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Gastartikel zu Xenoblade Chronicles 3D

von

Sebastian Zeitz

Vor Kurzem hatten wir einem Leser die Chance gegeben, einen brandneuen New Nintendo 3DS zusammen mit Xenoblade Chronicles 3D“ zu gewinnen. Jedoch gab es da noch eine kleine Bedingung: Der Gewinner muss einen Artikel schreiben, der dann bei uns veröffentlicht wird. Unter den ganzen Teilnehmern konnte sich Lyana durchsetzen und hat nun ihre ersten Schritte mit dem Spiel in Textform gebracht.

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The Monado, the Monado, it’s all about the Monado

Oh mein Gott, wie aufgeregt ich bin. Kurz den Spieleslot suchen, Spiel rein, das neue Gerät anschalten und dann ab in die Welt von Shulk und seiner Gang. Zunächst etwas verwirrt, stelle ich fest, dass wir uns auf den Überresten zweier gigantischer, gottähnlicher Wesen „Bionis“ und „Mechonis“ befinden, die vor Urzeiten gegeneinander kämpften, bis irgendwann nur noch ihre leblosen Hüllen blieben, auf denen sich nach und nach, im Laufe der Jahrtausende, Lebewesen entwickelten. Dies ist unsere Welt und nach einem kurzen Intro-Video sowie einem kleinen Zeitsprung von ein paar Millionen Jahren, befinden wir uns mitten im Kampf der Menschen gegen eine Spezies namens „Mechons“.

Das Kampfsystem

Das Kampf-Tutorial von „Xenoblade Chronicles 3D“ ist charmant und kurzweilig. Wir lernen die Grundtechniken des für mich etwas gewöhnungsbedürftigen Kampfsystems. Wer hier zu Beginn versucht, durch hektisches Drücken der Knöpfe etwas zu erreichen, der fällt schnell auf die Nase. Auto-Attacken sind in diesem Spiel nämlich endlich einmal das, was sie sein sollen: Attacken, die automatisch ausgeführt werden. Es gewinnt nicht derjenige, der möglichst schnell hintereinander „A“ drücken kann, sondern wer die zur Verfügung stehenden Techniken in der richtigen Reihenfolge einsetzt und auf die seiner Mitkämpfer einstellt.

Dadurch kann zum Beispiel ein Teammitglied einen Gegner zum Taumeln bringen und ein anderes stößt ihn dann im richtigen Moment mit der richtigen Attacke um. Das klingt simpel, ist aber für Leute wie mich, die nur bedingte Rollenspiel-Erfahrung haben, wirklich eine Herausforderung. Für einige Attacken muss man sich hinter, neben oder in der direkten Nähe des Gegners platzieren, damit die Attacke eine effektive Wirkung zeigt. Obwohl die Lernkurve steil ist und man einige Kombinationen sehr schnell raus hat, stirbt man doch erstaunlich oft – zumindest im meinem Fall.

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Das Sterben

Für jemanden, den das klassische Sterben wie in „Super Mario”-Jump’n’Runs regelrecht aggressiv macht, ist das Sterben in „Xenoblade Chronicles 3D“, als würde man in Blümchenduft gelullt und sanft eingeschläfert werden. Wenn die Teamanzeige am oberen, linken Bildschirmrand voll genug ist, dann können die Gefährten einen wiederbeleben – oder man sie – je nachdem, wer zuerst den Löffel abgibt. Ist die Anzeige leer und der Anführer der Gruppe stirbt, dann wird das Team am letzten Wegpunkt wiederbelebt. Dabei dürft ihr alle gesammelten Erfahrungspunkte und jeden gesammelten Gegenstand behalten, müsst aber unter Umständen ziemlich weit laufen, um wieder am Ort eures Ablebens anzukommen. Trotzdem ist dies hier definitiv ein Pluspunkt: Es gibt kein drastisches Ende, keinen Strick um den Hals, kein „Game Over“.

Du und die anderen

Deine Teammitglieder sind nicht einfach nur NPCs, die stupide auf das zu attackierende Monster losgehen. Sie reagieren auf deine Attacken mit den ihrigen und sie ziehen sich mit dir zurück, wenn du den Befehl dazu gibst. Außerdem kannst du jederzeit, außer im Kampfmodus, frei wählen, welches deiner drei Teammitglieder du spielen willst. Obwohl ich mich am Anfang fragte, was für einen Reiz es denn hat, ein Spiel nicht mit dem Protagonisten durchzuspielen, ist diese Möglichkeit ganz plump gesagt „echt cool“.

