Als Nintendo Ende 2006 die Wii auf den Markt gebracht hat, erreichte das Unternehmen eine weitreichende Innovation in der Steuerung. Der Controller der Wii, die Wii Remote, löste jedenfalls den klassischen Controller ab und führte die Bewegungssteuerung ein. Von der Wii Remote zur Remote Plus-Erweiterung bis hin zur Idealisierung der Bewegungssteuerung bei der Konkurrenz mit Microsofts Kinect und Sonys Playstation Move ist die neue Art der Steuerung bereits eine bekannte und weit verbreitete, sie entwickelte sich quasi zum Standard. Neue Möglichkeiten, neue Methoden, neue Spiele – die Gemeinde der Videospieler erfuhr durch Nintendos mutigen Schritt eine erhebliche Wandlung. Konnte die Bewegungssteuerung bei The Legend of Zelda: Skyward Sword“ überzeugen, scheiterte sie ansonsten in den meisten Fällen. Unpräzise und simpel waren Stichwörter haufenweiser Spiele, die vor allem für die Wii, aber auch für die Xbox 360 und Playstation 3 erschienen. Dem klassischen Videospieler war es in den seltensten Fällen eine Bereicherung.
Mit der Wii U spielt Nintendo 2012 nun wieder einen Vorreiter, verbaut in den Controller, dem Wii U GamePad, einen Touchscreen von 6,2 Zoll und bedient sich möglicherweise an der Beliebtheit der Tablets. Ein riskanter Schritt, da zum einen der Tablet-Markt undurchdringlich erscheint und zum anderen die Konkurrenz mit SmartGlass und PS Vita dieses Mal sehr früh reagiert. Für Nintendo heißt dies, sie müssen zeigen, warum das GamePad das Argument für den Erwerb der Wii U ist und welche Möglichkeiten das japanische Traditionsunternehmen im Grunde einführt.
In der aktuellen Ausgabe unserer Sonntags-Artikel bis zum Wii U-Launch nehmen wir uns die Zeit und bedenken, inwieweit das Wii U GamePad eine Bereicherung für den Videospielmarkt sein kann und welche neuen Möglichkeiten der Controller den Entwicklern eröffnen könnte.

Wohl das Mindeste
Durch all die Gerüchte zu einer neuen Heimkonsole präsentierte Nintendo bereits zur E3 2011 die Wii U. Hierbei nutzte das Unternehmen die Chance und versuchte einen ersten Einblick in die Konzepte und Möglichkeiten des GamePads zu liefern, konnte jedoch insgesamt kein klares Bild vermitteln. Die Ideen aus den Demos, die größtenteils in „Nintendo Land“ eingeflossen zu sein scheinen, waren womöglich die konkretesten Ideen, die Nintendo zu diesem Zeitpunkt hatte. Eine andere und durchaus simple Umsetzung war dagegen weniger verwirrend: Mit einem zweiten Bildschirm auf dem Controller können die Entwickler nun all die Informationen und Ausrüstungen, die sonst verteilt über den einen TV-Bildschirm flimmerten, auf das Wii U GamePad übertragen, sodass der Fernseher lediglich ein klares und übersichtliches Bild vom eigentlichen Spiel darzustellen hat. Damit würde beispielsweise der Grafikpracht eines „Final Fantasy XIII“ nicht mehr die lästigen Zahlen, Ziffern wie Optionen im Weg stehen, die bei Titeln aus dem selben Genre öfter bisher nur den einen Bildschirm nutzen konnten. Revolutionär ist die Einbindung des zweiten Bildschirms in dem Fall nicht, aber verschafft immerhin eine klare Optik, die in ähnlichen Beispielen zuvor unterzugehen drohte. Überzeugen konnte Nintendo die eigenen Fans wohl bereits mit den ersten Bildern zu einer „The Legend of Zelda“-Demo in HD.
Nur auf dem Wii U GamePad
Mit dem neuen Controller erhofft sich Nintendo in erster Linie neue Gameplay-Ideen, die auf die Einbindung beider Bildschirme setzen. Trotzdem verpasst man nicht die Chance, um den jahrelangen Videospieler zu verwöhnen. Mit der Wii U ist es nun auch möglich, die Titel, die zuvor über die 24 bis 42 Zoll eingeblendet wurden, komplett auf das Wii U GamePad zu holen und allein auf ihm zu spielen. Hierzu nutzt man den „TV-Knopf“ und genießt dann das Abenteuer auf dem 6,2-Zoll-Bildschirm in den Händen. Obwohl der eingebaute Bildschirm kein HD ausgeben kann, verweisen die ersten Testberichte darauf, dass die Ausgabe trotzdem qualitativ und klar erfolgt. Spiele mit der eben erwähnten Grafikpracht wird man wohl weiterhin auf einem HD-Bildschirm genießen wollen, außer die Situation erzwingt den Wechsel auf den Controller, da der Fernseher von Mitmenschen beansprucht wird. Doch besonders bei kleineren Runden bei Titeln wie beispielsweise dem zum Launch erscheinenden „New Super Mario Bros. U“ oder die eShop-Perle „Mutant Mudds Deluxe“, werden einige wohl allein auf das Wii U GamePad übertragen und gemütlich beim Liegen erleben wollen. Weiterhin stellt dies noch keine bahnbrechende Neuerung in der Videospielbranche dar, doch jedenfalls eine ganz nette Erweiterung der Möglichkeiten, die von Spieler zu Spieler vermutlich unterschiedlich oft genutzt werden wird.

