsere Mit-Trainer, metzeln ihre Teams rücksichtslos nieder und machen uns schon zu unserem nächsten Opfer auf. Niemand hält uns auf unserem größenwahnsinnigen Trip auf, im Gegenteil, fortwährend werden wir dazu ermutigt.
Sollten wir tatsächlich einmal einen Pokémon-Kampf verlieren, dann wird es aber schlimm. Andere Trainer händigen uns nach einer Niederlage das Preisgeld aus und bedanken sich meist bei uns für den Kampf, weil sie durch ihre Fehler dazulernen konnten und bla. Danach verweilen sie an Ort und Stelle, als sei nichts geschehen. Verlieren wir erfolgsverwöhnten, selbstsüchtigen Individuen jedoch, so sehen wir wortwörtlich schwarz; wir werden ohnmächtig angesichts der Scham und Schmach, übertrumpft worden zu sein, und rennen sofort und unaufhaltsam von dannen. Das tun wir, um unsere Schützlinge kurieren zu lassen. Aber auch, weil wir der wohl selbstsüchtigste und erfolgsverwöhnteste Mensch der ganzen Welt sind.

Die Pokémon-Welt ist eine dystopische Gesellschaft
Alle unsere Mitmenschen beschränken sich nur auf eine Aktivität, meistern diese jedoch nie. Unsere Mit-Trainer trainieren den lieben langen Tag, sind aber dennoch unfähig. Die Arenaleiter kämpfen wortwörtlich für ihren Job, sind jedoch ebenso unfähig. Von den ganzen Nicht-Trainern, die stattdessen zu unserer Verwöhnung in Pokémon-Centern, Supermärkten oder Fortbewegungsmitteln knechtische Fließbandarbeiten verrichten müssen, wollen wir gar nicht erst anfangen.
Doch was ist mit den Nicht-Trainern? Für sie gibt es in dieser Welt keinen Platz, und doch gibt es sie. Immerhin kann man hier nicht zwischen zwei Orten wandern, ohne von wilden Pokémon angegriffen zu werden. Nicht selten benötigt man die Fähigkeiten der Pokémon, um Steine wegzuschieben oder Gestrüpp entfernen zu können, damit wir weitere Wege zu betreten in der Lage sind. Und was machen unsere Mitmenschen, die kein Pokémon haben?
Die Pokémon-Welt ist ja recht fortgeschritten und technologisch immer auf der Höhe der Zeit. Warum bekommt sie es dann nicht gebacken, die wilden, gefährlichen Wucherwiesen zwischen ihren Dörfern und Metropolen zu bändigen? Wie kann in dieser Welt bloß eine vernünftige Infrastruktur möglich sein, die es ja nach allem, was wir sehen und erleben, wirklich gibt?
Die Pokémon-Welt ist sinnfreier Schmarrn
All das lässt nur einen Schluss zu: Die Pokémon-Welt, wie sie in den vielen Spielen, aber besonders den modernen, dargestellt wird, kann so einfach nicht funktionieren. Sie ist heilloser Humbug. Merkwürdiger Mumpitz. Närrischer Nonsens. Sinnfreier Schmarrn.
So, und jetzt entschuldigt uns. Wir müssen unser Bisaknosp trainieren, um die bösen Buben aufzuhalten und der beste Pokémon-Trainer der Welt zu werden!
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