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Fähigkeiten

Jeder Charakter hat individuelle Fähigkeiten, die sich allesamt toll und flüssig spielen lassen. Diese werden nicht automatisch stärker, sondern werden individuell gesteigert. Für jede getötete Einheit erhält man „TeP“, sogenannte Technikpunkte. Diese können, wie der Name schon sagt, zum Aufwerten der Techniken eines jeden Charakters verwendet werden. Mit jeder Technikstufe wird die folgende Stufe teurer, aber natürlich auch stärker, besser und überhaupt viel epischer.

Natürlich macht diese individuelle Skalierungsmöglichkeit das Spiel interessanter und einzigartiger, aber ich persönlich bevorzuge Fähigkeiten, die sich skalieren, indem man sie benutzt. Dieses System ist meiner Meinung nach realistischer und man kann es auch nicht vergessen. Bereits mehrfach hatte ich gut 5.000 Punkte auszugeben, weil ich sie schlichtweg – wortwörtlich im Eifer des Gefechts – vergessen habe.

Inventar & Drops

Die Charaktere haben ein gemeinsames Inventar, in dem sie den Inhalt der Schatzkisten, die nach jedem Kampf auftauchen, lagern können. Wie bei fast jedem Rollenspiel ist das Drop-System schlichtweg unlogisch: Monster hinterlassen nicht nur Überteile ihrer eigenen Körper wie Fühler, Pfoten, Augen, Fell oder andere Dinge, sondern auch Waffen und Rüstungen. Dabei ist es noch im Ansatz zu verstehen, dass die großen bösen Mechons Maschinenteile oder sogar Waffen hinterlassen, aber dass die hinterlegten Rüstungsteile Shulk und seinen Freunden wie angegossen passen, finde ich schlichtweg unrealistisch. Mir hätte ein Craft-System wie in „Monster Hunter” an dieser Stelle besser gefallen.

Auf unserer Reise über die Füße, Knie, Beine und den Torso des „Bionis“ treffen wir häufig Händler, denen wir unseren Metallschrott, unsere Wildlederschuhe oder unsere Grashüpfer verkaufen können. Die Gegenstände haben hier einen festgelegten Preis, zu dem sie verkauft werden können. Umgekehrt haben auch Rüstungen und Waffen, die wir einkaufen können, einen festgelegten Preis. Alles recht unspektakulär und normal.

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Quests

Wen wir auf unserer Reise noch treffen, sind andere Menschen. In der riesengroßen, offenen Welt stoßen wir auf der einen Seite auf „Leute“ und auf der anderen auf Menschen mit Eigennamen. Letztere tauchen, sobald wir sie angesprochen haben, in unserem Harmoniediagramm auf. Wir gehen also Beziehungen mit ihnen ein. „Leute“ sind solche, denen einfach ihre Berufsbezeichnung über dem Kopf schwebt. Beide Typen haben jedoch Nebenquests für uns, die von der Haupthandlung abweichen.

Auch hier nichts Neues: Wir müssen Monster töten und Dinge sammeln, ab und an auch jemandem etwas überreichen oder ein Objekt von A nach B transportieren. Viele Quests erfüllt man auf seiner Reise völlig automatisch, ohne dass man es geplant hat. Plötzlich taucht einfach ein „Quest erfüllt“-Fenster auf und man bekommt eine Goldbelohnung. Bei den meisten Quests ist es auch nicht nötig, noch einmal zum Auftraggeber zurückzukehren.

Das Questsystem ist bei „Xenoblade Chronicles 3D“ leider genauso langweilig, wie in anderen Rollenspielen auch. In der großen, offenen Welt hätte ich mir mehr Echtheit der Quests gewünscht. Wenn mir ein Flüchtling erzählt, dass die Monster regelmäßig sein Lager überfallen, wieso sehe ich davon nichts? Das Problem dieser eintönigen Quests ist altbekannt und wurde auch hier nicht gelöst.

Die Welt

Das Positive der Quests ist, dass wir Orte entdecken, die wir auf unserem Weg sonst nicht passiert hätten. Für das Entdecken neuer Wegpunkte gibt es nämlich Erfahrungspunkte für all unsere Helden. Außerdem können wir zu diesen Wegpunkten eine sogenannte Schnellreise starten. Die Welt ist nämlich wirklich sehr groß, sogar auf einem so kleinen Handheld wie dem New Nintendo 3DS. Mit der Schnellreise teleportieren wir uns quasi einmal über die komplette Karte und wieder zurück in ein paar Sekunden, wenn wir das möchten. Das spart viel Zeit und ermöglicht das Erfüllen von Quests, die bereits lange Zeit zurückliegen, ohne dass man gefühlte hundert Kilometer weit laufen muss.

Die offene Welt von „Xenoblade Chronicles“ ist mit Abstand das Beeindruckendste, was ich auf einem Nintendo-Handheld bis jetzt gesehen habe. Auf dem Weg durch die Welt von „Xenoblade Chronicles“ begegnet euch kaum ein Ladebildschirm und wenn doch, dann ist der so schnell wieder weg, dass ihr kurz darauf schon wieder vergessen habt, wie er aussieht.

