Anfang des Jahres ereignete sich in Japan eine Naturkatastrophe, die die gesamte Welt erstarren ließ. Ein gewaltiges Erdbeben mit darauf folgenden Tsunamis forderte tausende Menschenleben und verwüstete ganze Landstriche. Aufgrund der ungünstigen Lage Japans war dieses Szenario schon früher durchaus realistisch und wurde daher 2009 bereits in der Anime-Serie Tokyo Magnitude 8.0“ von Masaki Tachibana behandelt. Kürzlich entschloss sich Universum Anime die Serie auch nach Deutschland zu bringen.

„Tokyo Magnitude 8.0“ umfasst elf Episoden mit einer durchschnittlichen Spiellänge von je 24 Minuten und wird auf drei DVDs ausgeliefert. Die Serie beginnt mit der Ausgangslage des stark verwüsteten Tokios, welches von einem Erdbeben der Stärke 8,0 auf der Richterskala stark getroffen wurde. Die erste Folge zeigt zunächst die Zeit kurz vor dem Erbeben und stellt die dreizehnjährige Schülerin Mirai Onosawa vor. Aufgrund eines unerfolgreichen Zeugnisses, Konflikten mit ihren Eltern und zuletzt ihrem oftmals nervigen Bruder Yuki betrachtet sie ihr Umfeld nur aus einer negativen Perspektive und blickt den Sommerferien daher ernüchternd entgegen.
Als ihre Mutter ihr zudem aufträgt, ihren achtjährigen Bruder auf eine Roboter-Ausstellung zu begleiten, häuft sich ihr Unglück umso weiter. Als ihr Bruder noch ein Geschenk für den den gestrigen Geburtstag der Mutter kauft und sich anschließend auf die Toilette begibt, geht Mirai schon ein Stück vor und lässt auf einer Brücke all die schlechten Dinge in ihrem Leben vor ihren Augen vorbeiziehen. In diesem Moment wird Tokio von einem Erbeben der Stärke 8,0 erschüttert und zerstört neben allen anderen Gebäuden in der Umgebung auch die Brücke, auf der sie sich befindet, sowie das Gebäude, in dem sich vermeintlicher Weise ihr Bruder Yuki aufhält.

Geschockt von der sich soeben abgespielten Katastrophe, als auch der Tatsache, dass sich ihr Bruder noch immer in dem einsturzgefährdeten Gebäude befindet, begibt sie sich in das Einkaufszentrum und macht sich auf die Suche nach Yuki. Dabei trifft sie auf die Mutter Mari Kusakabe, die sich Mirai anschließt und ihr bei der letztendlich erfolgreichen Suche hilft.
In den folgenden Episoden machen sich die drei zu Fuß auf den Weg durch das zerstörte Katastrophe, um zu ihren Familien zurückzukehren. Konfrontiert von Ängsten aus der Gegenwart und Zukunft, entgehen die drei bedingt durch einige Nachbeben auch oftmals dem Tod. Vor allem Mirai beschäftigt sich mit den Konflikten zu ihren Eltern und insbesondere ihrem Bruder. Die Handlung von „Tokyo Magnitude 8.0“ lässt aber ebenso Platz für Rahmenhandlungen, wie die Problematik der Nahrungsversorgung und lehnt das Szenario näher an die Wirklichkeit an.

Neben den verheerenden Ausmaßen einer derartigen Katastrophe, zeigt „Tokyo Magnitude 8.0“ vor allem das dramatische Schicksal von Menschen, die innerhalb dieser Tragödie ihren Weg nach Hause suchen, ohne dabei genau zu wissen, ob dieses Zuhause noch existiert. Dabei stehen vor allem die eigenen Gefühle der Charaktere und zueinander im Vordergrund. Die pubertierende Mirai, die sich in im Streit von ihrer Familie trennte, der Bruder Yuki, der seiner Mutter beim Wiedersehen sein Geschenk überreichen möchte und die Mutter Mari, die aufgrund ihrer Arbeit zu wenig Zeit für ihre kleine Tochter hat, ergreifen schnell das Herz des Zuschauers.
Action und tiefgründige Dialoge stehen bei „Tokyo Magnitude 8.0“ keineswegs im Vordergrund, sondern vielmehr die dramatische Entwicklung und das ergreifende Ende der Serie. Vor allem die auf eine ruhige Atmosphäre konzipierte Erzählweise und die realistische Darstellung der Katastrophe sorgen für eine intensive Stimmung und lassen alle Handlungen der Charaktere als realistisch und glaubwürdig erscheinen.

In technischer Hinsicht erweist sich „Tokyo Magnitude 8.0“ als vollkommen zufriedenstellend. Einzig die Charaktere fallen ein wenig flach gezeichnet aus. Dafür beeindruckt die Szenerie des zerstörten Tokios durch eine unglaubliche detailreiche Gestaltung. Die Bildqualität der DVDs stellen ebenso komplett zufrieden, auch wenn eine Blu-ray-Variante aufgrund der HD-Ausstrahlung in Japan wünschenswert gewesen wäre. Wer an der Synchronisation zweifelt, darf auch hier beruhigt werden. Die Stimmen sind passend zu ihren Charakteren gewählt und professionell bestückt.
Fazit:
„Tokyo Magnitude 8.0“ behandelt eine erschreckende Naturkatastrophe auf ihre ganz eigene Art und lässt sich nicht von actionorientierten Katastrophen-Filmen, wie denen Roland Emmerichs, verleiten. Im Vordergrund stehen immerzu die dramatische Situation und die Geschichte der Charaktere, die oft nach einer Folge ein bedrückendes Gefühl beim Zuschauer hinterlassen. Die geschilderten Situationen sind glaubwürdig in Szene gesetzt und lassen keinen Platz für Zweifel an der Dramatik. Wer Interesse an der Thematik oder eine ernste und dramatische Serie sehen möchte, sollte den Kauf von „Tokyo Magnitude 8.0“ definitiv in Erwägung ziehen.