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Mehr als Mario und Co.: Das Spieleangebot der Wii U

von

Tobias Schmitz

Schon wieder ist es Sonntag, eine weitere Woche geht vorbei und die Wii U-Veröffentlichung kommt immer näher. Wie schon in der letzten Woche zählen wir die letzten Wochen bis zum Start der neuen Heimkonsole mit einem speziellen Sonntags-Artikel.
Mit der Wii U versucht Nintendo, sich auf mehreren Gebieten weiterzuentwickeln. Ein mehr als offensichtliches Beispiel ist der Vorstoß ins HD-Zeitalter, aber auch im Online-Bereich möchte der japanische Konzern aufholen. Nennenswert in diesem Zusammenhang ist das soziale Netzwerk Miiverse. Gleichzeitig liegt es Nintendo am Herzen, den Videospielmarkt zu revolutionieren, wozu das GamePad entwickelt wurde. Aber all dies kann Nintendo noch so gut gelingen, wäre aber bedeutungslos, wenn das Spieleangebot nicht stimmen würde. Auf der Wii gab es das Problem, dass zwar die von Nintendo entwickelten Spiele von gewohnt guter Qualität waren, sich viele Third-Party-Entwickler aber von der Konsole abwandten oder sogar schlampig gemachte Spiele herausbrachten. Erschwerend kam hinzu, dass der neu eingeführte Downloadshop der Wii alles andere als perfekt für Indie-Entwickler geeignet war. In Kombination sorgte dies dafür, dass die meisten selbsternannten Hardcore“-Gamer nicht viel von der Wii hielten und die Konsole nicht ernstnahmen. Die Wii U soll laut Nintendo aber beide großen Zielgruppen ansprechen – „Casual“ und „Hardcore“. Essentieller Faktor dafür ist das eingangs betonte Spieleangebot, das wir jetzt, nur wenige Wochen vor dem Marktstart der Konsole, auf den Prüfstand stellen wollen.

„Mario“, „Zelda“ und darüber hinaus: Nintendo-Eigenproduktionen

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Den klassischen Kaufgrund für Nintendo-Konsolen stellen seit jeher Nintendos Eigenproduktionen dar. Auf der Wii U wird das nicht anders sein, und schon zum Systemstart der Konsole werden wir einen neuen „Mario“-Ableger bekommen – das erste „Mario“-Jump'n'Run als Launch-Spiel einer stationären Konsole seit dem N64. Ebenfalls zum Marktstart wird „Nintendo Land“ in den Ladentheken erhältlich sein, für das Launchfenster sind derzeit außerdem „Pikmin 3“, „Wii Fit U“ und „Game & Wario“ angekündigt. Davon abgesehen befinden sich ein 3D-„Mario“-Abenteuer, sowie neue Ableger von „The Legend of Zelda“ und „Super Smash Bros.“ in der Entwicklung. Dies sind Titel, die verstärkt Vielspieler ansprechen – der Haken ist, dass diese Spiele noch nicht offiziell enthüllt wurden und bis zu deren Erscheinen wohl noch einige Zeit verstreichen wird. Ein weiteres Projekt, das heiß erwartet wird, auf dessen Ankündigung die Fans aber noch warten müssen, ist das Wii-U-Spiel von den Retro Studios, den Machern von „Metroid Prime“. Auch Monolith Soft, bekannt durch „Xenoblade Chronicles“, arbeitet bereits seit einiger Zeit an einem JRPG für die Wii U. Auch hier dürfte noch etwas Zeit vergehen, bevor wir Spielmaterial sehen werden.

Fest steht, dass fast alle Nintendo-Studios und -Abteilungen an Wii-U-Spielen arbeiten oder arbeiten werden. Spannend dürfte dies für Fans insofern sein, als dass Nintendo-Reihen erstmals offiziell in die HD-Welt eintreten werden. Mit „Nintendo Land“ erwartet uns sogar eine komplett neue Nintendo-interne IP zum Konsolenstart, dennoch lüstet es zahlreichen Fans nach komplett neuen Franchises- und Figuren. Trotz mehrfacher Beteuerungen, Nintendo arbeite intern an völlig neuen Franchises, haben wir davon noch nicht viel gesehen. Mit der Wii U dürfte sich das unserer Schätzung nach ändern.