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Steuerung

Um die Karte zu öffnen, müsst ihr einfach nur die neue „ZR“-Taste drücken. Die Tasten sind für meine kleinen Hände nicht besonders gut zu erreichen, deshalb ist es angenehm, dass sie nur für Zwecke gebraucht werden, die außerhalb des hektischen Kampfgeschehens vonstatten gehen. Mit der „ZL“-Taste könnt ihr übrigens die Sicht nachstellen, sodass ihr euch mit der Kamera wieder hinter eurem Helden befindet, was durch den C-Stick allerdings eine fast unnötige Funktion ist. Ohne den zusätzlichen Stick ist das Spiel quasi nicht spielbar, weshalb es einmal mehr verständlich ist, dass das Spiel nur auf den neuen New Nintendo 3DS-Systemen läuft.

Was ein Rollenspiel komplett macht

Wir haben also bisher ein tolles Kampfsystem, ein unterdurchschnittliches Questsystem, eine einfach zu handhabende Steuerung und eine grandiose, offene Welt. Was einem guten Rollenspiel jetzt noch fehlt, sind Charaktere und Story – und davon hat „Xenoblade Chronicles“ viel zu bieten.

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Story

Wie geht die Reise überhaupt los? Kolonie 9, das traute Zuhause von Dunban, demjenigen, der in der Schlacht aus dem Intro die Mechons mit seinem Schwert Monado besiegt hat, wird nach einem Jahr Frieden erneut von Mechons angegriffen. Dunban, der sich immer noch nicht von seinen Verletzungen erholt hat, versagt bei dem Versuch, mit Hilfe seiner Schwester Fiora und deren Angebetetem Shulk sowie seinem Freund Reyn die Kolonie zu retten. Kurzerhand stellt sich heraus, das nicht nur Dunban das sagenumwobene Schwert „Monado“ führen kann, sondern auch Shulk. Nach einer Reihe betrüblicher Ereignisse, die ich hier nicht spoilern möchte, beschließt Shulk, den scheinbaren Anführer der Mechons zu verfolgen und ihn zu töten. Reyn schließt sich ihm an und so beginnt die Reise über das Bein der Bionis zur nächsten Kolonie, in der sie auf mehr Informationen hoffen.

Doch auch hier haben die Mechons bereits ihr Unwesen getrieben und es scheint, als seien sie über die gesamte Welt hergefallen. In dieser scheinbar aussichtslosen Situation finden Shulk und Reyn jedoch einige neue Verbündete, mit denen sie den Kampf gegen die Mechons bestreiten wollen. Dreh- und Angelpunkt der gesamten Geschichte ist das Monado. Das Schwert ist als einziges in der Lage, die Mechons zu verletzten und somit ist Shulk quasi der Auserwählte, der die ganze Welt retten soll.

Das legendäre Schwert ist jedoch auch mit Abstand das nervigste an der gesamten Story. Auch wenn die Fanboys mir jetzt vielleicht in den Rücken fallen: Ich spiele mit eingeschaltetem Ton. Jeder zweite Satz in der Vertonung lautet entweder „It’s the secret power of the Monado“, „The Monado…“ oder auch wahlweise „Another symbol appeared on the Monado“. Nicht nur während der Zwischensequenzen geht es um nichts Anderes, sogar während des Kampfes hört man ständig die gleichen Sätze. Die Charaktere stoßen während des Kampfes ständig Kampfschreie aus. Leider gibt es hier nur etwa fünf an der Zahl und drei davon beinhalten „the power of the Monado“. Nach elf Stunden Spielzeit konnte ich das Wort wirklich nicht mehr hören. Auch wenn es ein sagenhaftes, unglaublich starkes und wunderbares Schwert ist, um das sich die gesamte Geschichte dreht, muss dessen Name noch längst nicht alle zwei Minuten fallen. Das ist anstrengend und nervig.

Nichtsdestotrotz ist die Geschichte schön. Nach und nach entfaltet das Monado – jetzt fange ich auch schon an – immer mehr seiner Fähigkeiten. Es schadet nicht nur den Mechon, es ist auch in der Lage, Shulks Verbündete und ihn selbst vor Spezialattacken zu schützen – denn Achtung Spoiler – Shulk kann dank des Monados in die Zukunft sehen. Auch hier ein weiteres tolles, neues Spielelement, das ich so vorher noch nicht kannte. Shulk ist in der Lage, seine Verbündeten rechtzeitig zu warnen oder sie mit den Spezialfähigkeiten seines Schwertes zu schützen.