Nun zu den Ideen!
Klares Bild oder Spielen allein auf dem Controller, die Wii U verspricht einiges Nebensächliches, doch wie schaut es um die Gameplay-Ideen aus, die die Existenz eines derartigen Controllers berechtigen? Betrachtet man sich die Titel, die zum Launch erscheinen, findet man relativ wenige Vorreiter, die das Wii U GamePad besonders einbinden. Die meisten Spiele beschränken sich noch darauf, die ganzen Informationen, Karten und Equipments auf den zweiten Bildschirm zu laden, um beim Fernseher eine übersichtliche Ausgabe zu erreichen. Aus den Reihen springen jedoch die gelobten Neuheiten wie „New Super Mario Bros. U“, „Rayman Legends“, „ZombiU“ und das dem Premium Pack beiliegende „Nintendo Land“.
Nintendos und Ubisofts 2D-Plattformer genießen den Vorteil ihres Genres und setzen die Einbindung dementsprechend auch um. Da nahezu die komplette Umgebung zu sehen ist, kann der Spieler am neuen Controller den Helden aus dem Pilzkönigreich entweder Blöcke hinzaubern, die sie vor dem Abgrund bewahren und unerreichbare Höhen erreichbar machen, oder per Fingerdruck gar Gegner lähmen. Den unsichtbaren Helden in „New Super Mario Bros. U“ kreieren die französichen Entwickler hinter „Rayman Legends“ in der Form von Murphy. Diesem widmet man demnach eigenständige Level, in denen der eigentliche Protagonist automatisch gesteuert wird, während der Spieler am GamePad mit Murphy den Weg frei räumt und Gegner unschädlich macht. Da man trotzdem den eigentlichen Plattformerspaß in den Vordergrund stellen möchte, taucht Murphy in 20% der Level auf, wobei selbst diese nur optional sind und nicht aufgezwungen werden.
An der Beschreibung merkt man, dass sich das Gameplay beim Spielen mit dem GamePad nur auf einen fünften Spieler beziehungsweise einen Alleskönner beschränkt und letztendlich das Singleplayer-Erlebnis nicht besonders erweitert. Ganz anders versucht es Ubisoft allerdings mit „ZombiU“. Der Titel genießt seit Bekanntwerden eine große Beliebtheit und kann neben den originellen Gameplay-Ideen ebenfalls mit der sinnvollen Einbindung des Wii U GamePads glänzen. Inmitten der Spannung eines Survival-Horrors dient der neue Controller zum Scannen der Umgebung, dem Eingeben von Codes sowie als Arsenal bei der Wahl von Waffen. Beschränkt sich der TV-Bildschirm allein auf das Blickfeld des Protagonisten, kann der Spieler das Geschehen auch über den Rahmen des Fernsehers betrachten. Das Item ist unverzichtbar für das Spiel, wird ständig eingebunden und kann besonders bei dem Genre durch einen zweiten Bildschirm für überraschende Angriffe seitens der Armee der Untoten sorgen.
Glücklicherweise findet man damit bereits zum Launch einen Titel, der eben für die notwendige Bereicherung sorgt, die die Wii U beweisen muss, um die Massen anziehen und sich gegen die Konkurrenz sowie dem Tablet-Markt behaupten zu können. Selbstverständlich sorgt nicht nur Ubisoft für die Ideen zur Einbindung des Wii U GamePads. Nintendo selbst muss als Konsolenhersteller hinhalten und veröffentlicht mit „Nintendo Land“ eine Sammlung an Ideen. Gelobt wird das Spiel in den Vorschauberichten als eine Minispielsammlung mit großem Inhalt und stellt dennoch besonders für Entwickler eine Quelle der Inspiration dar, den neuen Controller verschieden zu nutzen. Gespielt wird da entweder allein auf dem GamePad, unter Anwendung der verschiedenen Funktionen wie des Touchscreens und dem Gyrosensor, bin hinzu in Kombination mit zahlreichen Wii Remotes, das Nintendo unter asymmetrischem Gameplay zusammenfasst.