Nicht nur „Call of Duty“ und „Fifa“: Third-Party-Spiele

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Niemand wird in Frage stellen können, dass Nintendo die Wii U gut mit eigenen Spielen eindecken wird. Das größere Problem ist seit N64-Zeiten die Unterstützung seitens unabhängiger Studios und Publisher. Während der NES- und SNES-Ära, als Nintendo den amerikanischen Videospielmarkt zu bis zu 90 % dominierte, hatten Entwickler kaum eine andere Wahl, als Spiele für diese Konsolen anzubieten. Als das N64, anders als die Konkurrenz, nicht auf CD-ROMs, sondern auf Module als Speicherformate setzte und so über viel weniger Speicherplatz verfügte, wandten sich viele Entwickler zur Konkurrenz – ein prominentes Beispiel dafür ist Square Enix. Die Wii letztlich wurde von zahlreichen Third-Party-Entwicklern unterstützt, doch ist dies ein zweischneidiges Schwert, denn zu einem beachtlichen Teil handelte es sich dabei um Shovelware, deren Hersteller schnell vom Erfolg der Konsole profitieren wollten. Große Entwickler brachten nur selten hochwertige Spiele für die Wii heraus. Stattdessen bevorzugten sie in der Regel die „HD-Twins“ PS3 und Xbox 360. Dies mag vor allem darin begründet sein, dass die Wii keine HD-Grafiken produzieren kann und wesentlich weniger leistungsfähig ist. Zwar erhielten Spielereihen wie „Fifa“ oder „Call of Duty“ regelmäßig Wii-Ableger, doch lagen diese nicht selten qualitativ unterhalb der Ableger für die Konkurrenz.

Das für Vielspieler eher geringe Angebot seitens Third-Party-Entwicklern auf der Wii-Konsole verursachte, dass diese eher zur Konkurrenz griffen und die Wii daher unter „Hardcore“-Gamern recht wenig beachtet wird. Mit der Wii U möchte Nintendo weiterhin „Casuals“ ansprechen, aber gleichzeitig auch Vielspieler wieder zu sich holen. Wer eine Liste der bislang angekündigten Wii-U-Spiele betrachtet, dürfte bemerken, dass die Konsole zahlreiche aktuelle Multiplattform-Spiele erhalten wird. Große Publisher wie Ubisoft, Activision, Sega, THQ oder EA zeigen Interesse an der Konsole. „Assassin's Creed 3“, „Fifa 13“, „Call of Duty: Black Ops 2“ werden schon zum Konsolenstart erscheinen, von „Darksiders II“ oder „Batman: Arkham City“ werden sogar erweiterte Editionen das Konsolenangebot aufstocken. Andererseits gibt es zahlreiche Beispiele für 2013 erscheinende „Hardcore“-Spiele, die nicht auf der Wii U heimisch sein werden. Ist dies ein Indiz dafür, dass Nintendos Plan, die Core-Gamer wieder zurück ins Boot zu ziehen, misslungen ist?

Nicht unbedingt, das lässt sich nicht sagen. Neue Konsolen erhalten zum Beginn ihres Lebenszyklus hauptsächlich Portierungen. Einige Entwickler entscheiden sich auch dazu, eine neue Konsole nicht sofort zu unterstützen. Gründe können sein, dass Geld oder andere Ressourcen fehlen, oder aber man möchte abwarten, bis die Konsole ein Erfolg und für den Entwickler rentabel wird. Derzeit dürfte für Vielspieler auf jeden Fall die Fülle angekündigter Wii-U-Spiele im Vergleich zur Wii ansprechend sein. Dieser Trend muss sich fortsetzen, erst dann kann Nintendo die Zielgruppe der Vielspieler wieder für sich überzeugen. Da dies ein Prozess über mehrere Jahre ist, kann man das jetzt nicht einschätzen. Doch letztlich sind Portierungen nicht alles.

„Bayonetta 2“ und noch viel weiter

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Noch ein größerer Kaufanreiz für Zielgruppen aller Art sind Exklusiv-Spiele. Schon nach jetzigem Kenntnisstand beinhaltet das Wii-U-Lineup einige Exklusiv-Hits. Nennenswerte Beispiele sind „Dragon Quest X“,„ Lego City Undercover“, „Rayman Legends“ oder „ZombiU“. Das wohl umstrittenste bislang bekannte Exklusivspiel dürfte aber „Bayonetta 2“ sein. Das von Platinum Games entwickelte Spiel steht exemplarisch für zwei Spieletypen, die wichtig für die Wii U sein werden: Einerseits selbstredend Exklusivspiele, die „Hardcore“-Gamer quasi zum Kauf der Konsole „zwingen“, andererseits Spiele, bei deren Entwicklung Nintendo kooperiert und die der japanische Konzern selbst herausbringt.