Im Laufe des Spiels entwickelt das Monado weitere Fähigkeiten. Man wird so nicht gleich zu Anfang mit einer Reihe von Techniken konfrontiert, die man auf Anhieb lernen muss, sondern kann nach und nach dazulernen, so wie es Shulk auch tut. Story- und Gameplay-technisch ist dies ein sehr guter Schachzug.

Charaktere

Die Hauptcharaktere in „Xenoblade Chonicles 3D“ sind größtenteils sehr charmant. Reyn, der eine absolut treue Seele ist und einen Großteil zur Unterhaltung beiträgt, ist dabei genauso charmant wie Fiora, die zwar etwas arg liebestoll, aber sonst eine wirklich niedliche Kurzzeitgefährtin ist. Später im Spiel treffen wir beispielsweise noch Sharla und Juju, die beide Flüchtlinge aus Kolonie 6 sind und sich uns anschließen. Auch ihre Geschichte ist authentisch und charmant.

Einzig undurchschaubar ist Shulk. Ich habe das Spiel noch nicht durchgespielt, vielleicht erschließt sich mir sein Charakter ja irgendwann noch, aber bisher ist er einfach der unnahbare Held der Geschichte, der sich nur fürs Kämpfen und für die Rettung der Welt interessiert. Ohne die anderen Charaktere wäre Shulk alleine auf Dauer in all seiner Nachdenklichkeit nicht zu ertragen.

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Grafik

Enttäuschendes gleich zu Beginn, damit ihr es schnell wieder vergesst: Ich hatte mir von der Grafik irgendwie mehr erwartet. Die Figuren sind eckig und verschwommen, die Kanten flimmern und auch der 3D-Effekt ist nicht sonderlich scharf. Man hat irgendwie die ganze Zeit das Gefühl, das Auge nicht recht scharf stellen zu können. Natürlich ist die offene Welt wunderbar und alleine die Tatsache, dass man nicht festgetackerte Berge in der Ferne sieht, sondern tatsächlich erreichbare Orte, lässt einen wirklich staunen. Nintendo hätte ruhig eine schärfere Grafikdarstellung in seine neue Konsole packen können. Dicker Daumen runter dafür.

Ton

Aus den Boxen des New Nintendo 3DS klingt der Ton zwar eher blechern, aber da ich immer mit Kopfhörern spiele, kann ich nur sagen: Es ist wunderschön. Ein Ohrenschmaus. Ein auditiver Orgasmus. Die Musik ist einfach wundervoll und jede Hintergrundmelodie passt zu dem Ort, an dem man sich befindet. Das sanfte Gitarrengeschrummel um Kolonie 9 herum hat mich sofort verzaubert.

Auch die Stimmen der Charaktere sind sehr gut getroffen und wirken äußerst authentisch. Lediglich Fiora klingt beim Hüpfen etwa so, als würde sie gebären, aber das ist nur ein kurzweiliges Problem. Auch das Tempo, in dem die Personen reden, ist angenehm. Außerdem ist es möglich, die Dialoge weiterzuklicken, falls es einem immer noch zu langsam geht. Ansonsten läuft der Text automatisch mit und man muss nicht die ganze Zeit „A“ drücken, nur damit die Geschichte voranschreitet. Hier kann man den New Nintendo 3DS dann ruhig mal in einer Hand halten und mit der anderen in der Nase bohren oder sich unterm Fuß kratzen.

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Fazit

„Xenoblade Chronicles 3D” ist ein gutes Spiel. Es ist für Anfänger frustrierend, weil es echt ein bisschen Übung braucht, um die verschiedenen Angriffs-Kombos verstanden zu haben. Ein eingefleischter Rollenspieler wird vermutlich seinen Heidenspaß an dem Spiel haben, denn es hat alles, was ein Rollenspiel braucht: Rollenspiel-Story, Rollenspiel-Musik, Rollenspiel-Charaktere. Rollenspiel ist übrigens das Äquivalent zum Monado, denn hier leider die einzige Einschränkung: Die Story hat zwar Höhen, Tiefen, zeigt sich spannend und aufregend, aber leider geht es die ganze Zeit nur um das verdammte Monado. Die Macher hätten hier ruhig etwas weniger Wert auf das epische Schwert, als auf die Entwicklung der Charaktere legen können – aber das ist mein persönlicher Geschmack.

Selbst für eingefleischte Rollenspieler, die schon alles kennen, bietet „Xenoblade Chronicles 3D” ein einzigartiges und grandioses Kampfsystem, das so schnell nicht langweilig wird. Wie lange man Spaß an dem Spiel hat, kann ich bis jetzt noch nicht sagen, aber das Ende scheint noch zum Glück in weiter Ferne zu liegen. Also ran an die Konsolen und viel Spaß mit „Xenoblade Chronicles 3D”.

Text von Lyana

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