In den letzten Wochen stellten wir euch schon sechs Bücher über Videospiele vor, manche davon ausschließlich über Nintendo. Alle diese Bücher befassen sich aber hauptsächlich mit der Industrie hinter den
Videospielen, die Produkte selber waren eher zweitrangig. Der Gegensatz
dazu ist Vintage Games“, das vorerst letzte Buch unserer kleinen Reihe,
absolut auf die Spiele und eher weniger auf die Industrie fokussiert.

Eine objektive Bestenliste
Im Vorwort von „Vintage Games“ beklagen dessen Autoren, die
Spielehistoriker und -journalisten Bill Loguidice und Matt Barton, dass
Bestenlisten zu Videospielen, wie sie manche Websites aufstellen, nicht
wirklich objektiv seien. Daher haben sie es sich zur Aufgabe gemacht,
die wichtigsten Videospielreihen und ihre Geschichte sowie ihren
Einfluss zu sammeln.
Das Resultat ist das vorliegende Werk, das zwar relativ groß, dafür aber
recht schmal ausfällt. Doch der Schein trügt, denn mit 400 Seiten ist
es trotzdem recht umfangreich. Es gibt 25 Kapitel zu 25 Spielen und den
sich daraus entwickelten Reihen. Neben den schon im Titel erwähnten
„Grand Theft Auto” und „Super Mario” werden auch Klassiker wie „Tetris“,
„Final Fantasy“ oder „The Legend of Zelda“ beleuchtet.
Keine Liebe für Donkey Kong
Naheliegend handelt es sich hauptsächlich um etwas ältere Spiele,
erwähnt werden aber auch die aktuellen Nachfolger. Mit „aktuell“ meinen
wir vor 2009, dem Erscheinungsjahr des Buches, welches damit noch
relativ jung ist. Die Auswahl ist dabei kaum zu beanstanden. Unter den
25 Spielen befinden sich tatsächlich die bedeutendsten Klassiker, egal
für welche Konsolen und welche Genres. Bonuskapitel zu einer Handvoll
Klassiker, die es nicht mehr ins Buch geschafft haben, sind kostenlos
online verfügbar.
Etwas ungewöhnlich ist, dass es gleich zwei, oder vielmehr anderthalb,
Kapitel zur „Mario“-Reihe gibt. Eines befasst sich mit den 2D-„Super
Mario Bros.“-Spielen, während das andere sich mit 3D-Jump'n'Runs
auseinandersetzt. In Letzterem aber wird „Super Mario 64“ mit „Tomb
Raider“ verwürfelt, da die Autoren beide Spiele als Wegbereiter der
modernen 3D-Spiele ansehen. Schade auch, dass „Donkey Kong“, das
vielleicht einflussreichste Videospiel aller Zeiten, nur im Rahmen der
„Mario“-Spiele abgehandelt wird.

Bill Loguidice
Kein wirklicher „Insider Look“
„Vintage Games“ ist nicht zusammenhängend geschrieben. Stattdessen kann
jedes der 25 alphabetisch angeordneten Kapitel für sich selbst
betrachtet werden. Somit wirkt das Buch ein wenig wie eine
Aufsatzsammlung. Den im Titel propagierten „Insider Look“ vermissen wir
etwas im Buch. Vorgestellt werden die Spiele nämlich aus einer starken
Fanperspektive und ihre Geschichte wird sehr oberflächlich behandelt.
Das Buch enthält somit keine bahnbrechenden neuen Perspektiven hinter
die Kulissen der Videospiele oder Einblick in unbekanntes Wissen,
sondern ist nicht mehr als ein netter Rückblick, der sich vor allem an
jene richtet, die sich für die Spiele an sich interessieren. Dadurch ist
„Vintage Games“ sicher zugänglicher als beispielsweise „Game Over“ von
David Sheff, die Kehrseite ist jedoch, dass sich das Buch nicht
sonderlich von der Masse abzuheben vermag. Immerhin gibt es Rückblicke
zu bekannten Videospielreihen wie Sand am Meer.
Fazit
Für aktuell gerade einmal 15 € erhält man ein gut geschriebenes,
interessantes, umfangreiches Buch über Videospiele. Trotz des Titels
beleuchtet es hauptsächlich die „Vorderseite“ der Spieleindustrie,
während die Hintergründe in eben selbigen gerückt werden. Aufgrund
dessen mangelt es „Vintage Games“ an dem Besonderen, das es zu einem
Muss im Bücherregal macht. Es ist also ein nettes Buch, mehr aber auch
nicht.