Da die Wichtigkeit von Exklusivspielen den meisten Lesern wohl glasklar sein dürfte, möchten wir lieber etwas genauer auf Spiele eingehen, bei denen Nintendo als Publisher mitwirkt. Der Kyoter Konzern hat eine lange Tradition darin, mit außenstehenden Studios zu kooperieren und deren Spiele herauszubringen. Das wohl bekannteste Beispiel ist die „Pokémon“-Reihe, die von Game Freak entwickelt wird. In letzter Zeit fiel uns auf, dass Nintendo verstärkt auf diese Zusammenarbeiten setzte. Immerhin ist diese Lösung günstiger als die betreffenden Studios aufzukaufen. Auf der Wii U beispielsweise werden Tecmo Koeis Prügelspiel „Ninja Gaiden 3: Razor's Edge“ sowie „Lego City Undercover“ von Nintendo herausgebracht werden. Davon abgesehen scheint der Konzern ein Interesse am japanischen Studio Platinum Games zu haben, denn dieses liefert gleich zwei exklusive Titel, die Nintendo herausgeben wird. Die Rede ist vom eingangs erwähnten „Bayonetta 2“, sowie von „The Wonderful 101“.

Wir gehen davon aus, dass Nintendo auch diesen Trend ausbauen möchte und auf der Wii U dabei einen wichtigen Schritt machen wird. Gerade HD-Entwicklung ist sehr kostspielig und infolgedessen für Entwickler gefährlich und riskant. Besonders kleinere Studios sind auf die Unterstützung großer Publisher angewiesen. Nintendo hingegen profitiert auch, da dies eine günstige Lösung ist, man einen gewissen Einfluss über die Studios und deren Produktionen hat und für neue Exklusivtitel sorgt. Dies lockt natürlich weitere Käufer.

„Pullblox“ und Co.

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Neben Multiplattform-Ablegern und Exklusivtiteln gibt es noch einen dritten Spielesektor, den Nintendo ausbauen muss. Die Rede ist von Download-Spielen. Mit Wii- und DSiWare machte der Konzern erste Schritte, musste sich aber besonders von Indie-Entwicklern große Kritik gefallen lassen. Auf dem 3DS gestaltete man das Downloadportal, den eShop, für Entwickler attraktiver und füllte den digitalen Laden auch selbst mit hochwertigen Spielen wie „Pullblox“ oder „Dillon's Rolling Western“. Gerade in Zeiten, in denen Handyspiele eine große Konkurrenz darstellen, sind auch Indie-Spiele für Nintendos Downloadservice unverzichtbar. Nachdem die Wii, wie bereits erwähnt, für kleine Entwickler äußerst unkomfortabel war, versucht der Konzern mit der Wii U geradezu aggressiv, Indies für den eShop anzuwerben. Bislang sieht das Ergebnis recht positiv aus, wird der eShop der Wii U doch Exklusivspiele erhalten wie „Mighty Switch Force! HD“, „Nano Assault Neo“ oder „Toki Tori 2“. Auch ursprünglich auf Steam und anderen Downloadportalen heimische Indiespiele wie „Cloudberry Kingdom“, „Puddle“ oder „Trine 2“ wird der eShop enthalten. Hinzu kommen zahlreiche öffentliche Äußerungen, in denen sich Indie-Entwickler sehr überzeugt von Nintendos Wii-U-eShop zeigen.

Beyond the (Line-Up-)Sky

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Halten wir fest: Nintendo bemüht sich um Fortschritte in den Bereichen Third-Party-, Exklusiv- und Download-(Indie-)Spiele. Das bis jetzt bekannte Spieleangebot der Wii U wirkt auf uns in diesen Bereichen im Vergleich zur Wii recht überzeugend. Bislang sieht es für uns durchaus danach aus, als könne das Unternehmen das typische Spielereportoire für Nintendokonsolen erweitern. Dennoch ist für eine Konsole nicht so sehr das Startangebot wichtig. Bedeutender ist, dass die Spieleversorgung über Jahre qualitativ und quantitativ konstant hervorragend bleibt. Ob das der Fall ist, wird sich erst ganz langsam, nach und nach zeigen. Man wird dies erst dann vollständig beurteilen können, wenn sich der Lebenszyklus der Wii U dem Ende zuneigt. Wir hoffen, dass Nintendo für ein Spieleangebot sorgen wird, dass der Konkurrenz über Jahre in nichts nachsteht. Gelingt dies dem Konzern, darf man die Wiedereroberung des „Hardcore“-Marktes unserer Meinung nach als erfolgreich ansehen.

Wie interpretiert ihr die Bandbreite der bislang bekannten Wii-U-Spiele? Seid ihr der Meinung, dass sich Nintendo auf dem Weg der Besserung befindet, was den „Hardcore“-Markt angeht? Fühlt euch frei, in den Kommentaren zu diskutieren!