An welchen Spielen das Nintendo-Studio Entertainment Analysis & Development arbeitet, darüber berichteten wir zuletzt im November 2014. Zeit also für einen neuen Bericht zu diesem Thema. Immerhin arbeiten die hunderten Angestellten von EAD-Studio an zahlreichen Spielen parallel. Seit wenigen Wochen wurde das Studio allerdings mit einer anderen Nintendo-Abteilung fusioniert und heißt nun Entertainment Planning & Development, woran sicher nicht nur wir uns erst gewöhnen müssen. Weil die neue Struktur von EPD aber noch unbekannt ist, bleiben wir für diesen Bericht beim alten Wissensstand sowie vorerst bei der Bezeichnung EAD. Dafür geben wir am Ende auch einen Ausblick auf die mittelfristige Zukunft.

Was macht das Mario-Kart-Team?
Das erste EAD-Team von Hideki Konno hat seit Mario Kart 8“ kein Spiel mehr hervorgebracht. Seither hat das Team zwar zwei umfangreiche DLC-Pakete zum Wii-U-Rennspiel veröffentlicht, mehr scheint dazu aber nicht mehr zu kommen. Letztes Jahr schrieben wir an dieser Stelle, dass Konnos Team an neuen Konzepten für Wii-U-Spielen arbeite. Es hat seitdem allerdings keinerlei Neuigkeit diesbezüglich gegeben. Wir bezweifeln, dass eines dieser neuen Konzepte von Hideki Konno und Co. noch das Licht der Welt auf dem 3DS oder der Wii U erblicken wird.
Unter Hideki Konno Leitung sollen übrigens Nintendos erste Smartphone-Spiele entstehen. Sein Team hat ja auch dank „Nintendogs“ viel Ahnung von besonders massentauglichen Spielen. Zumindest einige der fünf bis März 2017 geplanten Mobile-Spiele dürften bei diesem Team entstehen.
Hipper Shooter und ruhige Simulation
Hisashi Nogami und EAD Kyoto 2 haben vor einem halben Jahr mit der Shooter-Revolution „Splatoon“ einen großen Erfolg gelandet, doch das Team ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus. Neben regelmäßigen Updates für jenen Wii-U-Titel arbeitete das Team gleich an zwei neuen „Animal Crossing“-Teilen: „Happy Home Designer“ für den 3DS und „amiibo Festival“ für die Wii U. Die Arbeiten an den zwei Spielen leitete je einer der beiden Directors von „Animal Crossing: New Leaf“. „amiibo Festival“ entsteht zudem in Kooperation mit dem „Mario Party“-Studio Nd Cube, sodass wohl nur wenig EAD-Manpower darin investiert wird.
Überdies können wir uns sehr gut vorstellen, dass EAD Kyoto 2 an einem „Splatoon“-Spiel für den (New) 3DS arbeitet. Die neuen Steuerungsmöglichkeiten und die erhöhte Rechenleistung des New 3DS scheinen uns prädestiniert dafür. So oder so rechtfertigt der große Erfolg von „Splatoon“ einen baldigen Nachfolger. Allerdings ist das pure Spekulation; es gibt keinerlei Hinweise, dass so ein Projekt wirklich in der Mache ist.

„Splatoon“ ist eines das wohl frischeste Spiel, dass EAD in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Hoffentlich stehen uns noch weitere derartige Spiele von Nintendo bevor.
Zelda-Extravaganza
Auch das dritte EAD-Team unter der Leitung von Eiji Aonuma ist sehr fleißig. Bereits seit Jahren arbeitet das Team am neuen großen Heimkonsolen-„Zelda“. Das Wii-U-Spiel wurde allerdings auf 2016 verschoben, und seit letztem Dezember haben nichts mehr davon gesehen. Irgendetwas Großes muss vorgefallen sein, dass Nintendo den Titel soweit verschiebt und ihn nicht mehr vorstellt.
Während das Wii-U-„Zelda“ sicherlich hunderte Entwickler beschäftigt, ist das nicht alles, woran EAD Kyoto 3 derzeit werkelt. In wenigen Tagen nämlich kommt „Tri Force Heroes“ für den 3DS heraus. Der Mehrspieler-Spaß nutzt die Engine von „A Link Between Worlds“ und stammt auch vom selben Team. Mitentwickelt wird es von Grezzo, dem Studio hinter „Ocarina of Time 3D“, „Majora's Mask 3D“ – und der „Four Swords Anniversry Edition“. Darüber hinaus arbeiten Nintendo und Koei Tecmo an „Hyrule Warriors Legends“, das nächstes Jahr für den 3DS herauskommen soll.
Mario, Pikmin und Star Fox
Für die 2D-„Super-Mario“-Spiele ist Hiroyuki Kimuras EAD-Team Numero 4 zuständig, und das hat eben erst den ultimativen 2D-Ausflug des Klempners hervorgebracht. „Super Mario Maker“ für die Wii U verspricht dank Level-Editor und Online-Komponente quasi unbegrenzten Spielspaß und macht neue 2D-Teile der Reihe zumindest für die nächsten paar Jahre obsolet. Serienproduzent Takashi Tezuka plant für die langfristige Zukunft aber weitere 2D-Hüpfausflüge, und möchte damit „New Super Mario Bros.“ übertreffen.
Was genau das heißen wird und wann das der Fall sein wird, ist aber unbekannt. Wir gehen nicht davon aus, dass ein solches Spiel bereits in der Mache ist, denn ein weiteres (mutmaßliches) EAD-4-Projekt steht kurz vor der Fertigstellung: „Pikmin 4“. Miyamoto höchstpersönlich bestätigte es in einem Interview, doch wann und für welche Konsole es herauskommen soll, ist unbekannt. Miyamoto zufolge soll es aber schon bald vorgestellt werden.
Tadashi Sugiyamas fünftes EAD-Team indes arbeitet seit Mitte 2014 mit Platinum Games an „Star Fox Zero“ für die Wii U, kurzfristig auf Anfang 2016 verschoben wurde. Die beiden auf der E3 2014 für die Wii U gezeigten Konzept-Demos „Project Giant Robot“ und „Project Guard“ sind währenddessen abgebrochen worden und es ist unklar, woran das Team ansonsten noch arbeitet.