Zum Launch demonstrieren einige Spiele somit die elementarsten Fähigkeiten des Wii U GamePads, wie die Einbindung in „ZombiU“ als wichtiges Item, den zusätzlichen Spieler in den 2D-Plattformern oder als Scanner in „Lego City: Undercover“. Ob Nintendo den Controller mit dem eingebauten Touchscreen und zahlreichen weiteren Funktionen in einem Titel wie „Bayonetta 2“ oder dem neuen „The Legend of Zelda“-Ableger primär einsetzen möchte oder dem Spieler eher die Wii Remote beziehungsweise den Wii U Pro Controller überlässt, steht leider noch aus.

Wäre doch möglich?
Gyro- und Beschleunigungssensor, Kamera, 6,2-Zoll-Touchscreen, Lautsprecher, TV-Knopf, Mikrofon, NFC-Kontaktpunkt, L- und R- wie ZL- und ZR-Knöpfe und Touchpen – allein das Wii U GamePad bietet derart viele Optionen, neue Gameplay-Ideen einzubauen, dass man als Käufer der Wii U diese von den Entwicklern zurecht auch erwarten muss. Daher helfen wir den weniger kreativen Entwicklern an dieser Stelle nach und präsentieren einiges, was wir gerne sehen würden.
Der Touchscreen und der dazugehörige Touchpen steht mit der Wii U zum ersten Mal von Anfang an einer Heimkonsole als Mittel zur Verfügung und bittet förmlich darum, sämtliche DS- wie 3DS-Elemente zu übernehmen. Man vermutet bereits schon ein „Freakyforms“ für die Wii U, mit dem man einzelne Kreaturen zeichnen und formen kann. Erinnert sich der ein oder andere noch an „Okami“, das kürzlich für den PSN Store in HD erschienen ist und „Okamiden“, so kann man einzelne Zeichen direkt schnell auf den zweiten Bildschirm zaubern, anstatt wieder zur Wii Remote greifen zu müssen.
NFC ist dagegen für die Videospielbranche komplett neu, hat es nicht mal in das neue iPhone geschafft und wurde bereits von Ubisoft in einem Trailer demonstriert. Im Trailer erschienen in „Rayman Legends“ verschiedene Charaktere wie den Rabbids und Ezio, sobald entsprechende Figuren auf dem Controller platziert wurden. In das finale Spiel scheint es diese Funktion nicht geschafft zu haben, aber immerhin diente es als Anzeichen, dass Entwickler mit dieser Technologie arbeiten könnten. Dürften hierbei größere Figuren in den meisten Fällen aufwendig werden, könnte der NFC-Kontaktpunkt ausschlaggebend für Videospiele von Sammelkarten sein. Fans von bekannten Serien wie „Yu-Gi-Oh!“ dürften davon schon lange geträumt haben und hätten mit der Wii U nun auch eine Plattform, auf der es möglich wäre. Nun liegt es noch an den Entwicklern.
Der Gyro- und Beschleunigungssensor findet sich beispielsweise in „ZombiU“, „Batman: Arkham City Armored Edition“ und „Lego City: Undercover“ wieder und wird bereits von Anfang an sinnvoll eingesetzt, sei es als Ingame-Scanner, zum Erforschen der Umgebung außerhalb des Bildes auf dem TV-Bildschirm oder zum Zielen mit Pfeil und Bogen in „Nintendo Land“. Die eingebaute Kamera und das Mikrofon dagegen wurden bisher im Zusammenhang mit der Video-Chat-Funktion erwähnt, werden ansonsten aber nicht mit dem Gameplay von Spielen verbunden. Dabei könnte man, sollte die Kamera entsprechende Bewegungen ausmachen können, verschiedene Reaktionen des Spielers auf eine Szene einfließen lassen. Damit hätte das Spiel automatisch eine individuelle Note und würde die Person am Wii U GamePad in den Titel integrieren.

Man sieht, das Wii U GamePad kann und wird den Fans bereits zum Launch einige neue Funktionen bieten, die sie sonst nirgends finden werden. An Ideen liefert allein „Nintendo Land“ zahlreiche und weitere werden sicher unter kreativen Köpfen schnell zu finden sein. Mit dem Wii U GamePad, den Wii Remotes, dem Wii Balance Board und dem Wii U Pro Controller wird es der Wii U an Steuerungsmöglichkeiten kaum etwas fehlen, die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt zu sein.
Wir versuchten einige Ideen, ob bereits vorhanden oder neu erfunden, hier darzustellen, in der Hoffnung, dass wir sie in Spielen später auch wiederfinden. Nun seid ihr jedoch dran! Schreibt bitte eure Meinung zum Wii U GamePad und eure Ideen, ob verrückt oder simpel, kreativ oder streng konservativ und diskutiert verschiedene Möglichkeiten unten in den Kommentaren mit der ganzen Community aus.