Seit jeher wird EAD Tokyo mit den 3D-„Super Mario“-Spielen assoziiert. Seit „3D World“ ist zwar noch nichts neues erschienen, doch wenig überraschend arbeitet das Entwicklerteam bereits an einem Nachfolger.
Ungewissheit in Tokyo
Nintendo EAD hat neben dem Entwicklungsgebäude in Kyoto eine zweite Unterkunft in Tokyo. Woran die dortigen Entwicklerteams arbeiten, liegt aber völlig im Dunklen. Das kleine EAD Tokyo 1 etwa war zuletzt in überwachender Funktion an „Majora's Mask 3D“ beteiligt und wird in Zukunft wohl auch keine spannenderen Aufgaben übernehmen.
Das zweite EAD-Tokyo-Team wurde einst von Yoshiaki Koizumi geleitet, doch dieser ist nun stellvertretender General Manager der gesamten Abteilung und sein Team wurde von Koichi Hayashida übernommen. Seit der Veröffentlichung von „Super Mario 3D World“ arbeitet es an einem neuen 3D-„Super-Mario“, doch mehr ist dazu immer noch nicht bekannt. Seit Jahren betont Miyamoto, dass ein neuer „Galaxy“-Teil gut vorstellbar wäre, doch letztlich kann uns auch etwas völlig anderes erwarten. Auch ein weiterer „Remix“-Teil ist vorstellbar.
Neue Teams im Bunde
Erst vor kurzem verschmolz EAD mit den Entwicklungsteams von Nintendo SPD und heißt nun EPD. Was für Änderungen das im Detail mit sich brachte, ist noch unbekannt. Wir wissen nicht einmal, wie viele Unterabteilungen EPD jetzt in Tokyo hat. Was hingegen klar ist: EPD ist nun die einzige Anlaufstelle für interne Spiele zugleich ist sie jetzt noch dynamischer und flexibler. Zudem ist das Studio natürlich größer geworden; die Teams hinter Spielen wie „WarioWare“, „Metroid Fusion“, „Tomodachi Life“ oder „Rhythm Heaven“ werkeln ja nun unter dem EPD-Banner. Fortsetzungen dieser Spiele werden entsprechend künftig hier entstehen.

Seit einem Jahr ist dieses neue Nintendo-Entwicklungsgebäude unter anderem für EAD das Zuhause. Erst vor Kurzem ist die Abteilung umstrukturiert, erweitert und in EPD umbenannt worden. Wir sind gespannt, was die Zukunft für sie bereit hält!
Die Ruhe vor dem Sturm
Nachdem EAD letztes Jahr bloß eine Handvoll Spiele hervorgebracht hat, war es dieses Jahr zwar zahlenmäßig mehr. Doch die aktuellen und die kommenden Projekte sind entweder Spin-offs oder kleinere Budget-Titel, die zudem größtenteils mit externen Studios zusammen entwickelt wurden. Die völlig neuen und selbstständig entwickelten Spiele dieses Jahr waren „Splatoon“ und „Super Mario Maker“.
Abseits vom neuen Heimkonsolen-„Zelda“, das aber momentan wieder ins Reich der Mysterien zurückgekehrt ist, sowie dem mysteriösen „Pikmin 4“ lässt sich EAD, pardon, EPD für die Zukunft nicht in die Karten gucken. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Das Studio arbeitet bereits mit Hochdruck an ersten Spielen für die kommenden Nintendo-Konsolen. Etwa zwei Jahre vor der Veröffentlichung beginnt Nintendo normalerweise mit der Spieleentwicklung für die kommende Generation, und 2016/2017 ist die Zeit gewiss reif für Nachfolger von 3DS und Wii U. Hinzu kommen ja auch die Smartphone-Spiele, die zumindest zum Teil hier entstehen sollen.
Darum entwickelt Nintendo EAD – und quasi alle Nintendo-Studios – für die jetzigen Konsolen nur noch Spin-offs und kleinere Spiele, die einfach und günstig zu entwickeln sind und bereits existierendes Material wiederverwenden. Mit größeren Titeln darf wohl erst zur nächsten Konsolen-Generation gerechnet werden, und mangels konkreter Details gibt es dabei so viele Optionen, dass Spekulationen wenig zielführend sind.
Aber nach der großen Konzern-weiten Umstrukturierung 2013–2015 ist das Studio, nun größer und unter neuem Namen, zukunftssicher und dürfte viel mehr Spiele veröffentlichen als in den letzten Jahren. Unterm Strich heißt das alles: Während das Studio noch schnell und günstig letzte Spiele für die aktuelle Hardware erarbeitet, steht uns ab nächstem Jahr ein viel größerer, ambitionierterer und auch überraschenderer First-Party-Output bevor.
In unserer jeden zweiten Sonntag erscheinenden Rubrik „Inside Nintendo“ berichten wir über die Geschichten hinter Spielen, Serien, Konsolen, Studios und Personen rund um Nintendo. Eine Übersicht aller bislang veröffentlichten Ausgaben ist unter diesem Link zu finden.